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Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Titel: Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Miller
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setzte und den neuesten Schwung Kinder beobachtete, die zur Ouroboros-Gesellschaft gekommen waren, um eine Reinkarnationsanalyse machen zu lassen. Neben ihr vertrieb sich ein kleiner blonder Engel mit Zöpfen die Zeit damit, mit den Hacken unablässig gegen die Beine seines Ledersessels zu treten. Die Mutter saß auf der anderen Seite des Mädchens und füllte einen scheinbar endlosen Fragebogen aus. Alle paar Minuten beugte sie sich herüber, um ihrer hyperaktiven Tochter eine Frage zuzuflüstern. Haven fragte sich, ob das Mädchen sich wohl eines Tages am oberen Ende der sozialen Leiter der Gesellschaft wiederfinden würde. Oder ob sie vielleicht als Drohne enden würde. Es war unmöglich zu sagen. Haven wünschte, sie hätte sie warnen können, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass die Mutter des Mädchens auf sie hören würde.
    Junge OG-Mitarbeiter in einheitlicher schwarz-weißer Kleidung pickten einzelne Kinder aus der Gruppe heraus. Mit einem ebenso einheitlichen, leeren Lächeln im Gesicht führten sie die kleinen Jungen und Mädchen den Flur hinunter, fort von ihren stolzen Eltern.
    »Hallo.« Als Haven sich umwandte, sah sie, dass das kleine Mädchen neben ihr sie eindringlich anstarrte. »Wie heißt du?«
    »Haven. Und du?«
    »Flora.« Sie fing wieder an, gegen den Sessel zu treten, bis ihr noch eine Frage einfiel. »Warst du mal jemand anders?«
    »Ja«, erwiderte Haven. »Und du?«
    »Ja.« Der Kopf des Mädchens wippte eifrig auf und ab. »Da hieß ich Josephine. Ich hab in Afrika gelebt und ich war Wissenschaftlerin.«
    In Verbindung mit Floras kindlichem Lispeln klang diese Eröffnung nicht besonders glaubhaft.
    »Echt?«, sagte Haven. »Was für eine Wissenschaftlerin denn?«
    »Epidemiologin. Ich habe Krankheiten erforscht.«
    »Das ist aber spannend«, entgegnete Haven. Es war offensichtlich, dass jemand versucht hatte, dem Kind etwas einzupauken. Die Kleine konnte das Wort »Epidemiologin« ja kaum aussprechen.
    »Entschuldigen Sie, Miss«, unterbrach die Mutter des Mädchens sie. »Ich muss meine Tochter nur kurz etwas fragen. Flora, was hast du neulich noch mal gesagt, was Ebola ist? Es klang ein bisschen nach Hämorrhoiden.«
    Das kleine Mädchen warf Haven einen Blick zu und verdrehte die Augen. »Hämorrhagisches Fieber, Mommy. Daran bin ich gestorben«, erklärte sie Haven. »Und dabei war ich so kurz davor, ein Heilmittel zu finden.«
    »Miss Moore?« Der Rezeptionist stand plötzlich vor ihnen. Mit seiner Uniform – weißes, kurzärmliges Hemd, säuberlich gebügelte schwarze Hose und Brille mit dickem schwarzen Rand – sah er ein bisschen aus wie ein Wissenschaftler aus einem Zeichentrickfilm. »Ms Singh empfängt sie dann jetzt.«
    Sein Klemmbrett schützend an die Brust gedrückt, führte er Haven einen langen beige gestrichenen Flur hinunter. Auf dem Weg kamen sie an einem halben Dutzend Räumen mit Sichtfenstern in den Türen vorbei. In jedem Raum schien ein Erwachsener in der farblosen Uniform der Gesellschaft ein Kind zu befragen. Kurz bevor sie in einem riesigen Büro abgesetzt wurde, sah Haven noch, wie ein kleiner rothaariger Junge in Tränen ausbrach.
    »Setzen Sie sich«, wies der junge Mann Haven an. »Ms Singh wird jeden Moment bei Ihnen sein.«
    Genau wie die Lobby sah auch dieser Raum aus, als wäre er von Robotern eingerichtet worden. Der Boden war so glänzend weiß wie eine Eisbahn und das schneeweiße Wildledersofa schien noch nie mit der Haut eines Menschen in Berührung gekommen zu sein. Es gab keinerlei Schnickschnack, keine Bilder an den Wänden, nichts, was irgendwie an die Vergangenheit erinnerte. Bloß Vasen mit weißen Blumen. Der Raum wirkte so verheißungsvoll und so einschüchternd wie eine weiße Leinwand.
    Haven dachte an die Vision, durch die sie hierhergelangt war – Rebecca, die dasselbe Gebäude betreten hatte wie Padma. Warum war ihr bloß nicht aufgefallen, dass es sich um ein und dieselbe Person handelte? Jetzt, nach neunzig Jahren, würde Haven ihrer Rivalin von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Fast freute sie sich darauf.
    »Tja, ich würde sagen, das war ein wirklich glücklicher Zufall, dich einfach so auf der Straße zu finden – wenn ich denn an Zufälle glauben würde.« Padma hatte den Raum betreten. Von Nahem schien es beinahe zu viel von ihr zu geben. Zu viel Haar, zu viel Hüfte, zu viel Dekolleté, das sich im Ausschnitt ihres Kleids wölbte. Sie erinnerte Haven an eine überreife Frucht, süß und prall, aber kurz

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