Nichts
. Blitzartig fallen mir Julie und die Kinder wieder ein!
Vergib’ mir Schatz! Um Gottes Willen… vergebt mir. Was hab ich nur getan?
„So brauchen wir da nicht durch!“, erklärt er.
„Okay!“, versuche ich die Kontrolle zurück zu gewinnen. „Und wieso Castlegar?“
„Nicht Castlegar. Spokane! “, wieder versucht er mir mit dem Finger etwas auf der Flugkarte zu zeigen. „Scheinbar haben die dort eine verlassene Militärbasis!“
Ich bin noch immer nicht ganz wach. Als Robert dies anscheinend erkennt, hilft er mir auf die Sprünge.
„Tanken! Wir müssen tanken! Mehr wie achthundert Meilen macht der Bursche nicht…“
Jetzt ist alles klar. Auffällig nicke ich mit dem Kopf und strecke meinen Daumen in die Höhe. Hab’s kapiert.
Rund zehn Meilen westlich von Spokane - mittlerweile haben wir die ehemalige Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten überflogen und damit auch die Bergketten hinter uns gelassen - liegt vor uns die Fairchild Airforce Base. Gerade überqueren wir, in vielleicht hundert Metern Höhe, eine Wohnanlage. Was früher wahrscheinlich kleine, hübsche Einfamilienhäuser von Offizieren und ihrer Familien waren , gleicht nun einer Gruppe von planmäßig angelegten Müllbergen. Auf den Straßen stehen, wild durch- und übereinander, ausgebrannte Autos. In den Vorgärten verstreute Möbel, Kisten und was weiß ich was. Ich muss unweigerlich an Las Vegas denken. An die brennenden Straßensperren und die verkohlten Leichen. Bäume, Büsche, Gras – alles was irgendwann einmal grün und lebendig war, trägt einheitlich sterbendes grau und lebloses braun. Die Bilder gleichen sich frappant. Gar nicht so lange her, als ich in einem Hubschrauber saß und beschossen wurde. Allerdings gab uns da eine kleine Armee – Jack White höchstpersönlich – Feuerschutz…
„Gib’ mir die Knarre!“, weise ich Robert an.
Er drückt sie mir ohne Murren in die Hand, offenbar nicht ganz unglücklich darüber, sie loszuwerden.
„Schnall dich besser an.“, meine ich und krabble auf die Konsole zwischen den Piloten.
„Wieso?“, bellt er nervös zurück.
„Auge um Auge – Zahn um Zahn…“, deute ich auf sein T-Shirt.
„Wie heißen Sie, Captain?“, will ich wissen und wende mich dabei an den Mann auf der rechten Seite.
„McNeely, Sir! William McNeely.“, informiert er mich kurz und knapp.
„Also Billy…“, sage ich ganz bewusst in einem väterlichen Ton – der Bursche könnte ohne Frage mein Sohn sein, „erzählen Sie mir was über die Basis!“
„Sir?“, schaut er mich verwirrt an.
„Na ja, waren Sie schon mal hier?“
„Ja Sir! Im Winter, vor sechs Monaten.“
„Und…, sah es da genauso aus? Ich meine das da…“, und deute auf die ausgeräucherten Hangars, rechts unter uns.
„Nein Sir!“
Scheiße! Ich muss mir was einfallen lassen…
„Sie wissen aber, wo die Tankanlage ist!“
„Ja Sir! Wir fliegen geradewegs drauf zu.“
„Oh… langsam, junger Mann! Nicht so schnell! Drehen Sie ab, drehen Sie ab!“
„Sir?“
Ich hebe die Pistole in die Luft und fuchtle damit wild rum. „ Abdrehen! Will erst das Areal ins Auge nehmen…, wer weiß, was da unten los ist!“
Ohne Zwischenfall können wir vor den drei hohen Tanksilos landen. Sie stehen auf einem großen, freien Gelände das bis auf eine Halle, direkt neben den Tanks und einer kleinen Bürobaracke, nicht weiter bebaut ist. Man kann von hier aus halbwegs die rund sechshundert Meter entfernte Landebahn, die Haupthangars und einige große Parkplätze einsehen. Als Robert vor mir aus der Maschine springt, fällt mir auf, dass er eine Pistole in der Hand hält.
„Wo hast du die Waffe her?“, frage ich verdutzt.
Ohne mir besondere Aufmerksamkeit zu schenken, stattdessen die Umgebung absuchend, wirft er salopp zurück: „Von Billy?!“
Klar! Ich fasse mir im Geiste an den Kopf. Wäre es nach mir gegangen, hätten wir die zweite Waffe völlig vergessen. Ich springe den knappen Meter von der Kabine auf den Asphalt, ziehe den Kopf ein, eile zu Robert und gebe ihm einen freundschaftlichen Stoß.
„Was würde ich ohne dich nur machen!“
Nun, nachdem die Triebwerke abgeschaltet, schälen sich auch McNeely und sein Co-Pilot aus der Maschine und kommen zu uns rüber.
„Wir werden eine Weile brauchen.“, erklärt Billy.
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