Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
zusammen gesehen zu werden, während Jeremy noch im Leichenschauhaus lag.
Haven starrte finster auf Iains Hand, die über die blasse, nackte Haut in Marta Vegas tiefem Rückenausschnitt strich. Kaum zu glauben, dass diese Hand zu dem Menschen gehören sollte, den sie in Rom gekannt hatte. Aber Haven wusste, dass die Wahrheit irgendwie immer dann ans Licht kam, wenn sie nicht damit rechnete. Wieder einmal sah sie den wahren Iain Morrow. Und der wahre Iain Morrow – derjenige, der die Klatschspalten füllte und für Paparazzi posierte – war ein Lügner und Frauenheld.
»Was hältst du davon?« Haven schreckte auf, als sie die Stimme einer Frau hörte. Zu ihrer Rechten, direkt hinter einer Säule, stand ein Paar und sah sich eines von Marta Vegas Gemälden an. Das Foto auf der Seite der OG wurde Padma Singhs Schönheit nicht gerecht. In Wirklichkeit war die Präsidentin der Gesellschaft einfach überwältigend, mit ihren veilchenblauen Augen, dem dichten schwarzen Haar, das ihr bis über die Schultern hinunterwallte, und dem Körper einer Göttin. Während die meisten Männer im Raum Padma beäugten, wanderte Havens Blick zu ihrem Begleiter – einem adretten jungen Mann im perfekt geschnittenen Anzug. Mit seiner klobigen schwarzen Brille hätte sie Adam Rosier fast nicht erkannt. Bevor die zwei sie entdecken konnten, schlüpfte Haven wieder zurück hinter die Säule.
»Die Qualität ihrer Arbeiten hat stark abgenommen«, hörte sie Adam mit seiner Nachrichtensprecherstimme sagen. »Die Pinselführung ist schlampig, die Farben sind widerwärtig, und alles andere ist geradezu bedrückend primitiv.«
»Und das Thema?«, fragte Padma. In ihrer Stimme lag ein Anflug von Nervosität.
»Das Thema ist das einzig Interessante in diesem Durcheinander«, stellte Rosier fest. »Allerdings zeigt diese Wahl auch deutlich, wie sehr ihr Bewusstsein bereits von den Drogen zerfressen ist.«
»Ja, Martas Werke werden immer provokanter, nicht wahr?«, stimmte Padma zu. »Vielleicht sollten wir sie fragen, woher sie ihre Inspiration nimmt.«
»Ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Ich würde noch nicht mal davon ausgehen, dass sie es überhaupt weiß. Aber die Ausstellung muss geschlossen werden, bevor es allzu peinlich wird. Das Geld, das in die Galerie fließt, sollte für sinnvollere Zwecke eingesetzt werden.«
Adam hatte die Macht, Marta Vegas Ausstellung zu schließen? Havens Herz raste. Wenigstens diesmal hatte sie mit ihrem Instinkt richtig gelegen – Adam war irgendjemand Wichtiges. Ihre Neugier verlangte nach einem weiteren Blick auf sein Gesicht, aber Haven wusste, dass sie das Risiko besser nicht eingehen sollte.
»Es ist Iain Morrows Geld«, hörte sie Padma zu Adam sagen. »Die Gesellschaft hat keinen Cent für das hier bezahlt.«
»Dann sollten wir eventuell in Betracht ziehen, unsere Verbindung zu Mr Morrow ebenfalls zu lösen«, erwiderte Adam schonungslos. »Ich fürchte, er hat hier ein ziemliches Chaos angerichtet.«
»Mag sein – aber müssen wir wirklich so hart zu ihm sein, Adam?« Padmas Stimme klang plötzlich zuckersüß. »Ich persönlich betrachte Iain noch immer als wertvolles Mitglied der Ouroboros-Gesellschaft.«
Haven konnte nicht mehr widerstehen. Sie linste um die Säule herum und sah, wie Rosier der Frau ein geradezu grausames Lächeln schenkte.
»Du fällst doch immer wieder auf ein hübsches Gesicht rein, stimmt’s, Padma?«
Padma zuckte zusammen. »So ist es diesmal nicht. Ich möchte nur nicht zu voreilig handeln, was Iain angeht. Ich weiß, dass er für diese Ausstellung verantwortlich ist, aber meinst du nicht, wir sollten ihm wenigstens die Chance geben, wiedergutzumachen, was er angerichtet hat?« Sie stellte die Frage vorsichtig, als fürchtete sie sich vor der Antwort. »Er fragt ständig, wie er mehr Punkte verdienen kann.«
Rosier schien über den Vorschlag nachzudenken. »Meinst du, Iain würde tatsächlich so weit gehen, um Mitglied der OG bleiben zu dürfen?«
»Ja«, bekräftigte Padma und atmete auf. »Ich bin mir ziemlich sicher, das würde er.«
»Dann sollten wir keine Zeit verlieren«, sagte Rosier.
»Ich spreche gleich morgen mit ihm«, beteuerte Padma.
Die beiden gingen weiter zum nächsten Bild, und Haven blieb, wo sie war. Iain hatte sich aus der Menge gelöst, um Padma zu begrüßen. Über dem Geplapper der anderen Gäste konnte Haven nicht hören, was er sagte, aber sie sah, wie er der Präsidentin der OG seinen Arm anbot. Haven duckte sich
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