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Nichts gegen Engländer

Nichts gegen Engländer

Titel: Nichts gegen Engländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Sotscheck
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hat. Letzteres dürfte sie mit den anderen Lesern gemein haben. Der
76-jährige Peter Rose war nie ein Teenager, weil von denen alles Unheil der
Gesellschaft ausgehe. Eine Julia Wooton hat sich noch nie die Beine rasiert.
Eddie Redfern, 68, hat niemals ein Buch gelesen, seit er von der Schule flog,
und will in seinem Leben auch keins mehr lesen. Herr Brooke ist 61 und hat in
seiner langjährigen Ehe noch nie gekocht. Thomas hat nie organisches Gemüse
gegessen, Kay Russell niemals etwas politisch Korrektes getan. Und ein David
hat »dieser Bande totalitärer Kommunisten, die sich als New Labour ausgeben,
noch nie irgendetwas geglaubt.« Das ist also die Nation von Rebellen.
    Ich
bin dem Club auch beigetreten und habe meine Urkunde erhalten. Ich gehöre jetzt
der Vereinigung von Menschen an, die noch nie einen Telegraph gekauft haben. Nicht mal
zum Einwickeln von »Fish and Chips«.
    Wie
wohltuend heben sich gegen diese Quarkpostillen die kleinen britischen
Lokalzeitungen ab. Man erfährt in der Rubrik »Vermischtes« ungeahnte Dinge,
die von der überregionalen Presse ignoriert werden. So berichtete ein Blatt aus
Lancaster, dass die Polizei mit Ohrenabdrücken experimentiere. Die Form der
Ohren sei so gut wie ein Fingerabdruck, sagte ein Polizeisprecher. Damit sind
Safeknacker geliefert, die mit dem Ohr am Geldschrank die Zahlenkombination austüfteln.
Die Polizei hat die Ohrentypen in drei Kategorien eingeteilt: klein, mittel und
Windsor. Okay, der letzte Satz stand nicht in der Zeitung.
    Ein
Boulevardblatt aus Sheffield schrieb, dass der exzentrische Autodieb, der die
Stadt seit Monaten unsicher gemacht habe, endlich gefasst sei und vor Gericht
stehe. Colin Sadd sei auf die schiefe Bahn geraten, weil er Autonarr sei, aber
keinen Job in einer Werkstatt gefunden habe, behauptete sein Anwalt. So klaute
er Autos, wusch sie gründlich und machte manchmal auch einen Ölwechsel. Dann
stellte er sie wieder dort ab, wo er sie gestohlen hatte.
    Viele
Gauner kommen jedoch davon, weil die Telefongesellschaft British Telecom die
Notrufe falsch vermittle, so behauptete jedenfalls eine nordirische
Lokalzeitung. Die Notrufnummer 999 gilt für Feuerwehr, Krankenwagen und
Polizei. Man muss erklären, wo es brennt, dann wird man mit der entsprechenden
Stelle verbunden. Oder auch nicht. Die Zeitung berichtete, dass jemand, der
einen Brand in Belfast melden wollte, zur Feuerwehr in Nord-Wales durchgestellt
wurde. Ein Notruf aus Schottland wurde an die Polizei im südenglischen Kent
weitergeleitet. Da kommt ein hübsches Sümmchen an Kilometergeld zusammen.
    Manchmal
stellen sich die Gangster aber so dämlich an, dass ihnen auch die verwirrten
Telefonleitungen nichts nützen. In Nottingham hat ein Carl Lancaster, der
nicht verwandt mit der nordenglischen Stadt ist, eine Tankstelle mit einer
grünen Gurke überfallen. Er richtete das Gemüse auf den Tankwart und sagte, er
werde ihn erschießen, falls er ihm nicht einen Batzen Geld gebe. Entweder war
der Tankwart kurzsichtig, oder er hatte eine Gurkenphobie. Jedenfalls gab er
Lancaster sechzig Pfund, und der machte sich mit einem Taxi aus dem Staub. Das
blieb jedoch im Berufsverkehr stecken, so dass die Polizei leichtes Spiel
hatte. Robin Hood hatte es bei seinen Raubzügen in Nottingham einfacher. Damals
gab es keine Autos.
    Bei
Lancaster kam strafverschärfend hinzu, dass man in seiner Tasche eine abgesägte
Aubergine gefunden hat. Er sitzt nun im Gefängnis, aber dank der
Labour-Regierung findet die Bürgercharta, die der Bevölkerung mehr Rechte
gegenüber Behörden einräumen soll, auch im Knast Anwendung. Jeder Gefangene, so
schrieb eine Birminghamer Zeitung, bekam einen Fragebogen zugeschickt, wie ihn
sonst nur Hotels der gehobenen Klasse ihren Gästen vorlegen. Ob man mit der
hauseigenen Wäscherei zufrieden sei, wollte die Gefängnisbehörde wissen. Wie
es mit den Freizeiteinrichtungen stehe? Wie komme man mit den Wärtern zurecht?
Und ob man die Mahlzeiten lieber in der Zelle oder außerhalb einnehmen möchte?
Die Antwort auf die letzte Frage war einstimmig: außerhalb. Und zwar mindestens
300 Kilometer.
    Eins
haben die Lokalzeitungen mit den Überregionalen und der BBC gemein: Sie machen
sich regelmäßig lustig über andere Sprachen, am liebsten über Deutsch und
Französisch. Wer kein Englisch kann, hat Pech gehabt und muss ulkige fremde
Sprachen sprechen, meinen sie hämisch. Die BBC hat bei ihren Hörern
nachgefragt, wie es ihnen ergangen sei, als sie sich im Auslandsurlaub

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