Nichts gegen Engländer
öffentlich vermutet, er habe nicht
mehr alle Tassen im Schrank, weil er zur Entgegennahme eines Umweltpreises mit
einer Entourage von 20 Dienern nach New York geflogen ist. Dafür hatte Charles
die gesamte erste Klasse eines Jumbo-Jets gebucht. Das ist ungefähr so, als ob
der »Vegetarier des Jahres« seine Ernennung mit einem zünftigen Spanferkelessen
feiert. Die Trophäe sei wahrscheinlich besonders schwer, höhnte der damalige
britische Umweltminister David Milliband, der bei seinem Amtsantritt einen
Treue-Eid auf die Krone abgelegt hatte.
Charles,
der sich freiwillig verpflichtet hat, etwas zur Verringerung des
Treibhausgasausstoßes beizutragen, hofft offenbar, dass die KlostersAbsage den
Trip nach New York aufwiegt. Dabei ist die Ökobilanz des Obergrünen, wie er
sich selbst gerne sieht, hoffnungslos versaut. Insgesamt ist Charles, der bei
ökologischen Themen gerne seinen mahnenden Zeigefinger erhebt, im Jahr 2006
fast 80.000 Kilometer geflogen. Wäre er in Linienmaschinen gereist, wären knapp
achteinhalb Tonnen Kohlendioxid zusammengekommen. Aber ein Prinz reist nicht in
Linienmaschinen.
Und
die Mutti erst recht nicht. Im Jahr legt die königliche Familie rund 170.000
Flugmeilen zurück. Was da an Prämienpunkten zusammenkommt! Außerdem
verbringen die Windsors mehrere Wochen im Jahr im Hubschrauber. Weil das
Einkommen aus den immensen Ländereien und anderen Unternehmen für das
Reisefieber Ihrer Majestät nicht ausreicht, bezuschusst jeder britische
Steuerzahler die königliche Familie mit 62 Pence im Jahr. Was zieht die
blaublütige Bagage eigentlich in die Ferne? Schließlich hat sie daheim doch
ganz passable Häuser. Allein der Weinkeller im Buckingham Palace hat einen Wert
von 400.000 Pfund.
Doch
mit der Pracht könnte es bald vorbei sein. All die schönen Schlösser bröckeln
vor sich hin, jammert die Königin. Allein um den Buckingham-Palast von Asbest
zu befreien und das Gesundheitsrisiko für die Corgis zu minimieren, waren 300.000
Pfund fällig. Falls die Steuerzahler nicht eine zusätzliche Million pro Jahr
herausrücken, sehe sie schwarz, meint Elisabeth: Dann werden die Paläste
dichtgemacht. Muss sie dann ins Altersheim? Hat sie ihre Erbschaft etwa schon
durchgebracht?
Ihre
Mutti hatte ihr außer einem gigantischen Altglascontainer mit leeren
Ginflaschen auch 70 Millionen Pfund hinterlassen - und zwar steuerfrei, weil
die Queen 1993 einen Deal mit dem damaligen Tory-Premier John Major gemacht
hatte. Da müsste eigentlich noch etwas übrig sein. Wie groß das königliche
Vermögen ist, und wer es nach ihrem Ableben bekommt, ist aber geheim. Während
die Testamente Normalsterblicher nach dem Tod für jedermannn zugänglich sind,
geht der letzte Wille eines Blaublütigen die Öffentlichkeit nichts an.
Robert
Brown, ein Buchhalter aus Jersey, findet aber, dass ihn das doch etwas angeht.
Um zu beweisen, dass er zum vermurksten Windsor-Clan gehört, benötigte er das
Testament der QueenSchwester Margaret, die er für seine Mutter hält. Er hatte
auf alten Fotos nämlich bemerkt, dass Margaret in der Zeit vor seiner Geburt
1955 zugenommen hatte. Elisabeth rückte aber weder das Testament, und schon gar
nicht eine DNSProbe heraus, sondern berief sich auf die Jahrhunderte alte
Tradition, wonach der letzte Wille der Königsfamilie tabu ist.
Das
gleiche Argument hatte die alte Schachtel bei ihrer Steuerhinterziehung
angeführt. Doch ebensowenig wie diese ist die heimliche Vererberei eine
Tradition. Sie wurde erst 1910 eingeführt, weil man sich wieder mal eine
Blamage ersparen wollte. Das ging auch lange gut, doch dann tauchte in einem
irischen Archiv das Testament von Prinz Francis auf, dem Schwager von George V.
Als er im Alter von 39 Jahren starb, hinterließ er zum Entsetzen der
Verwandtschaft seiner Geliebten Ellen Constance den Familienschmuck. Seine
Schwester Mary, die Herzogin von York, kaufte die Juwelen für damals stattliche
10.000 Pfund heimlich zurück und überredete einen Richter, die Veröffentlichung
des Testaments zu untersagen.
Irgendwie
hat sich das königliche Pack in den vergangenen hundert Jahren kaum verändert.
Eigentlich
müsste die Queen mit ihrer Steuer- und Erbschaftstrickserei den Rachen bereits
voll haben, doch sie hat auch noch Losglück: Bei einer Tombola zugunsten der Londoner
Fox-Grundschule in Notting Hill gewann sie im Sommer 2007 zwei Stück Seife und
ein Fläschchen Badesalz. Die Organisatoren hielten es zunächst für einen
Scherz, als das Los mit dem
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