Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)
unpassend. Leider hat man bei der Drogeriemarktkette Schlecker versäumt, sich darüber beizeiten Gedanken zu machen. Denn durch ein gekonntes Kritzeln der Lettern »AR« vor den Firmennamen des Drogerie-Multis ergab sich zu Lebzeiten der Ladenkette ein nicht ganz unzotiger, aber höchst amüsanter Wortwitz.
Schwarz jedenfalls besann sich deswegen seines Vaters, der in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts Teilhaber der Südfrüchte-Großhandlung Lidl & Co in Heilbronn wurde, die fortan Lidl & Schwarz hieß. Da nun vom ursprünglichen Lidl-Clan aber niemand mehr im Konzern arbeitete, kaufte Schwarz junior einem gewissen Ludwig Lidl, Berufsschullehrer im Ruhestand, die Namensrechte für 1000 Mark ab.
Auch bei internationalen Produkten stehen Akronyme hoch im Kurs. Eines der bekanntesten mag die Zitronen-Limonade Sprite sein. Sprite setzt sich aus den englischen Wörtern spri nkle (»spritzen«) und li te (»leicht«) zusammen. Fanta, die ungeliebte und überzuckerte kleine Schwester von Coca-Cola und Sprite, setzt sich hingegen aus gar nichts zusammen, ist aber immerhin eine deutsche Wortschöpfung und leitet sich scheinbar von Fanta sie ab. Tja nun.
Bevor ich diesen wichtigen Fakt zu erwähnen vergesse: Sonderformen des Akronyms sind übrigens das Apronym und das Backronym. Ersteres bezeichnet eine Zusammenrottung von Anfangsbuchstaben, die dann ein bereits existierendes Wort ergeben, wie beispielsweise » P rima L eben u nd S paren«, der Slogan der völlig zu Unrecht eingestampften Supermarktkette Plus oder die » El ektronische St euer- Er klärung« ELSTER, ein etwas unglücklich gewähltes Apronym, das die Finanzbehörden mehr als nötig in den Ruch eines diebischen Vogels stellt.
Backronyme – nicht zu verwechseln mit rekursiven Akronymen – wiederum deuten oft auf humorvolle Weise die einzelnen Buchstaben bestehender Begriffe um. So was wie Fiat ( F ehler i n a llen T eilen) oder Team ( T oll, e in a nderer m acht’s).
Und weil es eben kein anderer macht, habe ich mir für den nächsten Abschnitt eine besonders knifflige Aufgabe gestellt. Sie lautet: Finde einen positiv konnotierten Rekord über Sachsen-Anhalt. Ich gestehe – auch das schlechte Gewissen nagte an mir, weil ich mich über das Lutherland bisher eher unfreundlich geäußert habe (Seite 11, 14, 77 und an etlichen Stellen, die dem Lektorat zum Opfer fielen). Selbstgeißelung durch eine schier unlösbare Aufgabe. Buße. Abbitte. Abbitte? Buße? Luther? Sehr passend, denn hier kommt er, der Rekord: Sachsen-Anhalt ist das Bundesland mit der höchsten Dichte an Autobahnkirchen bundesweit! Auf (noch) 2,3 Millionen Einwohner kommen vier Drive-in-Tempel, da können die Bayern mit sechs Kirchen auf zwölf Millionen Einwohner nur neidvoll saaleabwärts blicken auf das Land der Frühaufsteher und der high pray-in density.
Wie aber kommt es nun zu dieser ungeheuren Dichte an Autobahnkirchen zwischen Burgenlandkreis und Altmark? Die Erklärung hierfür ist leider profaner, als es sich die Anhänger und Nachfahren Luthers vielleicht wünschen mögen. Lassen sie es mich vorsichtig erklären: Viele Dörfer in Sachsen-Anhalt sind für junge Menschen nicht sehr attraktiv. Direkt neben einer Autobahn zu wohnen, ist nirgendwo attraktiv. Und auch die Kirche im Grundsätzlichen hat, ääähm, in letzter Zeit gewisse Attraktionsschwierigkeiten. Diese Kombination sorgt dafür, dass also an Sachsen-Anhalts Schnellstraßen nicht etwa zusätzliche Sakralbauten für den Reisenden entstanden sind, sondern bereits bestehende Dorfkirchen sozusagen umfirmiert wurden für ein Schnellgebet auf dem Transit, so wie aus ehemaligen Tankstellen gerne Getränkeshops werden und aus Landgasthöfen Puffs.
Jetzt habe ich natürlich was losgetreten! Nu will jedes Bundesland einen absurden Rekord haben. Also gut. Fangen wir in Schleswig-Holstein an, ganz und gar ohne das Thema wechseln zu müssen. Es handelt sich hier um das größte Flächenland der Bundesrepublik ganz ohne Autobahnkirche. Der durchreisende Däne muss sich auf der A7 mit seinem Gebet bis hinter Kassel gedulden, um einen adäquaten Ort zum Absetzen zu finden.
Hamburg hingegen kann sich damit rühmen, so viel Hausmüll in Kilo pro Einwohner zu produzieren wie kein anderes der sechzehn Länder. Zum Vergleich: Der wegwerffreudige Hansestädter verursacht fast 2½-mal so viel Kehricht wie ein Baden-Württemberger.
Nach Niedersachsen geht ein anderer Pokal mit unerfreulicher Gravur. Nirgendwo sonst kommen
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