Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman

Vielleicht hältst du mich jetzt einfach für eine hoffnungslose Romantikerin. Aber ich habe den Polizeibericht gelesen. Constance und Ethan sind eng umschlungen gestorben. Als die Feuerwehrleute sie fanden, umklammerten sie sich noch immer. Klingt das für dich vielleicht nach Mord?«
    »Nein«, musste Haven zugeben. Irgendetwas, das sie schon vollends verschwunden geglaubt hatte, regte sich tief in ihrem Inneren. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Genau«, erwiderte Frances mit einem zufriedenen Lächeln. »So. Und jetzt, nachdem ich dir alles gesagt habe, was ich weiß, könntest du mir mal verraten, warum du wirklich hier bist, Haven Moore.«
    Haven war überrumpelt. »Wie bitte?«
    »Ach, komm schon«, lachte Frances gespielt beleidigt. »Blue Mountain High School? Wer soll das denn glauben?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, stammelte Haven und stand auf.
    »Bitte, bleib sitzen«, drängte Frances. »Keine Sorge, du kannst mir vertrauen. Seit ich das erste Mal von Constance gelesen habe, warte ich darauf, dass sie eines Tages hier aufkreuzt. Und jetzt kommt ein Mädchen aus Tennessee und löchert mich mit Fragen über meine Cousine, die neunzehnhundertfünfundzwanzig gestorben ist? Das kann ja wohl kein Zufall sein.« Sie hob erwartungsvoll eine Augenbraue. »Also, leg los!«
    »Ich … ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir hören wollen, Ms Whitman. Ich glaube, Sie haben vielleicht zu viele Bücher über Reinkarnation gelesen. Danke für Ihre Hilfe, aber ich habe gleich noch einen Termin.«
    »So ein Ärger aber auch«, sagte Ms Whitman, die ihr offensichtlich kein Wort glaubte. »Na gut. Dann versprich mir wenigstens, dass du mich noch mal besuchen kommst, wenn du mit deinen ›Recherchen‹ fertig bist.«
    »Versprochen«, log Haven. Ihr war ein bisschen schwummrig. Sie würde gleich eine Vision bekommen, und sie musste all ihre Willenskraft aufbieten, um aufrecht stehen zu bleiben.
    Nachdem sie das Andorra fluchtartig verlassen hatte, überquerte Haven orientierungslos eine Straße und stolperte in den Central Park, in der Hoffnung, dass sie es bis zu einem ruhigen Fleckchen schaffen würde, bevor die Vision über sie hereinbrach. Am Ufer des Sees ließ sie sich ins Gras fallen – genau wie Constance es hunderte Male vor ihr getan haben musste. Dann wurde es dunkel um sie.
    Sie spürte, wie der Sitz unter ihr schwankte und begriff, dass sie sich in einem Boot auf dem See befand. Der Himmel war schwarz und sternenlos. Ein zischendes, pfeifendes Geräusch erfüllte die Luft, dann explodierten Lichter über ihr. Rings um sie spiegelte sich das Feuerwerk auf der dunklen Wasseroberfläche.
    In der Woche, die sie nun aus Europa zurück waren, hatte Constance jede Minute an Ethans Seite verbracht. Endlich hatte sie das Leben gefunden, nach dem sie die ganze Zeit gesucht hatte. Sie hatte ihm geglaubt, als er ihr gesagt hatte, dass sie füreinander bestimmt waren. Und doch nagte ein kleiner hartnäckiger Zweifel an ihr.
    »Wie lange kennst du Rebecca schon?«, fragte sie. Sie hatte genau gesehen, wie Rebeccas schönes Gesicht aufleuchtete, wenn Ethan den Raum betrat.
    »Seit gut einem Jahr, würde ich sagen.«
    »Sie ist in dich verliebt, nicht wahr?«
    »Das glaubt sie zumindest«, erwiderte Ethan.
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass sie mich mit jemandem aus ihrer Vergangenheit verwechselt.«
    »Passiert so was öfter?«, fragte Constance, und eine Spur von Beunruhigung schlich sich in ihre Stimme.
    »Es kann passieren«, erklärte er. »Aber uns nicht.«
    Ethan ruderte das Boot in die Mitte des Sees und schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen, bevor er die Flamme der Laterne ausblies, die sie mitgebracht hatten.
    »Komm hier rüber, Constance«, verlangte er.
    »Es ist dunkel«, sagte sie.
    »Was glaubst du denn, warum ich dich hergebracht habe?«
    Sie spürte Finger um ihre Taille, bevor sie von einem Paar starker Arme in die Mitte des Boots gezogen wurde. Wasser schwappte gegen die Wände, als sie in seinen Schoß fiel. Was, wenn das Boot nun kenterte? So was kam häufiger vor. Genau dieselbe Situation war schon einmal einem Mädchen zum Verhängnis geworden und es war ertrunken. Aber Constance konnte der Versuchung trotzdem nicht widerstehen.
    Als Haven erwachte, hörte sie das Plätschern von Booten, die über das Wasser gerudert wurden. Irgendwo weit entfernt lachte ein Mädchen, und Haven stellte sich Constance und Ethan vor, die auf dem See dahinglitten, ihre Silhouetten in