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Nichts gegen Engländer

Nichts gegen Engländer

Titel: Nichts gegen Engländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Sotscheck
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dass
Prinzip des bedruckten Abfalleimers, ist etwas für Weicheier.
    Allerdings
ist die Idee der Zerlegung des Vereinigten Königreiches gar keine so schlechte
Idee. Vor allem, wenn man Sellafield und die drei Millionen Sun-Käufer samt
Murdoch, Blair und Brown zusammenführt und die Region »No go area« tauft.
    Manchmal
führt das Blatt Kampagnen in eigener Sache. So kämpft die Sun dafür, dass britische Matrosen weiterhin Bilder von nackten Mädels in ihren
Spinden aufhängen dürfen. Das Marinekommando hat ihnen das heimlich verboten.
Aber die Sun hat es herausbekommen. Und sie schäumt vor Wut, sind die barbusigen Frauen auf
Seite drei doch ihr Markenzeichen.
    Den
39.000 Matrosen drohen Geldstrafen, falls sie das Verbot missachten. »Ein
Kriegsschiff oder irgendeine andere Einrichtung, die dem Verteidigungsministerium
gehört oder von ihm gemietet wurde, ist kein Ort für zügelloses Verhalten«,
heißt es in der schriftlichen Anordnung. »Unangemessene Bilder dürfen nicht in
Spinden oder anderen Aufbewahrungsbehältern angebracht werden.« Der
Angemessenheitstest sei der Familienstrand: Was dort nicht erlaubt sei, komme
auch auf einem Kriegsschiff nicht in Frage. Ist es tatsächlich untersagt, die
Seite 3 der Sun am Strand aufzuhängen?
    2004
wollte das Ministerium eine ähnliche Anordnung durchsetzen, gab aber nach zwei
Monaten klein bei. Damit das diesmal auch geschieht, hat die Sun zwei
Bikinischönheiten nach Portsmouth entsandt. Dort demonstrierten Ruth und Mel im
Hafen mit Plakaten, auf denen stand: »Lasst uns herein. Die Jungs brauchen uns.«
Ein Massenprotest war es nicht gerade, die beiden knapp gekleideten Frauen
waren lediglich von fünf Matrosen umringt.
    Einer
von ihnen, der 27-jährige Paul Grant, sagte: »Die Jungs sind wütend.« Der
30-jährige Lee Madden fügte hinzu: »Es wird Krawalle geben.« Und der 22-jährige
Graeme Duncan behauptete: »Diese Poster stärken unsere Moral.« Nun wird »Moral«
von britischen Soldaten anders definiert als im Lexikon. In der Deepcut-Kaserne
in Surrey im Süden Englands gehörten Vergewaltigungen von Rekrutinnen zum
Alltag. Das hat das Verteidigungsministerium in einem Untersuchungsbericht
festgestellt, den man wie das Pin-up-Verbot gerne geheim gehalten hätte. Die
Täter hatten sich in einem »Black Card Club« organisiert. Wer als Opfer
auserkoren war, fand auf dem Bett eine Spielkarte mit einem Kreuz.
    Eine
Rekrutin musste nackt - bis auf einen Gürtel, an dem leere Dosen befestigt
waren - auf dem Paradeplatz antreten. Eine andere wurde aus der Dusche gezerrt
und musste im Winter unbekleidet an einer Parade mit anderen Soldaten
teilnehmen. Die meisten Rekrutinnen trauten sich nicht, die Vergewaltigungen zu
melden, manche machten »freiwillig« mit, um auf dem Paradeplatz nicht gequält
zu werden.
    »Die
königliche Marine ist deshalb ein so großartiger Verein, weil man sich
gegenseitig respektiert«, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums
zur Kampagne der Sun. »Außerdem haben wir die Seite 3 ja gar nicht verboten.« Man
darf sie nur nicht aufhängen. Und den Sun- Chefredakteur auch nicht.
    Auf
der Website des Blattes haben die Frauen von Seite 3 einen Balken über den
Brustwarzen. Klickt man ihn an, verschwindet er. Das soll vermutlich unbedarfte
Internetsurfer schützen, die aus Versehen auf die Seite der Sun geraten und nicht mit einem blanken Busen schockiert werden sollen. Wäre das
nicht die Lösung des Konflikts? Man könnte den Mädels auch in der gedruckten
Ausgabe einen Balken verpassen, den alle Leser - außer Matrosen - wegrubbeln
dürfen.
    Die Daily Mail führt eine andere Kampagne - gegen die lasche Justiz. Es fing an mit einem
Zwölfjährigen, der seinen alten Nachbarn mit einem Cocktail-Würstchen beworfen
hat. Dann entblößten zwei junge, angetrunkene Frauen ihre Brüste vor einer
Überwachungskamera. Und schließlich wurde eine 19-jährige Studentin gestellt,
als sie im Zug nach Chester ihre mit Flipflops bekleideten Füße auf den Sitz
legte. Die Übeltäter wurden allesamt vor Gericht freigesprochen.
    Vor
allem der letzte Fall erregte die Gemüter der englischen Presse. Ein
Fahrkartenkontrolleur, an dessen Mütze eine Kamera montiert war, hatte die Tat
aufgezeichnet. Obwohl Kathleen Jennings sofort ihre Füße vom Sitz zog und sich
entschuldigte, nahm er ihre Personalien auf und zeigte sie an.
    Während
der Daily
Telegraph die Leser befragte, ob die Anklage - Jennings stand
wegen »absichtlicher Beeinträchtigung der

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