Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)
Ort gehört zur Gemeinde Valley mit 2970 Einwohnern, wobei der Begriff »Ort« für Kreuzstraße schon eine Nummer zu groß ist. Es handelt sich mehr um eine Rodung oder einen Weiler mit etwa zwanzig Häusern. Was den MVV nicht davon abgehalten hat, diesen Flecken im ganzen Großraum München prominent zu machen, indem er auf jedem Zug der S7 als Endziel prangt.
Neben der Kreuzstraße müssen die ansonsten so erfolgsverwöhnten Münchner mit einem weiteren herrlichen Lapsus leben: Wenn sie im Internet Fahrplanauskünfte oder sonstige Informationen über ihren Verkehrsverbund MVV einholen wollen, sind sie auf der Seite mvv.de gelackmeiert. Die gehört nämlich leider einem Mannheimer Energieversorgungsunternehmen. Der oberbayrische ÖPNV ist unter mvv-muenchen.de zu erreichen. (Immerhin ist die Homepage aber so programmiert, dass man auch zum Ziel kommt, wenn man München mit »ü« statt »ue« schreibt.)
Den größten Coup, was den Internet-Domain-Namen angeht, haben ohnehin die Bielefelder Verkehrsbetriebe gelandet, die man im Netz unter mobiel.de findet. Bauernschlau, diese Ostwestfalen!
Allerdings müssen gerade die Menschen aus diesem Landstrich mit einem gesunden Humor gesegnet sein, sonst würden sie möglicherweise unter der Last ihrer Nachnamen zusammenbrechen. In der Tat haben einige der seltsamsten Familiennamen dort ihre Heimat. Alles, was auf -kötter endet, hatte irgendwann mal Ahnen zwischen Hellweg, Senne, Teutoburger Wald und Münsterland. Und diese Ahnen besaßen in ihrem Dorf ein kleines Haus, in diesem Landstrich auch Kotten genannt.
Gern genommen sind auch Nachnamen, die mit einem männlichen Vornamen beginnen, wie Hanshermliemke, Davidheimann, Jacobebbinghaus oder Gerdtommarkkotten. Wobei der männliche Vorname durchaus auch am Ende des Nachnamens beheimatet sein kann wie bei den Familien Füchtencordsjürgen oder Grabenheinrich.
Bisher hatte ich mir keine Gedanken gemacht, wo der Nachname meines Bekannten Theo Sandbaumhüter herrühren könnte. Nach der Recherche zu diesem Thema war mir klar, was Sie jetzt wahrscheinlich schon ahnen: aus der Gegend zwischen Münster und Gütersloh.
Der wahrscheinlich längste Name einer deutschen Familie ohne Migrationshintergrund ist wohl der folgende: Ottovordemgentschenfelde, den es auch in der Schreibweise Ottovordemgenschenfelde gibt. Nahezu alle Träger dieses Buchstabenmonstrums wohnen in Bielefeld oder höchstens zehn Kilometer davon entfernt. Man kann davon ausgehen, dass in Ostwestfalen Formulare jedweder Art mindestens im Format A3 gereicht werden.
Interessant ist übrigens, dass die typisch deutschen Durchschnittsnachnamen zum Teil regional eine sehr unterschiedliche Häufung aufweisen. Angeführt wird die Liste der am weitesten verbreiteten deutschen Familiennamen von den Müllers, die noch recht gleichmäßig verteilt sind. Bei den Schmidts ist das Vorkommen schon deutlich uneinheitlicher, weil es verschiedene Schreibweisen gibt. Die Schmidts mit -dt konzentrieren sich auf den Landstrich zwischen Rhein-Main-Gebiet, Taunus, Sauerland und Ruhrgebiet. Die tt-Schmitts kommen fast nur zwischen Franken, Südhessen, der Pfalz und dem Saarland vor, es gibt sogar einzelne Landkreise, in denen gar kein Schmitt dieser Schreibweise wohnt. Alle Schmids mit -id knubbeln sich im Süden der Republik mit einem Schwerpunkt in der Region Mittlerer Neckar/Schwäbische Alb, wohingegen die Schmieds mit -ied in alle Himmelsrichtungen verstreut sind.
Die frappierendste Agglomeration einer Schmidt-Abart ist der Nachname in der Schreibweise mit -itz, also Schmitz. Die leben fast alle in der Eifel, der Kölner Bucht, im Bergischen Land oder am Niederrhein und müssen es dort derartig durfte finden, dass fast keiner von ihnen diese dunstglockengeplagte Region jemals verlassen hätte.
Wenn man übrigens alle hier aufgeführten Schmidt-Variationen zusammenzählt, ist der Name deutlich häufiger als Müller. Genauso wie Meyer. Hier konzentriert sich die häufigste Form mit -eye auf die niedersächsischen Regierungsbezirke Weser-Ems, Hannover und Lüneburg sowie die Stadt Hamburg. Im Süden ist die eye-Version völlig unüblich. Dort – und zwar besonders in Baden-Württemberg und Bayrisch-Schwaben – drängen sich die aye-Mayers, die wiederum nördlich der Mainlinie kaum anzutreffen sind. Die Verbreitung der aie-Maiers deckt sich in etwa mit der ihrer aye-Namensverwandten. Was man von den eie-Meiers und den eye-Meyers nicht behaupten kann. Die eie-Meiers kommen zwar
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