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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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„So wie’s hier aussieht, bin ich mir nicht sicher, ob wir überhaupt noch Treibstoff finden.“
       Er deutet damit die neben der kleinen Halle stehenden, vier ausgeschlachteten Tankwagen an.
       „Ist mir klar.“, glaube ich seinen Worten und winke Kyobpa zu, der noch immer im Hubschrauber sitzt. „Komm!“, rufe ich.
       Während er meiner Aufforderung umgehend folgt, wende ich mich nun an den Co-Pilot.
       „Wie heißen Sie, mein Junge?“
       Mit einer gewissen Missachtung im Blick, zeigt er stumm auf sein Brustschild. »Dennis Reynolds« ist dort aufgenäht. Der Mann bleibt schweigsam, misstrauisch.
       „Okay, Dennis. Was macht Ihr Arm?“, versuche ich, so schnell es geht, auch zu ihm eine Verbindung, so etwas wie ein kleines Bündnis aufzubauen. Mir ist klar, dass die beiden niemals unsere Freunde werden. Aber vielleicht kann ich ihr Ressentiment etwas abbauen. Noch bevor der Junge antworten kann, unterbricht uns Robert mit zusammengezogenen Augen und greift mir vorsichtig an den Oberarm.
       „Ruhe! Seid mal ruhig…“         
       Während die Rotorblätter des Seahawk mit einem letzten Ruck auslaufen und die beiden Turbinen ihren monotonen Gesang beenden, kann ich Robert’s Interesse nachvollziehen. Auch die beiden Piloten, sogar der sonst so bedächtige Guru, reißen plötzlich ihre Köpfe rum. Es kommt aus nördlicher Richtung und hebt sich deutlich vom vereinzelten grollen und donnern ab, an das ich mich seit EINAI fast schon gewöhnt hab. Die vor uns liegenden Gastanks versperren die Sicht und so eile ich gefesselt einige Meter nach rechts, so weit, bis ich an ihnen vorbeischauen kann. Die anderen folgen mir beunruhigt. Wie das rauschende Gepolter einer Herde durchgehender Mustangs schwappen mir dröhnende, prasselnde Lärmwellen entgegen. Ich kann dieses Geräusch nicht einordnen.
       „Was ist das?“, wird Robert jetzt lauter.
       Er steht mittlerweile wieder neben mir und starrt in die Richtung, aus der die tosende Welle – das mag es am besten beschreiben – zu kommen scheint. Ich kann seine hervortretenden Knöchel an der rechten Faust erkennen, wie er die Beretta mit aller Kraft umklammert. Da schlägt uns auch schon ein verheerender Sturm ins Gesicht. Schlagartig muss ich meinen Arm hochreißen, um die Augen zu schützen, kann mich kaum noch auf den Beinen halten.
       „ 海 啸 ”, höre ich Kyobpa fluchen.
       „Tsunami!“
       Genau das trifft es! Eine Flutwelle aus Staub, Papierfetzen, Ästen, Blechteilen und allem, was nicht Niet- und Nagelfest ist, donnert brachial über uns hinweg. Während ich mich instinktiv umdrehe, drückt mich der Angriff jäh in die Knie. Die Rechte noch immer vorm Gesicht, versuche ich mich mit meinem linken Arm so gut es geht abzufangen. Aus dieser Position heraus schaue ich direkt auf den Haupthangar.
      
    Unversehens wird der Blizzard für mich zur Nebensache.
       Das kann nicht sein!
       Ich lasse meinen rechten Arm widerstandslos sinken. Es ist nicht so, wie ich vielleicht noch erwarten würde, dass die hohen Blechhallen im Sturm brechen und auseinander gerissen, in Einzelteile zerlegt würden. Erneut überkommt mich dieses seltsam vertraute Gefühl. Meine Augen müssen mich täuschen. Es gibt sonst keine logische Erklärung für das hier!
       Alles was ich sehe, die Gebäude, Hangars, herumstehende Autos, Schrott, Unrat, Gerümpel, auf der Startbahn ramponierte Flugzeuge ja, die Startbahn selbst scheinen sich aufzulösen. Alles in meinem Sichtfeld wird trübe, durchsichtig, spiegelt wie geliertes Wasser, verliert allmählich seine harte Struktur, biegt sich störrisch im Wind und kann ihm nichts entgegensetzen. Große Stücke lösen sich einfach auf, oder werden wie wabbelnde kristalline Brocken herausgerissen, um dann - gleichsam eines überdimensionalen Halit , der hart von einem Hammer getroffen wird - in Milliarden luzide Perlen zu zerspringen. Selbst der so bedrohlich erscheinende Himmel verschwimmt mit einem mal, verliert seine Farbe und fällt wie ein nasser Sack in sich zusammen um sich mit dem flüssigen Kristall zu vereinigen. Meine wild durcheinander fliegenden Harre zerschneiden mir fast das Gesicht. Doch dann, urplötzlich, gerade als ich mich umdrehen will, scheint alles vorbei.
      
    Totenstille!
       Meine Begleiter liegen allesamt ausgestreckt und in voller Länge auf dem Bauch. Ich rapple mich als Erster hoch und starre auf unseren Hubschrauber und die drei großen Gastanks. Auf

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