Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)
ausgehen, dass die Bevölkerung mit der Lösung leben kann.
Auch die Kreise Uckermark und Uecker-Randow (Sie wissen jetzt, welcher in welchem Bundesland liegt) führen eine friedliche Koexistenz. Was man ja in Deutschland nicht von allen Nachbarn behaupten kann. Oft gibt es neben einer großen, bedeutenden Stadt ein hässliches Entlein, das im Schatten der Metropole sein Dasein fristet. Leverkusen neben Köln zum Beispiel. Neuss leidet unter Düsseldorf. Offenbach kommt nicht gegen Frankfurt an und Erlangen nicht gegen Nürnberg. Selbst zwischen Saarbrücken und dem bereits geschmähten Völklingen könnte diese Regel zur Anwendung kommen. Hamburg stellt in dieser Reihe eine Ausnahme dar: Hier war man blöde genug, das hässliche Nachbarsentlein Bergedorf gleich einzugemeinden.
Aber noch mal zurück zu Leverkusen. Die ist aber auch wirklich ein Knaller, diese Stadt. Markiert in anderen urbanen Konglomeraten ein Marktplatz, eine Kirche oder ein Schloss den Mittelpunkt der Stadt, ist es in Leverkusen ein Autobahnkreuz. An das Kreuz Leverkusen schließt sich nach drei Kilometern das Kreuz Leverkusen-West an, das beim Befahren durch eine geradezu kafkaeske Straßenführung brilliert. In dieses Autobahnkreuz hat man im Jahr 2005 übrigens eine Landesgartenschau integriert. War romantisch.
Auf Neuss konnte ich mich bei meinem Besuch gar nicht richtig konzentrieren, weil ich damit beschäftigt war, mich in der Fußgängerzone nicht von einer Straßenbahn erfassen zu lassen. Der Rest der Stadt hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, jedenfalls keinen positiven.
Offenbach ist ja ein ganz besonderes Schatzkästchen im Reigen der schmucklosen Nebenan-Städte. Das Herz dieser pulsierenden Metropole rund um Rathaus und Marktplatz besteht gefühlt nur aus Beton. Bis zu ihrem Abriss fand der Wochenmarkt unter einer unbenutzten Fußgängerbrücke aus Beton statt, dafür reichte das Angebot in dieser schummrigen Ecke allerdings auch von Kohlrabi bis Kokain. Mit dem unterirdischen Bau einer S-Bahn-Strecke ergab sich in den neunziger Jahren die einmalige Chance, eine große Einfallstraße in Offenbach grundlegend umzugestalten. Man bestellte dafür geschätzte 5000 blaue Straßenlaternen, ein wenig Kunst für den öffentlichen Raum und drei sinnlose Kreisverkehre. Schöner ist es dadurch kaum geworden, aber man hat im Stau jetzt länger Zeit, die ganze Pracht in sich aufzusaugen.
Das fränkische Erlangen erkennt man an den Hochhäusern auf der linken Seite, wenn man sich auf der A3 Nürnberg nähert. Ich gebe zu, ich war noch nie dort. Aber was soll man von einer Stadt erwarten können, die mit einem Signet für sich wirbt, das fünf mal fünf Quadrate zeigt, wovon eines (das fünfte in der dritten Reihe) fehlt?
Die tiefere Bedeutung ist Ihnen sicherlich nicht entgangen: Das fehlende Quadrat symbolisiert die Offenheit der Stadt – und die schon vorhandenen 24 Vierecke erinnern laut Erlanger Stadtlexikon an die »wiederholte Aufnahme von Flüchtlingen und Zuwanderern aus dem In-und Ausland sowie deren große Bedeutung für die Entwicklung der Kommune«. Da haben meine Freunde aus der lustigen Welt der Werbeagenturen aber mal wieder voll zugeschlagen.
Viel zu selten sieht man dagegen heutzutage noch die echten, historischen Wappen einer Stadt. Meistens nur auf dem Briefumschlag, wenn das Ordnungsamt einen Strafzettel schickt. Das mit Abstand häufigste Tier in deutschen Wappen ist der Löwe, was ja nun seltsam ist, weil gerade Löwen in Deutschland noch nie gelebt haben. Gern genommen werden auch Adler und Pferd, Fisch ist eher selten, aber dennoch hier und da zu finden. Herzallerliebst ist das Wappen des Brandenburgischen Luckenwalde, auf dem ein Pelikan seine vier im Nest sitzenden Jungen füttert. Nebenan in Cottbus schwebt über einem backsteinernen Stadttor ein Krebs. Die Flagge des Schleswig-Holsteinischen Kreises Stormarn erkennt man an einem geifernden Schwan in Kampfstellung, der eine Krone um den Hals trägt. Das Wappentier von Reilingen bei Heidelberg ist ein freundlicher, irgendwie auch gewitzt dreinblickender Hase. Grünheide bei Berlin führt eine runzlige Schildkröte im Bild, Tettnang am Bodensee einen tollwütigen Hund und Wesel tatsächlich drei Wiesel.
Den absoluten Coup im Bereich der Heraldik hat allerdings Brokdorf an der Elbe gelandet. Auf das alte holsteinische Adelsgeschlecht derer von Brockdorff zurückgehend, ziert das Wappen ein geflügelter Fisch. Was ohnehin schon nach einer tierischen
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