Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
damals passiert ist. Ich bezweifle, dass ich auch nur ihren Namen kennen würde, wenn ich nicht zufällig auf ihre Todesanzeige gestoßen wäre, als ich in deinem Alter war. Darin stand, dass sie ganz tragisch zusammen mit ihrem Geliebten bei einem Feuer ums Leben gekommen ist. Was ich natürlich unheimlich romantisch fand. Außerdem habe ich dort gelesen, dass sie beide Mitglieder einer Organisation waren, die sich die Ouroboros-Gesellschaft nennt und sich mit Reinkarnationsforschung befasst. Danach war ich natürlich Feuer und Flamme. Ich habe der OG einen Besuch abgestattet und alle alten Artikel gelesen, die ich bei der Historical Society finden konnte. Und dann fiel mir der Keller ein.«
»Der Keller?«, fragte Haven.
»Zu jeder Wohnung in diesem Gebäude gehören ein paar Kellerräume. Als meine Eltern hier einzogen, wollten wir ein paar Kisten dort unterbringen, aber es war alles schon total vollgestellt. Ich glaube, danach haben wir einfach nie mehr daran gedacht. Aber nachdem ich angefangen hatte, mich über Constance zu informieren, bin ich noch mal da runtergegangen.« Frances hielt kurz inne und nippte an ihrem Tee. »Und Bingo!«
»Was haben Sie gefunden?«, fragte Haven begierig.
»Constances gesamte Besitztümer. Ihre Eltern müssen alles zusammengepackt haben, was das Feuer nicht zerstört hat, und dann haben sie es hier in den Keller gebracht. Da unten waren Kisten über Kisten voll mit diesen verrückten Zwanzigerjahrekleidern mit den schönsten Perlenstickereien, die ich je gesehen habe. Ich glaube, sie hat sie vielleicht sogar selbst geschneidert. Und es gab Fotos von ihr mit ihrem Freund und irgendwelchen Leuten von der OG. Ich habe sogar ein paar alte Liebesbriefe gefunden.«
»Von Ethan?«
Frances’ Augen funkelten. Sie wusste definitiv ein paar saftige Einzelheiten. »Das glaube ich nicht. Keiner der Briefe war unterschrieben. Wer auch immer sie geschrieben hat, hat verzweifelt versucht, sie für sich zu gewinnen. Und soweit ich weiß, hat Ethan sich dafür nie so anstrengen müssen.«
»Dürfte ich die Briefe vielleicht mal sehen?«, fragte Haven.
»Natürlich – wenn ich sie noch hätte.«
»Wo sind sie denn?«, wollte Haven wissen.
»Weg. Ein paar Monate nachdem ich den ganzen Kram gefunden hatte, sind die Kellerräume des Gebäudes ausgeraubt worden. Unsere Nachbarn haben unglaublich wertvolles Mobiliar verloren. Und die Kisten von Constance wurden auch alle mitgenommen.«
»Warum sollte denn jemand einen Haufen alter Briefe und Kleider stehlen?«
Frances kickte einen Flipflop von sich und stellte ihren nackten Fuß auf den Rand eines Blumentopfs. »Ich glaube, die Diebe wussten ganz genau, wonach sie suchten. Diese Kleider waren bestimmt eine ganze Stange Geld wert. Man konnte die Typen sogar auf den Filmen der Überwachungskameras sehen. Ich hab sie mir selbst angeschaut. Zwei ziemlich professionell aussehende Männer haben den ganzen Kram auf einen Laster geladen, der draußen geparkt war. Und sie haben Fingerabdrücke hinterlassen. Man sollte meinen, die Polizei hätte sie mittlerweile schnappen müssen, aber wir haben nie wieder was davon gehört.«
»Und was ist mit dem Sammelalbum, das Sie der Gramercy Park Historical Society gestiftet haben?«, fragte Haven. »Wie kommt es, dass das zurückgelassen wurde?«
»Gramercy Park Historical Society? Nie gehört. Du meinst sicher die New York Historical Society. Aber die Diebe haben das Album auch nicht zurückgelassen«, erklärte Frances. »Soweit ich weiß, hat es Constance nie gehört. Ich habe es irgendwann in den Neunzigern auf einem Trödelmarkt in der Fifth Avenue gefunden. Der Typ, der es mir verkauft hat, meinte, es stammte aus dem Nachlass von irgendeiner reichen alten Schachtel – das hat er gesagt, nicht ich. Ihren Namen wusste er nicht. Er ist einfach davon ausgegangen, dass sie den Fall damals verfolgt hat.«
Diese Informationen musste Haven erst einmal sacken lassen. »Und was denken Sie über die Artikel in dem Buch?«, fragte sie schließlich. »Glauben Sie, Ethan Evans könnte Constance ermordet haben?«
»Auf keinen Fall«, erwiderte Frances und schüttelte energisch den Kopf. »Ich glaube, Constance und er waren unsterblich ineinander verliebt. Ich bin sechsunddreißig Jahre alt, Haven, und ich war schon dreimal verheiratet. Und auch wenn alle meine Ehemänner sich letztendlich doch als totale Idioten herausgestellt haben, bilde ich mir ein, dass ich wahre Liebe erkenne, wenn ich sie sehe.
Weitere Kostenlose Bücher