Nichts
Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich ein Neutrino mit Flavour a im Abstand L von der Quelle in ein Neutrino mit Flavour b verwandeln könnte...“
„Darf ich mal…“, unterbreche ich Mokoto und schnappe mir, zu seinem Erstaunen, den Bleistift mitsamt Block. Dann notiere ich…
unter sein Gekritzel.
Er reißt mir den Block förmlich wieder aus den Händen, wirft einen angestrengten Blick drauf - und macht ein langes Gesicht.
„Kompliment, Kollege! Sie hören zu. Genau das wäre die Wahrscheinlichkeit… Sie gefallen mir!“
„Kürzen wir die Sache ab, meine Herren.“
Barkley wird sichtlich ungeduldig.
„Bei unseren Omega Versuchen entstehen neue Teilchen. So weit so gut. Ein Tau-Neutrino, davon gehen wir nun mit Sicherheit aus. Aber es hat entgegen aller Wahrscheinlichkeitsberechnung eben keine Masse. Eine Oszillation findet schlicht und ergreifend nicht statt. Es handelt sich also definitiv nicht um unseren Kandidaten!“
Er stützt sich mit beiden Händen auf den Kontrolltisch und starrt abgespannt auf den Monitor. Während er so dasteht, muss ich unweigerlich an meinen Apfel denken. Er findet uns doch immer und immer wieder. Auch hier unten im Keller, so wie’s aussieht.
Plötzlich fasst sich Barkley und fährt herum.
„Aber…, und das ist die gute Nachricht, es entsteht noch ein weiteres Teilchen! Und hier kommen die Mönche ins Spiel.“
„Noch ein unbekanntes Teilchen?“, frage ich erstaunt.
„Kommen Sie…, wir müssen zurück.“, schwingt sich Barkley auf, zurück zur neurobiologischen Abteilung.
Über seine plötzliche Agilität etwas verwundert, schaue ich Mokoto an, der nur kraftlos mit den Schultern zuckt. Bevor ich Barkley dann folge, raune ich zum Japaner:
„Die Formel stimmt trotzdem!“ und deute auf seinen Block.
„Ich weiß.“, antwortet er mutlos.
Ich beeile mich, um Barkley nicht aus den Augen zu verlieren. Erneut haste ich durch ein gedämpftes Gewirr aus Rechnern, Maschinen, Menschen und Messgeräten. Als ich die CT Röhren kurz nach ihm erreiche, stelle ich anhand der Zahl der heraushängenden Beine fest, dass mittlerweile alle drei in Benutzung sind, blinken und verhalten knattern. Ich werde langsamer und schleiche mich, okkupiert von der andächtigen Stille, an Barkleys Seite.
„Die Konzentration auf einen bestimmten Punkt…“, flüstert er mir zu, „ist das Gegenteil von einem Geist, der ständig nach rechts und links ausweicht. Bei der Schemata Meditation versucht ein erfahrener Mönch, sich auf ein ganz bestimmtes Objekt zu konzentrieren. Ein Objekt außerhalb des Körpers.“
„Sobald wir bemerken, dass unsere Gedanken abschweifen“, taucht der Mönch mit dem billigen Kassengestell, an meiner Linken auf und ergänzt Barkleys Deutung, „lenken wir unsere Aufmerksamkeit sofort wieder auf das Objekt. Und wenn wir diesen Vorgang ständig wiederholen, entsteht langsam das Bild eines traumhaften Schmetterlings…, der immer wieder die gleiche Blume anvisiert.“
„Okay!?“, erwidere ich vorsichtig.
„ Die wache Präsents ist in so mancher Hinsicht wohl die wichtigste Übung eines Buddhisten. Meditation bedeutet auch, dass man Dinge analysieren kann, indem man sich einfach sich selbst zuwendet. Es kommt darauf an, die Dinge von verschiedenen Seiten und nicht immer nur aus einem einzigen Blickwinkel zu betrachten.“
„Es geht um folgendes, Brian!“, erlöst mich Barkley endlich.
„Es handelt sich bei dem zusätzlichen Teilchen um genau das, wonach wir von Anfang an suchen! Nennen Sie es von mir aus Higgs-Boson. Wir lassen das Tau-Neutrino, das bei den Kollisionen am Psi entsteht, im Omega erneut kollidieren, soviel wissen Sie schon. Da es die Masse null hat und auch nicht oszilliert, standen wir zunächst vor einem Rätsel. Bis wir dann dieses zusätzliche Teilchen entdeckten. Es ist nicht so, dass unser Tau-Neutrino bei der Kollision zerstrahlt wäre. Es ist lediglich weggeschossen worden. Und so tauchte es auf Ihrem Fahndungsprotokoll auf.“
„Hab’ schon verstanden.“, nörgle ich.
„Aus welchen Gründen auch immer, entstand aber im selben Moment, buchstäblich wie aus dem nichts, ein neues, unbekanntes Teilchen. Wir haben ihm den Namen Eho-Bomion gegeben.“
„Bomion?“, bringt er mich durcheinander.
„Ein Melange aus Boson und Fermion ! Es ist irgendwie beides, doch lässt sich keinem direkt
Weitere Kostenlose Bücher