Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
Spitzenbesätzen aus längst vergangenen Zeiten zu stammen schienen. Insgesamt waren nicht mehr als fünfzehn Menschen dort, und doch wirkte die Kirche irgendwie voll.
»Haven!« Leah winkte sie aus der ersten Reihe zu sich. »Ich möchte dir meine Mutter vorstellen. Mama, das ist Haven Moore.«
Haven sah auf eine rundliche Frau mit langem, rotem Haar hinunter, das ihr zu einem dicken Zopf geflochten über den Rücken hing. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs Frizzell.«
Die Frau erwiderte die Begrüßung mit einem herzlichen Lächeln. Sie mochte einmal hübsch gewesen sein, aber das Leben in den Bergen war hart für Frauen. »Danke, Haven. Ist ja wirklich ein feines Abschlussballkleid, das du Leah da geschenkt hast.«
»Tja, ich war ihr was schuldig, Ma’am. Letztens in der Schule hat sie mir den Allerwertesten gerettet. Und danke Ihnen allen, dass ich Ihre Kirche besuchen darf.«
»Ach, aber gerne doch«, winkte Mrs Frizzell ab. »Wir kriegen nicht viel Besuch hier oben. Ich hoff nur, dass wir dir heute auch helfen können.«
»Versuchen werden wir’s zumindest.« Das war Earl Frizzell. Er streckte eine schwielige, vernarbte Hand aus. »Schön, dich hier zu sehen, Haven. Wir wollten grad anfangen. Bist du so weit?«
»Ich weiß bloß nicht so richtig, was ich tun muss.«
Leah lachte. »Du musst gar nichts tun. Wenn du spürst, dass der Geist über dich kommt, dann lass dich einfach von ihm tragen. Den Rest übernehmen dann wir.«
Die Leute erhoben sich, als Earl Frizzell an eins der Mikrofone auf dem Podium trat und zu sprechen anfing.
»Heute Abend halten wir’s mal ein bisschen anders als sonst«, erklärte er seiner Gemeinde. »Ihr habt ja sicher alle schon gemerkt, dass wir Besuch haben. Ihr Name ist Haven, und unten in der Stadt sagen sie, sie sei von einem Dämon besessen. So nennen sie es da, wenn jemand Visionen hat und in fremden Zungen redet. Kommt euch das irgendwie bekannt vor?« Die Gemeindemitglieder kicherten. »Und da die Leute in der Stadt nicht mit der Gabe der Auslegung gesegnet sind, hat der Herr Haven in seiner Weisheit zu uns geschickt. Wollen doch mal sehen, ob wir verstehen können, was Er uns damit sagen will. Und wenn sie tatsächlich einen Dämon in sich hat, na, dann jagen wir den Kerl doch gleich zurück zum Teufel, was?«
»Amen!«, riefen die Frauen, und die Band legte los.
Es war ein bekanntes Gospelstück, aber schneller und lauter gespielt, als Haven es je gehört hatte. Die Gemeinde begann, sich hin- und herzuwiegen und ein paar Leute fingen an zu tanzen. Leah hatte die Augen geschlossen und wippte mit den Füßen im Takt. Einer nach dem anderen fingen sie murmelnd an zu beten. Die Stimmen vereinten sich zu einem Summen, während immer leidenschaftlicher getanzt wurde. Plötzlich durchbrach ein Chor fremder Sprachen die Musik. Haven sah mit wachsendem Unbehagen und Entsetzen zu. Angespannt trat sie von einem Fuß auf den anderen und wünschte sich, sie wäre irgendwo anders, nur nicht hier. Warum war sie bloß hergekommen?
»Entspann dich.« Leah Frizzell legte ihr verständnisvoll die Hand auf die Schulter. »Das hier kannst du nicht mit logischem Denken angehen, Haven. Du musst einfach loslassen. Versuch es zu spüren.«
Haven schloss die Augen und zwang sich, ihre Hemmungen zu ignorieren. Sie ließ es zu, dass die Musik ihr Bewusstsein füllte, und konzentrierte sich auf das Kribbeln in ihren Zehen, als sie zu tanzen begann. Das Kribbeln verwandelte sich in ein Brennen, das ihre Beine heraufkroch und ihren Magen umhüllte, um schließlich in ihrem Kopf zu explodieren.
»Ich liebe dich seit Hunderten von Jahren«, flüsterte eine vertraute, sanfte Stimme. Sie spürte, wie die Nervosität von ihr abfiel. »Was auch immer du dir wünschst, du sollst es haben, wenn du nur mein wirst.«
Die Musik hatte nicht aufgehört. Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass drei Gemeindemitglieder um sie herumtanzten, während Earl Frizzell und seine Nichte an ihrer Seite knieten.
»Was ist passiert?«, fragte Haven und stemmte sich auf die Ellbogen hoch.
»Du hast geredet«, sagte der Prediger. »Leah hat es für dich ausgelegt.«
»Das war kein Dämon, der durch dich gesprochen hat. Es war eine Prophezeiung. Der Herr will dir sagen, dass du in Gefahr bist«, erklärte Leah mit blassem, ängstlichem Gesicht. »Du musst die Stadt verlassen. Ich glaube, es wird ein Feuer geben.«
»Nein«, versuchte Haven sie zu beruhigen. »Dieses Feuer ist schon lange her.«
»Es wird
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