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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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etwas perplex dastehe, klopft Wegener mit der Hand auf die Tischplatte und schaut zu mir hoch.
       „Kommen Sie schon! Erzählen Sie…“
       Als ich mich gefasst hab, folge ich seinem Angebot.
       „Harold Wegener…“, kann es noch immer nicht glauben.   „Hab schon das eine oder andere Gerücht gehört, dass Sie sich hier irgendwo aufhalten sollen. Aber man weiß ja, wie das mit Gerüchten so ist. Gerade in unserer Branche.“
       Dabei schaue ich in seine wachen, herrlich blauen Augen. Tut richtig gut! Hatte vergessen, wie angenehm Augen sein können.
       „Ja. Bin schon seit Dezember hier.“, klärt er mich auf.
       „Wie die Zeit doch vergeht… Kurze Zeit nachdem auch noch die Grid Abteilung am Fermilab geschlossen wurde, ist auch schon EINAI an mich herangetreten. Hab’ zum Schluss nicht mehr lange überlegt. Aufgrund meiner Erfahrung mit Hochgeschwindigkeits-Datenerfassungssystemen konnte ich ein paar Probleme am Duplex-Detektor lösen. Na ja, mithelfen zu lösen. Nachdem wir uns am Fermilab zuletzt alle etwas verarscht vorgekommen sind, kam mir die Gelegenheit, ehrlich gesagt, gerade recht.“
       „Verarscht?“, wundere ich mich.
       „Argonne National Laboratory!”, lehnt er sich in den Stuhl zurück. „ Blue Gene/P und dieses Super-Alpha-Synuclein. War doch alles nur ein Ablenkungsmanöver von diesem Idioten Boot. Die wollten von Anfang nichts anderes als nur Zeit gewinnen.“
       Kennt Harold eigentlich die Wahrheit? Die Sache mit der Suche nach To ti ên einai! Ich meine, die ganze Wahrheit! Kennt er unsere wahren Auftraggeber? War er in der Tiefgarage? Zweifel gehen mir durch den Sinn. Bin nicht sicher, ob ich es ihm unvermittelt an den Kopf werfen soll. Versuchs besser erst mal mit der Technik von hinten durch die Brust ins Auge .
       „Demnach sind Sie mit dem Omega vertraut?“, beginne ich mit meiner Schnitzeljagd.
       „Natürlich!“, wundert er sich.
       „Na ja, frage nur…, weil die Kollegen drüben…“
       „Kommen Sie, Brian!“, unterbricht er mich, wohl ahnend auf was ich hinaus will. „Sie kennen unsere Jungs! Sie haben selbst eine Abteilung geleitet. Geben Sie einem Physiker zwei Informationen gleichzeitig, dann dreht er durch. Die Leute sind so schon verwirrt genug!“
       „Demnach wissen Sie auch, warum ich hier bin?“, gehe ich den nächsten vorsichtigen Schritt.
       Er stutzt, als ob er die Frage akustisch nicht verstanden hätte. Oder versucht, eine Alkoholfahne zu erschnüffeln.
       „Brian, ist wirklich alles in Ordnung mit Ihnen?“
       „Soweit man bei diesen Umständen von Ordnung sprechen kann!“, beruhige ich ihn.
       Er weiß nichts!
       Das wird mir schon nach den ersten beiden Fetzten klar. Harold Wegener ist einer der klügsten Köpfe weit und breit. Ein Genie mit brillanter Auffassungsgabe. Er hätte meine plumpe Anspielung sofort verstanden – vorausgesetzt, er wüsste was ich weiß. Aber Wegener weiß nichts! Null. Er denkt - wie alle hier denken - Teil eines wichtigen Forschungsprojekts zur Rettung der Menschheit und unserer Zukunft zu sein. Was irgendwie ja auch stimmen mag. Wäre da nicht Nathan de Noirbouclier und die Jagt nach dem Heiligen Gral.
       „Wissen Sie, wie sich die Umstände derzeit gestalten, Harold?“, setze ich zum Abschluss meiner Untersuchung nach und denke dabei an den ausgetrockneten Hoover Damm, die brennenden Highways in Las Vegas und die schockierende Berichterstattung von Julie. Immerhin ist er schon bald ein ganzes Jahr hier und…, so richtig überschlagen haben sich die Ereignisse erst im Januar oder Februar – zumindest in den Staaten.
       „Um ehrlich zu sein… will ich’s gar nicht so genau wissen!“
       Sein Gesichtsausdruck wird düster. Die blauen Augen scheinen einzutrüben, werden matt und glanzlos. Er beugt sich behäbig vor, legt beide Ellenbogen auf den Tisch und faltet die Hände.
       „Sie wissen bestimmt, dass ich seit fünf Jahren Witwer bin!?“, stellt er in den Raum.
       Natürlich. Jeder im Fermilab kannte die Geschichte des Direktors.
       „Und so ist alles was ich noch hab’…, mein Sohn Ron und seine Familie. Jennifer und meine beiden Enkel. Jim, der ältere von beiden stand kurz vor seinem Abschluss. Er studierte in Cambridge… England, wussten Sie das?“, schaut er mich trist an.
       Ich schüttle stumm den Kopf.
       „Physik… wie der Opa!“
       Mit einem dürftigen Lächeln, zu schwach um seine Augen zu

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