Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
dem verstanden, was ich dir eben erzählt habe?«
Mit geballten Fäusten fuhr Haven zu Padma herum. »Lass lieber die Finger von mir, sonst könnte das hier gleich ziemlich unangenehm werden. Willst du das wirklich riskieren?«
Im ganzen Wartebereich war es mucksmäuschenstill. Selbst das kleinste Augenpaar war auf sie gerichtet. Padma ließ ihren Arm los, straffte die Schultern und strich sich das Haar glatt. »Ich behalte dich im Auge«, zischte sie Haven zu. »Wenn Ethan sich irgendwo auf diesem Planeten befindet, kannst du dir sicher sein, dass ich ihn finde.« Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte zurück den Flur hinunter.
Haven nahm zwei Züge, einen Bus und ein Taxi, um sicherzugehen, dass ihr niemand folgte. Alles, was sie wollte, war, sich ihren Koffer zu schnappen und die Stadt zu verlassen. Sie war nach New York gekommen, um nach Antworten zu suchen, und die hatte sie bekommen. Constance Whitman hatte sich in den falschen Mann verliebt. Und dieser Mann hatte sie ermordet. Haven fragte sich, ob ihre Visionen nun aufhören würden, nachdem sie die Wahrheit über Ethan herausgefunden hatte. Oder würde sie für immer von den Erinnerungen an den Menschen gequält werden, der Constance betrogen und ihr das Herz gebrochen hatte?
Haven kannte die Antwort. Die Anziehung – der Drang, bei ihm zu sein – war so stark wie eh und je. Sie würde für den Rest ihres Lebens gegen diese Obsession ankämpfen müssen – und vielleicht sogar noch länger.
Als sie in südlicher Richtung über den University Place ging, wurde Haven durch lautes Hupen und Stimmengewirr aus ihren düsteren Gedanken gerissen. Kurz darauf sah sie, wie Dutzende von Leuten mit Kameras den Eingang der Washington Mews belagerten. Einige drängten sich gegen das Tor, andere standen verstreut auf der Straße. Die Menge teilte sich und gab den Weg für einen schwarzen Mercedes frei. Zwei besonders waghalsige Fotografen sprangen vor das fahrende Auto und schossen Fotos durch die Windschutzscheibe. Es war nicht Iains Mercedes, aber das schien ihnen nicht klar zu sein.
»Hast du es getan, Iain?«, rief einer der Paparazzi.
»Wo ist Marta Vega?«
»Hast du schon mit der Polizei geredet?«
»Hast du sie genauso umgebracht wie ihren Freund?«
Als der Mercedes weiterfuhr, löste sich die Menge nach und nach auf. Ein korpulenter Mann mit einer Kamera stapfte an Haven vorbei zu einem Auto, das ein Stück die Straße hinunter in zweiter Reihe parkte.
»Was ist denn hier los?«, fragte Haven ihn.
»Wenn Iain Morrow noch mehr Leute umbringt, bin ich bald ein sehr reicher Mann«, rief der Mann ihr über die Schulter zu.
KAPITEL 46
H aven griff nach dem klingelnden Handy auf dem Cafétisch. Das Display zeigte eine Nummer aus Snope City an. Ihre Mutter hatte drei Nachrichten in Folge hinterlassen, und ihr Bitten war immer eindringlicher geworden. Haven müsse nach Hause kommen, flehte Mae Moore – bevor Imogene etwas tat, was sie alle bereuen würden.
Jede Nachricht versetzte Haven einen schmerzhafteren Stich als die vorige, und sie wünschte, sie könnte ihre Mutter beruhigen. Doch für dieses Kunststück wäre eine Lüge von gigantischen Ausmaßen erforderlich. Und nach allem, was sie durchgemacht hatte, wollte Haven lieber vogelfrei sein als eine Lügnerin.
»Darf’s noch was sein?« Eine Kellnerin kam an Havens Tisch. Sie war jung und hatte grellbunt gefärbtes Haar, das sie im Nacken zu einem eleganten Knoten geschlungen hatte. »Noch einen Cappuccino?«
»Ja, gern«, sagte Haven und erkaufte sich damit eine weitere halbe Stunde Aufenthalt in dem schäbigen Café ein paar Blocks vom Washington Square Park entfernt. Sie wagte nicht, sich zu rühren, bis Beau sie zurückrief. Marta Vega war irgendwas Schreckliches zugestoßen.
»Übrigens«, murmelte die Kellnerin, als sie sich über den Tisch beugte, um Havens benutzte Tasse abzuräumen. »Schon gemerkt, dass du einen Verehrer hast?«
»Einen was?«, rief Haven.
»Pssst. Da drüben an der Espressomaschine. Nein, nicht hingucken!«, zischte das Mädchen, als Haven schon Anstalten machte, sich umzudrehen. »Warte, bis ich weg bin, wenn du ihn sehen willst.«
»Kannst du mir wenigstens sagen, wie er aussieht?«, bat Haven.
»Wie ein Buchhalter?«, überlegte das Mädchen. »Oder vielleicht wie ein Bestattungsunternehmer? Auf jeden Fall ist er direkt nach dir gekommen und linst die ganze Zeit zu dir rüber. Erst dachte ich, das wäre bloß Zufall, aber du bist ja schon ’ne
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