Nichts kann ich mir am besten merken (German Edition)

Ruf wie Donnerhall!
    Aus Imagegründen steht übrigens auch im Kreis Offenbach die Forderung im Raum, die Bezeichnung in »Kreis Maingau« zu ändern. Bisher hat sich aber keine tragfähige Mehrheit für diesen Vorstoß der Jungen Union gefunden.
    2007 schließlich war auch der Landkreis Daun in der Eifel seines Namens überdrüssig; er firmiert fortan unter der Betitelung »Landkreis Vulkaneifel«. Man hoffte auf eine Steigerung der Touristenzahlen, wenn schon aus der Kreisbenennung hervorgeht, dass man dort auf massenhaft ex-eruptive Erdlöcher trifft. Ich schätze, die Zahl der Übernachtungsgäste aus Catania, Neapel und von den Philippinen (oder wo man sonst noch schlechte Erfahrungen mit Vulkanen gemacht hat), dürfte sich dadurch nicht gerade vervielfacht haben.
    Im Zusammenhang damit habe ich versucht herauszufinden, ob es einen medizinischen Fachterminus für die Angst vor Vulkanausbrüchen gibt. Leider blieb meine Suche in diesem Punkt erfolglos. Allerdings stolperte ich bei der Suche über die Hippopotomonstrosesquippedaliophobie. Die letzten sechs Buchstaben dieses Wortmonsters deuten darauf hin, dass es sich um eine Art von Angst handeln muss. Und bevor Sie jetzt selber nachgucken müssen, hier die Lösung – halten Sie sich fest: Es ist die Angst vor langen Wörtern. Ist das nicht ein schrecklicher Teufelskreis? Da leidet man schon unter Hippopotomonstrosesquippedaliophobie und muss dann noch dieses 36-buchstabige Ungetüm parat haben, wenn man seine Krankheit medizinisch korrekt angeben will. Und nun stellen Sie sich vor, ein solcher Phobiker gewinnt eine Reise nach Hellschen-Heringsand-Unterschaar. Oder in den Niederschlesischen Oberlausitzkreis. Der ist doch direkt reif für die Klapse.
    Da ich Ihnen mit diesem Büchlein auch eine konkrete Hilfestellung für ein komplikationsarmes Leben an die Hand geben möchte, finden Sie im Folgenden eine nützliche Liste von Ängsten und Orten, die Sie umgehen sollten, wenn Sie zu einer der genannten Phobiker-Gruppen gehören:

Phobie
Heißt auf Deutsch:
Meiden Sie:
Ablutophobie
Angst vor dem Gewaschenwerden
Baden-Baden
Ataxophobie
Angst vor unsauberer Umgebung
Offenbach, Köln
Atephobie
Angst vor Ruinen
Mittelrheintal
Aviophobie
Angst vor dem Fliegen und Fluggeräten
Zeppelinheim, Finkenwerder
Batophobie
Angst vor der Nähe hoher Häuser
Frankfurt
Chorophobie
Angst vor dem Tanzen
Spanien
Cyclophobie
Angst vor Fahrrädern
Münster
Eleutherophobie
Angst vor Freiheit
FDP-Parteitage
Gephyrophobie
Angst vor dem Überqueren von Brücken
Amsterdam
Hedonophobie
Angst davor, sich wohl zu fühlen
Tirol
Hierophobie
Angst vor Kirchenleuten und heiligen Gegenständen
Fulda, Altötting, Marktl am Inn
Hippophobie
Angst vor Pferden
Warendorf
Hylophobie
Angst vor Wäldern
ganz Brandenburg
Klimakophobie
Angst vor Treppen
Stuttgart
Kynophobie
Angst vor Hunden
Rottweil, Leonberg, Weimar
Liticaphobie
Angst vor Rechtsprozessen
Karlsruhe
Mastigophobie
Angst vor Strafen
Stammheim, Fuhlsbüttel
Motorphobie
Angst vor Autos
Wolfsburg, Stuttgart, Rüsselsheim
Nebulaphobie
Angst vor Nebel
Donautal/Bodenseeregion im Winter
Obesophobie
Angst vor dem Zunehmen
Elsass
Plutophobie
Angst vor Reichtum
Königstein, Sternberg, Rottach-Egern
Staurophobie
Angst vor Kruzifixen
Bayrische Schulen
Symmetrophobie
Angst vor Symmetrien
Mannheim von oben
Wiccaphobie
Angst vor Hexen
Harz, insbesondere Brocken
    Falls Sie ein vielreisender Phobiker sind, haben Sie von mir die ausdrückliche Erlaubnis, sich diese Auflistung auszuschneiden und auf Armaturenbrett oder Reisetasche zu kleben, damit es zu keinen bösen Überraschungen kommt.
    Ein Hinweis noch: Sollten Sie regelmäßig Bahnkunde sein, hoffe ich für Sie, dass sie kein Metathesiophobiker sind. Diese Menschen fürchten sich nämlich vor Veränderungen. Das ist zum einen schlecht, weil die Bahn gerne mal wähernd der Reise eigenmächtig den Fahrplan ändert, sprich: Man kommt gerne mal zu spät. Zum anderen hat sich das Bahnreisen in den letzten zwanzig Jahren grundlegend verändert. Einige Orte haben an Bedeutung gewonnen, von anderen nimmt der Bahnreisende gar keine Notiz mehr. Vor 1991 spielte der Kasseler Stadtteil Wilhelmshöhe zum Beispiel keine Rolle bei der Planung einer längeren Reise, auch Montabaur oder Limburg waren bis 2002 höchstens von der Autobahn her ein Begriff. Diese Stationen sind sozusagen die Shootingstars des ICE-Netzes. Niemand spricht dagegen mehr über ehemalige Umsteige-Hotspots wie Bebra, Altenbeken oder Kreiensen.
    Im