Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
Vom Netzwerk:
Gebäude, ob es sich nun um Wohn- oder Forschungsgebäude handelt, kann ich von der Straße aus kaum beurteilen, befinden sich allesamt jeweils im hinteren Teil der großzügigen Grundstücke und sind infolge der vorgesetzten, üppigen Bepflanzung kaum zu erkennen.  Straßenschilder sind ebenso wenig vorhanden wie Leute, die man nach dem Weg fragen könnte. Jetzt erst entdecke ich ein Gebäude, dass ich vermeintlich kennen sollte. Bislang war es mir nicht gegeben, seine Schönheit von außen zu betrachten und so beschränkt sich meine Überzeugung, dass es sich eben um dieses prominente Haus handelt, auf das kleine, zurückhaltende Schild zwischen dem breiten Garagentor und der Eingangstür; EINAI-Sheriff.
       Werde mich dort nach dem Weg erkundigen müssen.
       Was hilft’s!
       In diesem Moment ruft jemand meinen Namen.
       „Brian!?“
       Ich drehe mich um und sichte im Gegenlicht nur schemenhaft eine dunkle Gestalt. Es handelt sich um einen Mann, soviel schließe ich aus seiner Stimme - welche mir irgendwie vertraut erscheint. Kann sie allerdings nicht zuordnen. Hebe meine flache Hand an die Stirn, um den geblendeten Augen etwas Schatten zu gönnen.
       „Ja?“, antworte ich.
       Die Gestalt kommt zögernd näher. Kneife die Augen zusammen und konzentriere mich.
       „So trifft man sich wieder.“, sagt der Kerl, allerdings spürbar unsicher. „Wie geht’s?“
       Diese Stimme.
       Ich kenne diese verdammte Stimme! Als er direkt vor mir steht, trifft mich dann auch fast der Schlag. Heute muss der Tag der großen Zusammenführung sein. Erst Wegener und jetzt…
       „Robert?“
       Robert Mayer!
       Der Vater von Stephan und meiner kleinen Charlize. Leann’s Ex-Mann, wobei das so nicht ganz stimmt, da die zwei ja eigentlich nicht geschieden sind. Ich kann’s nicht fassen.
       „Was… ,“ stottere ich konsterniert und sacke befremdet ein paar Zentimeter zusammen,  „…was um alles auf der Welt?“
       Er lächelt verlegen und steckt seine Hände in die Taschen, offenbar unsicher, was damit anfangen.
       „Tja…, hab’ dich vorhin, drüben, bei der großen Vorstellung schon gesehen. Ich saß ziemlich weit hinten. Bin dir offenbar nicht aufgefallen… Kein Wunder, bei all den Leuten.“, druckst er rum.
       Immer noch sprachlos, lege ich die Stirn in zahlreiche Falten und schüttle unverständlich den Kopf. Ich muss das träumen. Am liebsten würde ich ihn auffordern, mich mal kurz kräftig zu kneifen.
     
    Robert, er müsste jetzt so um die Dreißig sein, hatte meine Tochter und die Kinder - irgendwann vor zwei Jahren - verlassen. Ohne Ankündigung oder offensichtliche Gründe. Zumindest sprach unsere Tochter in diesem Zusammenhang immer nur von verschollen . Was man ja nicht unbedingt als verflossen sondern auch als verschwunden interpretieren könnte – und so haben wir nie näher nachgefragt. Die beiden waren, oder sind, immerhin alt genug. Trotzdem, als Julie und ich davon hörten, waren wir doch sehr betroffen. Nicht nur, weil wir uns Sorgen um unsere beiden Enkel machten. Auch hatten wir unseren Schwiegersohn im Laufe der Zeit doch sehr ins Herz geschlossen. Und ich glaube sagen zu können, er uns ebenso. Oft sind wir bis tief in der Nacht zusammen gesessen und haben über Gott und die Welt philosophiert. Dabei natürlich einige Flaschen Wein geleert. Ich habe bei diesen Gelegenheiten tatsächlich viel von ihm lernen und meinen Horizont erweitern können.
       Natürlich waren wir enttäuscht, haben aber mit Leann nie darüber gesprochen. Irgendwie wurde das Thema immer umgangen, peinlichst vermieden. Doch mich ließ der Eindruck nicht los, gerade in den letzten Monaten, dass sie ihn dennoch sehr vermisst – von Stephan mal ganz zu schweigen.
     
    Robert hatte Religionswissenschaft an der UChicago studiert und dabei von der World Association of  Religious Studies – diesen Namen werde ich niemals vergessen, da das Akronym der Organisation WARS natürlich wie die Faust aufs Auge zu einem religiös orientierten Verband passt – na ja, hatte jedenfalls einen mit hunderttausend Dollar notierten Preis für seine hervorragende Dissertation erhalten. Er hatte sich auf historische Kodizes spezialisiert und wurde darin dann recht schnell ein weltweit anerkannter Experte.
       „Was machst du denn hier?“, frage ich - noch immer völlig fassungslos, betroffen – und tappe dabei etwas zur Seite, um das störende Gegenlicht endlich zu umgehen. Er sieht gut

Weitere Kostenlose Bücher