Nichts gegen Engländer
glaubten sie
an einen Einbruch, bis Shaw und Pebbles mit dem Mikrofon in der Hand aus einem
Schrank sprangen. Der Zwischenfall wurde live übertragen. Shaw und Pebble
wurden suspendiert, doch nach einer Unterschriftenkampagne der Hörer wieder
eingestellt. Der Einbruch stellte sich später als Werbegag heraus. Es hätte
»Kerrang!« weit mehr als ein paar Fensterscheiben und einen Eimer Farbe
gekostet, um landesweit in die Presse zu kommen.
Abermals
schaffte es Shaw in die überregionalen Medien, als er Jodie Marsh interviewte -
jenes erblondete Fotomodell, dass bei »Ich bin ein Star - holt mich hier raus«
tatsächlich als erste herausgeholt wurde, einen Weinkrampf bekam und die
Zuschauer verfluchte. Shaw säuselte der Blondine während der Sendung ins Ohr,
dass er für sie auf der Stelle seine Frau verlassen würde. Die saß zu Hause am
Radio und sann auf Rache. Flugs versteigerte sie den 25.000 Pfund teuren
Lotus-Sportwagen des Gatten bei Ebay für 50 Pence. Spätere Nachforschungen
ergaben, dass der Wagen von einem Freund der Familie ersteigert worden war,
doch da hatten die Medien bereits wie geplant über das rachsüchtige Luder und
ihren fiesen Ehemann berichtet.
Nur
einmal, so wünscht man sich jedenfalls, war die Vorstellung echt: Als Shaw
Oralsex mit einer Wurst imitierte, platzte die schlaffe englische Spezialität
in seinem Mund und erstickte ihn beinahe. Ein Notarzt holte ihm das Nahrungsmittel
in letzter Sekunde aus der Luftröhre. Kann man den Arzt dafür zur Rechenschaft
ziehen?
So
sind sie jedenfalls, die britischen Medien.
Gedopte Minister und die
parlamentarische
Biergruppe
Der Engländer und seine Politiker
Die
britischen Regierungsmitglieder sind die Radrennfahrer der Politik. Wie im
Radsport, so hat auch bei ihnen das erste Dopinggeständnis eine Beichtlawine
losgetreten. Offenbar setzen sie auf den Zabel-Effekt. Die Popularität des
Radlers ist nach seinem tränenreichen Doping-Geständnis sprunghaft gestiegen.
Fast
die gesamte britische Regierung hat gedopt. Als erste trat Innenministerin
Jacqui Smith an die Öffentlichkeit. »Ja, ich habe es getan«, sagte sie,
allerdings ohne dabei zabelesk zu weinen. »Es geschah, als ich auf der
Universität war. Ich halte das heute für falsch und habe es seit 25 Jahren
nicht mehr getan.« Als nächster war Schatzkanzler Alistair Darling dran: »Ich
habe es manchmal in meiner Jugend getan.«
Dann
warfen sie sich wie die Lemminge vor die Kamera: Transportministerin Ruth
Kelly, Unternehmensminister John Hutton, Staatssekretär Andy Burnham,
Gemeindeministerin Hazel Blears und Wohnungsministerin Yvette Cooper. Die
bisher letzten, die öffentlich bereuten, waren Staatssekretär John Denham und
die stellvertretende Labour-Chefin Harriet Harman. War auch Tony Blair gedopt,
als er in den Irakkrieg zog? Er bestreitet es: »Mein Vater hat es mir verboten.«
Insgesamt haben jedenfalls mindestens neun Kabinettsmitglieder gedopt.
Freilich
haben sie sich nicht mit Amphetaminen, Testosteron oder Eigenblut vollgepumpt,
sondern mit Cannabis. Die Tories würden das GeständnisHappening gerne
ausnutzen, um die letzten drei Wahlen annullieren zu lassen, aber sie können es
nicht. Zum einen gibt es Gerüchte, wonach Parteichef David Cameron sich in
seiner Jugend gar nicht erst mit solchen Kinkerlitzchen aufgehalten, sondern
gleich härtere Drogen genommen habe. Zum anderen hat ein halbes Dutzend der
Top-Tories in der Vergangenheit zugegeben, ebenfalls Cannabis geraucht zu
haben. Fünf von ihnen wollen nur ein einziges Mal an einem Joint gezogen haben,
mussten husten und fanden es widerlich.
Nur
Boris Johnson, der für das Amt des Londoner Bürgermeisters kandidiert,
erklärte, regelmäßig einen Joint durchgezogen und auch Kokain geschnupft zu
haben. »Ich erinnere mich genau«, sagte er. »Es war großartig. Aber heutzutage
ist das anders. Das Zeug ist jetzt viel stärker.« Er meint, man müsse nun einen
Strich unter die Vergangenheit ziehen. Oder eine Linie?
Jacqui
Smith, die den Beichttrieb bei Labour ausgelöst hat, will zum Beweis ihrer
Läuterung Cannabis wieder zur Droge der zweithöchsten Klasse B machen, deren
Besitz eine Verhaftung nach sich zieht. 2004 wurde es auf Klasse C heruntergestuft.
Das Kraut gehört offenbar zur Standardausrüstung britischer Innenminister.
Einer von Smiths Vorgängern, Charles Clarke hat früher Joints geraucht. Bei dem
anderen, John Reid, fand die Polizei Cannabis, das ihm jemand untergeschoben
haben müsse, wie
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