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Nichts gegen Engländer

Nichts gegen Engländer

Titel: Nichts gegen Engländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Sotscheck
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nicht mal die Mühe machen, den Fall dem Parlament vorzulegen.
Aber die Regierung zeigte sich großzügig. Anfang 2007 charterte sie ein Schiff
und brachte hundert Chagossianer auf die Insel, damit sie die Gräber ihrer
Verwandten pflegen konnten. Nachdem die Friedhofsblumen gegossen waren, mussten
die Leute wieder zurück in ihre Slums auf Mauritius.
    Das
Gericht verwarf schließlich das königliche Vorrecht in diesem Fall: Schließlich
sei Blair nicht die Königin, auch wenn er sich manchmal so aufführe. Olivier
Bancoult, der Sprecher der Inselbewohner, forderte die Regierung auf, sich
endlich mal an das Urteil zu halten. Er hätte wissen müssen, wie verpudelt
diese Regierung ist. Das Herrchen aus Washington pfiff, und das Hündchen in
London legte Berufung ein.
    Am
liebsten hätte man auch die britischen Muslime nach Mauritius oder sonst wohin
verfrachtet. Weil das nicht so einfach geht, heißt das Zauberwort statt dessen
»Integration«. Die regierungsnahe Organisation »Islamic Leisure«, die sich um
die Freizeitgestaltung für Muslime kümmert, wollte damit ernst machen und
buchte einen »Muslim Fun Day« in Alton Towers in Staffordshire: Die Gärten, die
1814 vom exzentrischen 15. Grafen von Shrewsbury angelegt und 1980 zum
Vergnügungspark umgebaut wurden, sollten am diesem Tag nur für Muslime
zugänglich sein.
    Alkohol
und Zigaretten sollten aus dem Park verbannt und die Musik abgestellt werden.
Eine bekannte Fleischbrötchenkette sollte nur Halal-Burger servieren, die zehn
magenstrapazierenden Achterbahnen nach Geschlechtern getrennt werden. Die
Firma Tussaud's, der neben Alton Towers auch das Londoner Wachsfigurenkabinett
gehört, hatte versprochen, in regelmäßigen Abständen Gebetszonen mit Teppichen
einzurichten.
    Islamic
Leisure hoffte, dass mindestens 20.000 der 1,7 Millionen Muslime in
Großbritannien Eintrittskarten für den Spaßtag kaufen würden. Da aber nicht mal
tausend Tickets weggingen, musste der »Muslim Fun Day« abgesagt werden. Abid
Hussan, Sprecher von Islamic Leisure, sagte betrübt: »Normalerweise würden
Muslime nicht zu Vergnügungsparks wie Alton Towers gehen. Wir wollten versuchen,
sie in die Gesellschaft zu integrieren.« Indem man sie segregiert?
    Obwohl
der Tag ausfiel, sorgte er im Internet für erhebliche Aufregung. Ein »Fraction
Man« schimpfte auf der Website von Islamic Leisure über deren Ketzerei: »Als
Muslime dürfen wir keinen Spaß haben. Der Prophet ist schließlich auch nie in
Vergnügungsparks gegangen.« Frauen und Männer dürfen nicht interagieren,
geschweige denn im selben Satz erwähnt werden, monierte »Fraction Man«. Und
»Illuminate« fügte hinzu: »Frauen dürfen nicht ermutigt werden, die Küche zu
verlassen.« Ohnehin hätte man den Vergnügungspark für den Tag wenigstens in »Alton
Minarets« umbenennen müssen.
    Die Daily Mail zeigte hingegen ein protestantisches Brautpaar, das ausgerechnet an dem muslimischen
Spaßtag in Alton Towers heiraten wollte und nun vor der Wahl stand, ohne
Alkohol und Musik zu feiern und die weiblichen Hochzeitsgäste zu verschleiern,
oder die Hochzeit zu verschieben. Das Schwesterblatt Sun, das die Schlüsselworte jedes
Artikels durch Fettdruck hervorhebt, damit auch der schlichteste Leser die
Botschaft begreift, wetterte: »Was kommt als nächstes? Ein Einkaufstag nur für Muslime?«
    Die
Faschisten der National Front fragten sich das auch: »Das ist das England der
Zukunft«, schrieb ein Anhänger auf der Website. »Mit einem Tag nur für Muslime
in Alton Towers fängt es an.« Chris aus Bristol meinte, man müsse Alton Towers
nach einem muslimischen Spaßtag lange Zeit meiden, weil überall Bomben
herumliegen würden. Und P. K. aus Gloucestershire ärgerte sich, dass der Unfall
einer Achterbahn, bei der zwei Wochen zuvor fast 30 Menschen in Alton Towers
verletzt wurden, nicht am »Muslim Fun Day« passiert sei. Er forderte einen
Spaßtag ausschließlich für weiße Engländer, die ihren Stammbaum mindestens 250
Jahre zurückverfolgen können. Eine gute Idee: Man füllt sie mit warmem Bier ab
und verteilt kostenlos Baseballschläger.



Britanniens Antwort auf den Dalai Lama
     
    Der Engländer und sein Königshaus
     
    Ich
bin etwas nervös. Es ist meine erste Audienz bei der Queen, und ich weiß nicht,
was mich erwartet. Zumindest wohnt sie sehr schön, zentrale Lage in London,
einen Garten hinter dem Haus, ein Park gleich vor der Tür. Betritt man den
Buckingham Palace durch den Haupteingang, gelangt man in

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