Nichts
Fahndungshalle. Na ja, nicht direkt. Genau genommen trennt mich eine große, schalldichte Glasscheibe vom Herz des Omega-Duplex-Centers, während ich warte und an die Worte von de Noirbouclier denken muss.
Uns läuft die Zeit davon! Die Menschheit wird nicht mehr lange existieren. Unseren Berechnungen zufolge bleiben noch drei, vielleicht vier Monate!
Das ODC selbst ist ein großes Büro- und Forschungsgebäude, in dem ausschließlich die Daten aus dem Omega-Beschleuniger verarbeitet werden. Es liegt vollständig unter der Erde und verfügt über Büros, verwirrende Gänge und reichlich Technikräume, vollgestopft mit elektronischen Messgeräten, Computerbildschirmen - und natürlich Wissenschaftlern. Rund hundert an der Zahl. Die Erklärung, warum das Expertendorf auf den ersten Blick so ländlich wirkt – so gar nichts von einer Forschungsanstalt hat, sondern eher einer gemütlichen Ferienanlage ähnelt, erübrigt sich nun. Tatsächlich ist das komplette Areal 'unterkellert'.
Nachdem ich die Tiefgarage der Schwarzaugen erleben durfte, war ich froh, dass wenigstens dieser Bereich hell erleuchtet ist – mit Wissen und Helligkeit. Trotz allem Licht ähnelt das ganze mehr einem militärischen Bunker als einer modernen Anforderungen genügenden Arbeitsstätte. Kalte, unfreundlich graue Betonwände, harte Steinplatten als Bodenbelag und massive Türen aus glänzendem V4A-Stahl.
Hier vom Gastraum aus, habe ich einen guten Einblick in die große Fahndungshalle , das Kernstück vom ODC und das Kernstück des gesamten EINAI-Projekts - wie ich seit heute weiß.
Gasträume dagegen existieren in nahezu allen Forschungszentren und dienen in der Regel dazu, externen Wissenschaftlern oder anderen Besuchern einen ersten Einblick in die aktuelle Arbeit zu geben, ohne dass sie den Ablauf stören würden. So erklärt sich auch das große Fenster und die zwei Stuhlreihen, bei deren Anblick ich mich jedoch Frage, wie viele Besucher EINAI wohl vorhatte, einzuladen. Jedenfalls kommt man sich hier drinnen wie in einem kleinen Kino vor. Und der Film, welcher in der vor mir liegenden Fahndungshalle gespielt wird, versetzt mich wahrlich in Erregung.
Die Halle selbst ist vielleicht viermal so hoch…, oder besser tief, wie der Gastraum. Beinahe wie von einem Turm, kann ich daher das Geschehen von oben herab beobachten. Was mich aber staunen lässt, ist nicht das bauliche Ausmaß dieser Halle oder die Steuerpulte, Kontrollbildschirme wohin man schaut, nicht die Spektro-, Densito-, Polariemeter oder Szintillationszähler . Nein, was bei mir für Aufsehen sorgt, sind die drei 16-Zeilen-Multidetektor-CT’s, die mitsamt ihrer Bedienkonsolen im Zentrum der Fahndungshalle stehen. Hier finde ich auch – wie drückte Barkley es aus - unsere wichtigsten Mitarbeiter!
Die buddhistischen Mönche.
Verstehe es wer will, ich jedenfalls verstehe nichts! Bislang hatte ich noch keine Gelegenheit, die zufrieden lächelnden Jungs kennen zu lernen, geschweige denn herauszufinden, was sie hier wollen. Kann mir nicht vorstellen, dass es sich um Teilchenphysiker handelt. Na ja, immerhin sitze ich hier, und werde es wohl bald erfahren.
Endlich öffnet sich die Tür und Barkley kommt rein. Im Schlepptau David Johansson, den ich einige Stunden zuvor schon kennen lernen durfte – und, sieh mal an, einer dieser Mönche.
„So…,“ stöhnt er. „…wir können! Genug Zeit vergeudet.“
Ich erhebe mich dankbar vom Stuhl, nicke Johansson kurz zu und reiche dem Mönch neugierig die Hand. Hoffe, dass ihn Händeschütteln nicht irgendwie beleidigt oder gegen buddhistische Regeln verstößt. Nein! Er greift sie und schüttelt sie derart heftig, dass ich fast schon Kopfschmerzen davon kriege.
„Rabham Bintoché!“, stellt er sich mit leisen Worten vor und lächelt dabei – aufrichtig und freimütig.
Der kahle Mann mit seiner dicken Brille ist in etwa so groß wie ich. Allerdings etwas rundlicher. Zwar verdeckt die rote, wallende Kutte virtuos seinen Körperbau, doch das volle, faltenfreie Gesicht zeugt von regem Appetit.
Endlich legt Barkley seine Hand auf Rabham’s Schulter und unterbricht damit dessen Schleudereifer.
„Unser Rabham Bintoché hier ist der Sprecher der Gruppe. Er kommt aus Katmandu. “
Dann deutet er auf den baumlangen Schweden.
„Und David leitet das Projekt. Als Neurobiologe kennt er unsere Messanforderungen und hat entscheidend bei
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