Nichts
rechtfertigen.
„Ich verstehe! Diener, nicht wahr? Wir sind für Ihr Volk nur Lakaien. Knechte der allmächtigen Aobaynam.“
„Nun…, das stimmt nicht ganz, Mister Barron. Nicht alle! Evinaea wie Sie, sind uns durchaus ans Herz gewachsen. Aber die Mehrzahl Ihres Volkes – dass müssen Sie zugeben – ist nicht essentiell. Weder dieser Planet, noch das darauf existierende Leben benötigt Evinaea! Abgesehen davon, scheren sich die Evinaea selbst weder um die Erde noch um ihre Artgenossen. Wieso sollten wir es dann tun?“
„Aber wenn die Erde untergeht, werden Ihre Leute unser Schicksal teilen! Oder können Sie einfach auf einen anderen Planeten ausweichen?“, stellte ich aufgebracht in das düstere Monument.
„Sie müssen mir zuhören, Brian! Falls wir unsere Suche nicht endlich zu Ende bringen können, hat die weitere Existenz für uns kein Gewicht mehr. Wir sind müde. Unser Schicksal hätte sich auf traurige Weise erfüllt. Können Sie sich auch nur im Entferntesten vorstellen, was fünftausend Jahre Recherchen, Hatz und Nachforschungen bedeuten? Fünftausend Jahre nach jemandem suchen, der Ihnen alles bedeutet. Können sie sich die unzähligen Enttäuschungen vorstellen, die Sie ertragen müssten? Dabei dürfen Sie nicht vergessen, dass ein Aobaynam nicht nach siebzig oder achtzig Jahren des Leidens erlöst wird.“
„Könnt Ihr das Leben nicht einfach genießen? Was ist los mit euch?“
„Oh ja, richtig! Die unbedarfte Lebenslust der Evinaea. Der Wille, den Sinn eures Daseins zu erfahren, blitzte nur für einen kurzen Moment auf. Der Wunsch nach Beifall dagegen, begleitet euch wie ein Schatten. Widerspruch in sich heißt Evinaea! War es nicht just Eva, die so scharf auf die Frucht der Erkenntnis war? Wieso habt Ihr diesen Traum so schnell und kampflos aufgegeben? Wie nur könnt Ihr es ertragen, nicht zu wissen warum oder für was Ihr existiert?“
„Das beschäftigt mich mein ganzes Leben lang. Nur deshalb bin ich Physiker – Teilchenphysiker geworden! Wie können Sie so was lapidar in den Raum stellen?“
„Wie schon gesagt, es gibt Ausnahmen. Ausnahmen best…“
„Ausnahmen bestätigen die Regel. Ja ich weiß!“, unterbrach ich ungehobelt wie durcheinander.
„Aber seid Ihr es nicht gewesen - die ach so ehrbaren Aobaynam - die uns permanent getäuscht und in die Irre geführt haben? Unser Schicksal manipulieren wollten?“
„Sind Sie ein wenig mit dem Wesen von Kühen vertraut, Mister Barron?“, überrascht mich de Noirbouclier.
„Hören Sie bitte auf, uns mit Rindviechern zu vergleichen.“, platzt es aus mir raus. „Das ist Ihrer nicht würdig!“, war ich überzeugt.
Mein Blick rutscht erneut auf den Spiegel. Die Luft im warmen Raum könnte längst mit einem Messer zerschnitten werden, so dicht der klamme Dampf. Meine kleine Kreation auf dem Spiegel ist so gut wie verschwunden, verlaufen nur noch zu erahnen. Ich steige unter die Dusche, zögere einen Moment als das heiße Wasser meine Haut berührt und sie zu verbrennen droht. Ich drehe den Regler ein wenig runter und ergebe mich dann gleichmütig dem flammenden Strahl. Bewegungslos tauche ich in das reinigende Nass.
Kühe!
Bin tatsächlich ein wenig mit dem Wesen dieser bornierten Geschöpfe vertraut. Als wir damals das Grundstück in Arizona kauften, trieben sich in der Gegend noch kleinere, verstreute Gruppen von Longhorns rum. Wir haben nie wirklich herausgefunden, wo sie herkamen. Vermuteten aber, es könne sich nur um ausgebüchste oder vergessene Rinder der ehemals hier angesiedelten Ranch handeln. Wie auch immer. Nach und nach fanden sich die Viecher zusammen und bildeten kleinere Gemeinschaften aus einigen Tieren. Da auch Bullen darunter waren, vermehrten sie sich prächtig. Ab und zu dann kam eine dieser Gruppen, wohl eher ohne bestimmte Absicht, an unserem Haus vorbei. Das war immer ein außerordentlicher Spaß, zu beobachten, wie dämlich sich diese Tiere anstellten. Sie können tatsächlich vor einem gewöhnlichen Holzpfahl stehen und sich dann eine viertel Stunde darüber wundern, wie der wohl dahin gekommen sein mag. Was de Noirbouclier vermutlich aber meinte, war eher die unendliche Gleichmütigkeit dieser Tiere. Behäbig, ergeben, seelenruhig und stoisch widerstandslos. Es braucht tatsächlich nicht viel, sie zu dirigieren. Gebe ihnen Gras, dazu ein wenig Trinken und sie genießen ihr Leben.
Brot und Spiele.
Sind wir
Weitere Kostenlose Bücher