Nichts
Rastern und Schablonen.
„Brian!?“, rüttelt mich Barkley auf.
„Ja?“, schaue ich ihn verdutzt an.
„Lassen Sie uns kurz rüber zu Yoichi’s Team gehen. Wir müssen Ihnen noch was anderes zeigen…“
„Klar!“, nehme ich seinen Vorschlag an und folge ihm sowie Makoto durch die Reihen der absonderlichen Geräte.
„Brauchen mich die Herren noch?“, ruft Johansson uns genervt hinterher.
„Nein, wir kommen auf Sie zurück!“, winkt Barkley lässig ab und läuft weiter.
„Als Neutrinooszillation wird die spekulativ mögliche Umwandlung von Elektron-, Myon- und Tau-Neutrino , also kurzlebigen Elementarteilchen, bezeichnet. Wurde ein Neutrino ursprünglich noch mit einem bestimmten dieser drei Flavours erzeugt, so kann die nachfolgende Messung durchaus einen anderen Flavour ergeben. Sie wissen, dass dabei die Erhaltung der Leptonenfamilienzahlen verletzt wird!“, schaut mich der Japaner mit großen Augen an, als wir seinen Arbeitsplatz erreichen.
Dieser nun kommt mir weit vertrauter vor, als die vorige Abteilung.
„Ich weiß!“
Da die Wahrscheinlichkeiten für jeden Flavour sich periodisch mit der Ausbreitung des Neutrinos ändern, spricht man von Neutrinooszillationen.
„Für diese Vorstellung müssten Neutrinos allerdings eine, wenn auch vergleichsweise geringe, Masse besitzen was aber weitreichende Konsequenzen für das Standardbild der Elementarteilchenphysik hätte.“
Man könnte meinen, dass es keinen Unterschied machen sollte, ob Neutrinos nun Ruhemasse null oder eine sehr kleine Ruhemasse haben. Die Konsequenzen, die sich aus diesem kleinen Unterschied ergeben, sind aber tatsächlich gigantisch.
Die Neutrinos dürften sich nämlich nicht mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, denn nur Teilchen ohne Ruhemasse können sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Das wiederum würde bedeuten, dass der Spin aller Neutrinos nicht ausschließlich entgegengesetzt zu ihrer Flugrichtung gerichtet sein sollte. Wenn Neutrinos also eine Ruhemasse hätten, sollte es rechtshändige Neutrinos und linkshändige Antineutrinos geben. Das Problem dabei ist nun, dass die schwache Wechselwirkung, die einzige Wechselwirkungschance für die ungeladenen Neutrinos ist – mal ganz abgesehen von der zu geringen Gravitationswirkung.
All das bedeutet nichts anderes, als das Neutrinos und Antineutrinos in unserer Welt überhaupt nicht wechselwirken können – so zumindest die Berechnungen. Und Teilchen, die nicht wechselwirken, kann man auch nicht nachweisen!
„Allerdings waren wir uns immer darüber in klaren, dass die Tatsache das wir sie bislang nicht finden konnten, natürlich nicht bedeutet, dass es sie nicht gibt!“, stößt Yoichi Makoto, selig über sich selbst, aus.
„Und Hallo! Wir haben sie mit dem Omega nachgewiesen!“
Dass das Tau-Neutrino das letzte bislang nicht nachgewiesene Lepton des Standardmodells in der Elementarteilchenphysik war, liegt daran, dass man es in den bisherigen Beschleunigern einfach nicht erzeugen konnte.
Mit Omega hat sich dies nun offenbar geändert – eine echte Sensation! Makoto packt mich am Arm und zieht mich völlig aufgelöst rüber zu seinem Monitor. Dann nimmt er einen Block Papier und kritzelt mit einem dicken Bleistift die Formel
drauf.
„Die weltweit erste künstlich erzeugte Neutrino Kollision!“, strahlt er stolz.
„Sehen Sie her…“, fuchtelt er rum und versucht, seinen Monitor in meine Richtung zu drehen, was aber nicht gelingt.
„Ist schon gut“, sag ich. „Kann’s sehen.“
„Wir haben’s erneut beschossen. Sechsmal haben wir den Versuch in den letzten Wochen wiederholt, um eine absolut gesicherte Bestätigung zu erhalten. Jedes Mal mit dem gleichen Ergebnis! Im Standardmodell haben alle Neutrinos die Masse null. Das ist aber nicht unbedingt notwendig, es ist lediglich unsere einfachste Annahme. Auch Neutrinomassen ungleich null könnten im Standardmodell untergebracht werden, wie sie wissen. Falls die Neutrinomassen ungleich null sind, besteht nämlich die Möglichkeit, dass sich die eine Neutrinosorte in die andere umwandelt.“
Er kritzelt erneut auf den Block…
„Dies geschieht mit dem Mischungswinkel 4. Genau das ist Neutrino-Oszillation. Aus der Beobachtung könnte man folglich zwingend schließen, dass die Neutrinos massebehaftet sein müssen. Sollte es sie also geben, so wäre die
Weitere Kostenlose Bücher