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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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die Kerne! Nun schauen wir mal, ob in den Kernen vielleicht noch kleinere Kernchen sind.
       Nein, diese Vorstellung ist gänzlich verkehrt.
       Tatsache ist, dass wir noch nicht mal den Apfel selbst gefunden haben! Ja, wir berechnen ihn, das ist wohl wahr. Aber das Ergebnis dieser Berechnung sagt uns, dass es den Apfel tatsächlich nicht geben kann! Er widerspricht jeglicher Logik! Gut, er liegt irgendwie vor uns. Wir glauben ihn zu sehen, glauben, ihn anzufassen und genüsslich reinbeißen zu können. Doch je genauer wir hinschauen, umso deutlicher wird, dass dieser Apfel nichts anderes ist, als eine Illusion, eine Wunschvorstellung. Wir Teilchenphysiker schneiden ihn auf und finden… nichts!
       Quantenphysiker sind nun davon überzeugt, dass es Nichts nicht geben kann! Also rechnen wir erneut, konstruieren weitere mathematische Formeln und postulieren etwas, was die Existenz des Apfels erklären müsste. Und dann begeben wir uns auf die Suche danach. Aber - um ehrlich zu sein - gefunden haben wir bis heute nichts.
       Insofern unterscheiden wir uns von den Aobaynam bei der Suche nach ihrem Heiligen Gral – dem, den kein Auge eines Engels jemals sieht, kein Gedanke des Herzens jemals begreift, und man nie bei einem Namen ruft - nicht wirklich.
     
    Ja, ich gebe zu, es mag parallelen zur Religion geben, aber das scheint nicht der wirkliche Grund für die Anwesenheit der gutgelaunten Tibeter zu sein.
       Vielleicht der Grund, wie mir gerade in den Kopf schießt, für die Anwesenheit Roberts? Ich muss mich später unbedingt noch mal mit ihm treffen.
       Sagte er nicht, sie hätten in diesen komischen Kodizes auffallende Zusammenhänge entdeckt?
     
    „Da Tau-Neutrinos extrem selten reagieren“, erklärt Yoichi Makoto, der sich mittlerweile zu uns gesellt hat, „können sie nahezu ungehindert aus sämtlichen Objekten entweichen. Weder die unendlichen Staubschichten des Universums noch die ubiquitäre Radiostrahlung, die vom Urknall übrig geblieben ist, können sie stoppen. Es handelt sich also viel eher um alternative Informationsträger zu Licht oder Röntgenstrahlung.“
       „Womit wir zu unseren tibetischen Freunden hier kommen!“, ergänzt Barkley.
       „Buddhisten gehen den Weg der Meditation. Vor zweieinhalbtausend Jahren entdeckte Buddha in Nordindien, dass alles menschliche eine Ursache hat und man sich dieser Wurzel durch Meditation nähern kann. Da wir mit unseren Fahndungen an die absoluten Grenzen der Technik gelangt sind, selbst mit unserem Duplex-Detektor, setzen wir nun unserer Hoffnungen auf Rabham Bintoché und seine Freunde.“
       Während ich aufmerksam zuhöre, betrachte ich fasziniert das rege Geschehen im Hintergrund.
     
    „Kelsang, wir sind bereit für die Magnetresonanztomographie!“, murmelt ein Wissenschaftler.
       Kelsang scheint der Name eines der umherstehenden Mönche zu sein. Jedenfalls feixt einer der Männer mit den orangenfarbenen Schärpen beinahe schüchtern: „Ich steige jetzt gleich in meine Raumkapsel“, und faltet die Hände.  
       „Wir werden Sie heute recht lange drin behalten… sollten Sie sich jedoch unwohl fühlen…“ 
       „Nein, nein.“, antwortet Kelsang. „Ich hoffe nur, ich mache keine falschen Bewegungen.“
       „Wir beginnen mit einer Zeitspanne von dreißig Sekunden, und zeigen Ihnen erst mal die verschiedenen meditativen Zustände. Neutrale, fokussierte und wache Präsents. Alles klar?“
       Er nickt und legt sich jetzt vorsichtig auf diesen Apparat, einen 16-Zeilen-Multidetektor-CT . Für mich, als in diesem Fall absoluten Laien, nichts anderes als eine schmale Liege an deren Ende eine mächtige, dunkle Röhre wartet. Ein weiterer Wissenschaftler hilft dem Patienten nun, seinen Kopf in die richtige Position zu legen - in so was wie eine Kunststoffhalbschale. Als nächstes wird die andere Hälfte dieser Schale von oben über seine Rübe gestülpt. Nun wird der Mann mitsamt der Liege bis zur Hüfte in die große Röhre gefahren. Die noch herausschauenden Beine werden von den beiden betreuenden Wissenschaftlern nun noch sorgsam mit einer Wolldecke abgedeckt.
       Ein kurzes Warnsignal ertönt.
       „Okay Kelsang.“, wird in ein Mikrofon gemurmelt. „Wir können anfangen. Alles in Ordnung? Sind Sie bereit?“
       Beide Wissenschaftler setzen sich nun an einen Messtisch mit sechs Monitoren, auf denen verschiedenen Skalen und Tabellen blinken. Röntgenaufnahmen eines Schädels mit darüber angeordneten

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