Nichts
Ohne sie hab ich nicht die geringste Chance zurück nach Hause zu gelangen.
So oder so…, die Zeit läuft mir davon.
Bedächtig setz ich die Füße auf den Asphalt. Es ist derart dunkel, dass ich tatsächlich nur wenige Meter weit sehen kann. Wünsche mir fast, ein wenig von den Aobaynam in mir zu haben. Die Typen benötigen kein Licht, welch enormer Vorteil in derartigen Lagen! So werden für mich die einschüchternden Wetterleuchten, für kurze Momente alles in hellen Schein verzaubernd, zu einem willkommenen Habitus. Ein Fuß nach dem anderen taste ich mich um den Seahawk herum. Auf der Rückseite angelangt, starre ich angestrengt in die Richtung der Gastanks. Sollte ich mir Sorgen machen? Sie sind schon über ’ne Stunde unterwegs. Gerade als ich nervös die Pistole entsichern will, erkenne ich in der Ferne den Lichtstrahl einer Taschenlampe - und vertraute Stimmen.
„Wir haben Glück!“, ruft mir Robert entgegen, als der schwankende Lichtkegel mich kurz erfasst. „Noch genügend Propellant da!“
„Was für’n Zeug?“, bin ich erleichtert - über beides, dass erscheinen der vier Gestalten und die mitgebrachte Nachricht.
„ Jet-Propellant. JP4! Flugbenzin.“, gibt er mit seinem Wissen an.
Vermutlich hat er’s selbst erst vor paar Minuten erfahren, als ihm unsere Piloten den ganzen Kram erzählt haben.
„Ist für Autos nicht zu gebrauchen.“, fügt McNeely an. „Sonst hätten sie’s vermutlich längst leer gepumpt!“
„Sie? Wer sind Sie? “
„Na ja…“, baut sich Robert vor mir auf, fuchtelt mit der Taschenlampe und schnauft erschöpft.
Im Streiflicht kann ich erkennen, dass die Männer allesamt dreckig und mit Öl verschmiert sind. Bis auf Kyobpa, dem ich bei dieser Gelegenheit erneut einen langen, ungewissen Blick zuwerfe.
„…keine Ahnung. Jedenfalls ist so gut wie alles zerstört. Die Sicherungskästen, Aggregate, Pumpen… Wir haben versucht eines dieser Dinger wieder zum Laufen zu kriegen. Keine Chance. Da hat jemand ganze Arbeit geleistet.“
„Das nennst du Glück?“
„Das Entleerungsventil.“, meint McNeely.
„Das haben sie vergessen... Dabei gibt’s aber ein kleines Problem!“
„Okay?!“, werde ich ungeduldig.
„Wir müssen es mit Eimern hier rüber schaffen und den SH von Hand befüllen. Ohne Pumpen kein Druck!“
„Hört sich nach einer Menge Arbeit an.“, konstatiere ich. „Dann lasst uns mal anfangen, bevor wir noch mehr Zeit vergeuden!“, treibe ich an.
„Können Sie vergessen, Sir.“, widerspricht Billy.
Über die unerwartete Befehlsverweigerung zunächst irritiert, erklärt mir Robert, nicht ohne mir dabei einen ermutigenden Schlag auf die Schulter zu geben, den Hintergrund der Defensive.
„Wir brauchen Eimer oder irgendwas anderes, mit dem wir das Kerosin transportieren können. Ohne Licht werden wir aber kaum was Geeignetes finden, Brian. Tut mir Leid. Wir müssen wohl bis zum Morgen warten.“
Ich brauche einen Moment um die Bedeutung seiner Worte zu realisieren. Dann schaue ich wortlos auf die Uhr.
Kurz nach neun.
Enttäuscht, machtlos der Situation ausgeliefert, wende ich mich ab, suche den Weg zurück auf die andere Seite der Maschine.
„Wo ist das Telefon?“, stammle ich resigniert.
„Unter meinem Sitz!“, läuft Robert hinterher.
„Brian! Ich kann auch nichts dafür. Niemand kann was dafür. Ich würde meine rechte Hand geben, wenn wir die Situation damit auch nur im Geringsten ändern könnten…“.
Erregt drehe ich mich zu ihm um.
„Hast du auch nur die geringste Ahnung davon, was deine Kinder jetzt, genau in diesem Moment, durchmachen?“, plärre ich ihm entgegen. „Schau dir die ganze Scheiße doch mal an! Werf ’nen Blick nach oben, was hältst du davon? Und weißt du was? Den Mist erleben deine Kinder schon seit ’ner vollen Woche! Was glaubst du…, dass sich die Wetterlage morgen bessert? Da kann ich dich beruhigen. Das wird nicht passieren!“
Mit großen Augen starrt er mich an. Ich drehe mich wieder um und setze meinen Weg durch die Dunkelheit fort. Erneut sucht er sich mir in den Weg zu stellen.
„Moment mal Brian! Was verheimlichst du?!“, stellt er mich zur Rede. „Komm schon, raus damit! Jetzt ist’s langsam an der Zeit um mit der ganzen Wahrheit rauszurücken, denkst du nicht? Seit gestern hältst du mich im Ungewissen, weichst meinen
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