Nichts ist endlich - Miller, K: Nichts ist endlich - The eternal ones - What if love refused to die: Jugendroman
zurück, um nicht getroffen zu werden, und wurde so von ihr verdeckt.
»Ich hab dich überall gesucht.« Das war Iains Stimme. Sein Flüstern klang barsch und eindringlich. »Komm jetzt, da sind ein paar Leute, die sich mit der Künstlerin unterhalten wollen.«
»Muss das sein?«, protestierte Marta. »Die Bilder kann doch sowieso keiner leiden.«
»Woher willst du das wissen, wenn du den ganzen Abend mit keiner Menschenseele redest?«, schimpfte Iain. »Muss ich dich wirklich daran erinnern, wie viel hier auf dem Spiel steht?«
»Du warst doch derjenige, der diese Ausstellung unbedingt wollte«, beschwerte sich Marta, aber Haven hörte, wie sie auf die Tür zuging. Sie drehte sich noch einmal zu Haven um. »Kommst du mit rein?« Haven schüttelte stumm den Kopf. »Tja, dann: Schön, dich kennengelernt zu haben. Wenn dir meine Sachen wirklich gefallen, guck doch später mal an den Mülltonnen, da stehen sie dann wahrscheinlich rum.« Damit verschwand sie.
»Mit wem redest du da?«, wollte Iain wissen.
»Ach, nur so ein Mädchen, das ich da draußen kennengelernt hab.« Martas Stimme ging bereits im Partygeplauder von drinnen unter. »Keine Sorge, niemand von der Gesellschaft.«
Als die Tür zufiel, blieb Iain draußen stehen.
»Hallo?«, rief er. »Ist da jemand?«
Haven spähte aus ihrem neuen Versteck hinter der Mülltonne der Galerie hervor und sah Iains müde Augen über jeden Zentimeter der Gasse wandern. Er drehte ruckartig den Kopf, als vom Müll her ein Rascheln erklang, und sah einer dicken Ratte hinterher, die über das Pflaster flitzte. Endlich überzeugt, dass Martas neue Freundin nicht mehr als ein drogenbedingtes Hirngespinst war, klopfte er an die Galerietür. Diese öffnete sich sofort, und er verschwand wieder im Gebäude.
KAPITEL 42
H aven kochte vor Wut.
Sobald sie zu Hause ankam, widmete sie sich als Erstes dem Vergnügen, die Toilette mit Iains Zahnbürste zu schrubben und Speiseöl in sein Shampoo zu mischen. Dann stopfte sie – das Schicksal und Frances Whitman verfluchend – ihre Sachen in ihren Koffer. Irgendwie hatte die Frau genau die Worte gefunden, nach denen Havens Herz sich gesehnt hatte. In dem Moment, als Frances ihr versichert hatte, dass Ethan Constance geliebt hatte, war Havens Abwehr in sich zusammengebrochen und sie war zu Ethan zurückgekehrt, vollkommen schutzlos und verwundbar. Für diese Dummheit würde sie jetzt büßen müssen.
Doch Haven ging nicht, als ihr Koffer fertig gepackt war. Sie setzte sich bloß hin und starrte ihn an. Sosehr sie der Gedanke zu bleiben auch schmerzte, sie konnte nicht gehen. Constance hatte sie nach New York geführt. Haven war aus einem ganz bestimmten Grund hier, und sie würde nirgends hingehen, bevor sie nicht herausgefunden hatte, was dieser Grund war.
Trotzdem war der Schmerz schlimmer, als sie es je für möglich gehalten hatte – auf einen solchen Schlag war sie kein bisschen vorbereitet gewesen. Zum ersten Mal verstand Haven, wie ihre Mutter sich gefühlt haben musste, als sie die Wahrheit über Veronica Cabe herausfand. Wenn Liebe derart Schreckliches anrichten konnte, dann wollte Haven nichts mit ihr zu tun haben.
Um drei Uhr morgens döste sie schließlich vor dem Fernseher ein. Es war ein unruhiger Schlaf, voller dunkler Bilder aus Marta Vegas Ausstellung. Doch in ihren Träumen befand Haven sich innerhalb der Gemälde – völlig machtlos gegenüber den Kräften, die dort entfesselt worden waren. Sie war nicht in der Lage, Ordnung in das Chaos zu bringen.
Iain weckte sie mit einem Kuss.
»Wo warst du?«, fragte sie mit belegter Stimme und betete, dass er ihr die Wahrheit sagen würde.
»Na, essen mit meinem Anwalt.« Iain hob sie von der Couch und trug sie nach oben ins Schlafzimmer. Entgegen seiner Vorstellung auf der Party wirkte er bemerkenswert nüchtern.
»Wie spät ist es?«
»Spät.«
»Und du warst bis um diese Zeit mit irgendeinem alten Anwalt unterwegs?«
»Wir hatten eben viel zu besprechen«, erwiderte Iain.
»Was denn zum Beispiel?«
»Hallo, wer ist denn da so neugierig? Was soll das heißen, ›Was denn zum Beispiel?‹ Willst du wirklich was über meine langweiligen Rechtsangelegenheiten hören?«
»Ich will die Wahrheit hören«, erwiderte Haven. Irgendwo tief in ihrem Inneren glaubte sie noch immer fest daran, dass es für alles eine ganz einfache Erklärung gab.
»Die hab ich dir doch gerade gesagt.« Er log so mühelos, dass es sie innerlich zermalmte. Sie wollte ihn anschreien,
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