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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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wirklich so weit davon entfernt? Durfte ich dem Alten diesen Vergleich also übel nehmen? Sind wir nicht jahrelang selbst vor einem Pfahl gesessen und haben uns gefragt, wie er dort hingekommen sein könnte? Und als man uns vor Monaten Essen und Trinken nahm und all unsere geliebten Spielzeuge, sind wir etwa nicht in einer tosenden Stampede kopflos durch die Welt gerannt und haben alles zertrampelt, was uns in den Weg kam?
     
     „Demiurg, das Geheimnis des Lebens, liegt nicht einfach so vor uns.“, meint de Noirbouclier. „Wenn wir in all den Jahren etwas herausgefunden haben, dann das! Unser Demiurg hat uns vor tausenden von Jahren verlassen, weil er aus irgendeinem Grund wollte, dass wir nach ihm suchen. Und die Pyramide - so glauben wir - soll uns auf ewige Zeiten daran erinnern.“
       „Und nun geben Sie einfach auf?“, verstehe ich nicht.
       „ Einfach? Was denken Sie, warum wir EINAI geschaffen haben? Warum wir unser ganzes Volk hier zusammengerufen haben?“, wundert sich Barkley über meinen Einwand.
       „Weil wir eben nicht aufgeben! Wir sind näher dran als jemals zuvor. Die neuartige Technik versetzt uns erstmalig in die Lage, tiefer und damit unserem Demiurg näher zu kommen als wir es uns in unseren wildesten Träumen vorstellen konnten.“
       „Und wenn Sie trotz alledem nichts finden…“, wird mir nun klar, „…dann… sind die Aobaynam nichts anderes als zeitlose Kühe!“
       Der Alte kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.
       „Sagen wir es so, dann gäbe es keinen Ort mehr, an dem wir noch suchen könnten.“
       „Und was ist mit dunkler Materie? Vielleicht versteckt sich Ihr Demiurg ja in der dunklen Materie? Immerhin gehen wir von ihrer Existenz aus. Wir müssten sie nur noch entdecken.“
       „Darum sind Sie hier! Superteilchen oder Higgs-Boson. Wir hoffen natürlich, dass eine oder das andere endlich finden zu können. Und wir stehen kurz davor…“
       „Ich weiß. Sie sprechen dieses Teilchen an, dass aus der falschen Richtung wie aus dem Nichts auftaucht!?“
       „Oh nein. Das ist einfach! Dabei handelt es sich um ein TauNeutrino.“, erwähnte Barkley fast beiläufig, als ob es keine besondere Rolle spielen würde.
       Er war sich offensichtlich hundertprozentig sicher! Während ich noch verdattert bemüht war, seine Gewissheit zu fassen, griff er mich am Oberarm und lenkte mich umsichtig, beinahe führsorglich durch die Dunkelheit. Ich wusste nicht, wohin mit meinem Lichtstrahl, also richtete ich ihn so gut es ging in so viele Himmelsrichtungen wie möglich. Wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke, würde ich einen guten Lichtjockey abgeben. Immer wieder blitzten rechts und links neben den unendlich langen Gängen, irgendwelche Skulpturen, Schränke, Kästen, Behälter, kunstvolle Laden und komplette Oeuvres, Meisterstücke verloren geglaubter Kunst oder Regale voller seltsamer, antiquarischer Gerätschaften und historischen Apparaten auf.
       Unvermittelt blieben wir stehen.
       Ich richtete meine Mag auf das Ding, dem Barkley nun seine Aufmerksamkeit zu schenken schien. Bevor ich es identifizieren kann, blitzt ein grelles Licht auf, so dass ich meine Augen reflexartig schließen muss. Geblendet erkenne ich den banalen Bildschirm eines Computers. Der helle Display taucht die nähere Umgebung in ein angenehmes, bläuliches Licht.
       Versuche mich noch zu orientieren, als jetzt auch de Noirbouclier den schwachen Lichtschein erreicht. Trotz seines Alters scheint er überraschend gut zu Fuß – da fordert Barkley meine Aufmerksamkeit ein.
       „Sehen Sie her!“, meint er und deutet auf das Diagramm, welches den Bildschirm nun ausfüllt.
       Ich erkenne es sofort. Handelt es sich dabei um das Fahndungsprotokoll, über dem ich seit Tagen frustriert brüte. Mit seinem rechten Zeigefinger folgt Barkley von rechts unten nach links oben der roten Spur.
       „Ein Tau-Neutrino!“, verblüfft er mich.
       „Das kann nicht sein!“, protestiere ich. „Es durchdringt den Myonen-Detektor, aber bleibt im Kalorimeter hängen. Dazu noch kommt es aus einer unmöglichen Richtung! Niemals ein Tau-Neutrino - dürfte keinesfalls auf’m Diagramm erscheinen. Ein Tau durchquert den Detektor vollständig. Ergo könnte sich erst außerhalb von ihm ein Tau-Neutrino bilden… aber Tau-Neutrinos wurden bisher noch niemals nachgewiesen!?“
       Barkley dreht sich um, sucht den Blickkontakt seines Patrons. Dieser macht eine lapidare

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