Nichts gegen Engländer
zur
Verfügung zu stehen.« Das Gericht bescheinigte den Stings »beschämendes
Verhalten.«
Gordon
Matthew Sumner alias Sting wurde, so heißt es in seiner Biographie, als Sohn
eines Milchmanns in einem Vorort von Newcastle geboren. Eines Milchmanns!
Merkwürdig. Viele Prominente schreiben in ihren Biographien, dass sie Söhne von
Milchmännern seien: Stephen Roche, Tour-de-France-Sieger; A. Merkel, Politiker;
Gerhard Henschel, Schriftsteller; und sogar Maxwell Patternman, das
US-amerikanische Pendant zu Max Mustermann, über den bei Wikipedia steht: »Sohn
seiner leiblichen Eltern. Sein Vater war gelernter Milchmann.«
Was
ist eigentlich so toll an Milchmännern? Okay, Sean Connery war früher einer.
Und Tewje, der »Fiddler on the Roof«, war sicher auch kein schlechter Bursche.
Aber ansonsten sind Milchmänner das Böse schlechthin. In »Straßenalltag«,
einer US-amerikanischen Oper von 1946, klatschen ein paar Frauen über das
Verhalten von Anna Maurrant, die eine freudlose Ehe führt und sich in eine
Affäre mit dem Milchmann Sankey verstrickt hat. Am Ende werden beide
erschossen.
Oder
der Drogendealer Brian Brendan Wright, genannt »der Milchmann«, mit 890
Millionen Euro der reichste Kriminelle Englands, der zu 30 Jahren Knast
verurteilt wurde. Oder Calisto Tanzi, der größter Milchmann aller Zeiten werden
wollte. Der 65-jährige Gründer des italienischen Milchriesen Parmalat stürzte
über den dreistesten Finanzskandals Europas.
Im
Internet beschreibt ein Batzmann zehn klassische Horrorfilmrezepte. Im
»Endschocker« heißt es: »Der böse Milchmann wurde in die Pasteurisiermaschine
gestoßen, und die Milchpumpe hat ihm die Innereien rausgepumpt. Die Gefahr ist
gebannt. Cathy (die mit den dicken Hupen) und ihr Freund Jack sind von oben bis
unten mit Blut und Molke verschmiert und fallen sich glücklich in die Arme. Als
sie gehen wollen, springt der Milchmann noch einmal aus dem Tank, will nach
Cathy greifen, wird aber von zwei Schüssen aus einer Polizeiwaffe
niedergestreckt.« In der alternativen Fassung überlebt der Milchmann, doch sein
Sohn wird erschossen. Ausgestingt. Abspann, The Police spielen eine
Coverversion von »No Milk Today«.
Das
Sting-Urteil war nicht der einzige Lichtblick in der oft eher dunklen
britischen Rechtsgeschichte. Manchmal knöpfen sich die Richter sogar die
Regierung vor. So haben sie sich auf die Seite der Eingeborenen einer
britischen Kolonie geschlagen, die auf der Entwicklungsstufe von Robinson
Crusoes Neger Freitag stehen, wie die Regierung weismachen möchte.
Der
Londoner High Court bezeichnete - vierzig Jahre nach der Tat - die Umsiedlung
von 2000 Chagos-Insulanern zwischen 1967 und 1973 als »widerwärtig und
rechtswidrig«. Das Londoner Außenministerium hatte damals in einer Nacht- und
Nebelaktion die Bewohner der Inselkette im Indischen Ozean, die offiziell
»British Indian Ocean Territory« heißt, auf ein Handelsschiff verfrachtet.
Darunter waren zahlreiche schwangere Frauen, von denen einige Fehlgeburten
erlitten. Die Leute wurden in den Slums von Mauritius abgesetzt, ihre in der
Heimat verbliebenen Tiere wurden vergast. Denis Greenhill, der damalige Chef
des diplomatischen Dienstes, tat die Menschen als »ein paar Tarzans und
Freitags« ab.
Die
Vertreibung geschah auf Wunsch der USA, die auf einer der Inseln, Diego Garcia,
einen Militärstützpunkt errichten wollten. Von dort aus wurden die
Bombenangriffe auf Afghanistan und den Irak geflogen. Im Gegenzug für die
Überlassung der Insel für 50 Jahre erhielten die Briten einen hübschen Rabatt
auf die Atomraketen für ihre Polaris-U-Boote.
Ursprünglich
wollten die Amerikaner ihren Stützpunkt auf der Insel Aldabra errichten, die
ebenfalls den Briten gehört und näher an Afrika liegt. Doch auf Aldabra lebt
eine seltene Schildkrötenart. Die Einwohner von Chagos waren weniger selten,
obwohl es sie offiziell gar nicht gab: 1968 hieß es in einem geheimen
Regierungspapier mit dem Titel »Aufrechterhaltung des Märchens«, dass man
weiterhin behaupten müsse, die Chagossianer hätten nie auf der Insel gelebt.
Sie seien dort nur vorübergehend als Arbeitskräfte gewesen.
Dennoch
urteilte das Londoner Gericht, dass die Vertreibung unrechtmäßig gewesen sei.
Die Regierung erkannte das Urteil an - jedenfalls für einen Augenblick. Dann
rief US-Präsident George Bush bei seinem damaligen Mitarbeiter Tony Blair an.
Der wandte das königliche Vorrecht an und erklärte das Urteil für nichtig. So
musste man sich
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