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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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Mutter aufgebracht zuvor und reißt ihr Kind an sich. 
       „Bist du verrückt?“, schreit sie mich an. „Verdammt, das darf doch nicht wahr sein. Wir müssen hier weg! Wir müssen endlich von hier weg!“, geifert sie und mustert die Kleine von oben bis unten. Erst jetzt beginnt Charlize zu weinen.
       Tapferes Mädchen!
       „Brian? Brian!“, stürmt zeitgleich Julie auf mich zu.
       „Brian, zieh dein Hemd aus. Sofort!“, diktiert sie. „Und komm da endlich weg!“
       Mit besorgter Miene, ganz und gar nicht ihrem Tonfall entsprechend, hilft sie mir auf die Beine.
       „Lass sehen…“
      
    Aus unseren Urlaubstagen kennen wir diese Art Schlangen nur zu gut. Haben von den Einheimischen gelernt, dass der Biss einer Mojave-Green absolut tödlich ist. Kein Wenn und Aber. Es existiert kein Gegenmittel. Da diese Rasse nur sehr selten vorkommt, kann einfach nicht genug Gegengift gewonnen werden. Spielt jetzt aber auch keine Rolle mehr. Das nächste Krankenhaus ist Stunden entfernt und wer weiß, ob dort überhaupt noch jemand anzutreffen ist.
       „Alles wird gut, Schatz!“, beruhigt sie mich, hält aber für Sekunden inne, als sie die zwei Einstiche unterhalb meiner Brust entdeckt.
       „Lass mich mal sehen!“ Mit sich in Grenzen haltender Neugier und seltsamen Verrenkungen versuche ich selbst die Bisswunde zu betrachten. Beim Anblick erschrecke ich noch mehr als Julie.
       „Scheiße!“, schauen wir uns für einen Moment ratlos in die Augen. Zärtlich legt sie ihre Hand in meine. Ich erwidere den Druck.
       „Tut mir Leid, Schatz.“, drücke ich verlegen raus.
       Das mir! Auch wenn ich mir gerne Cowboyfilme anschaue, so bin ich mit diesen harten Naturburschen leider nicht verwandt oder verschwägert. Ich bin Wissenschaftler, verdammt nochmal. Weichei, könnte man auch sagen. Und Blut, nein Blut kann ich schon gar nicht sehen.
       Die Sonne blendet, meine Augen brennen. Schwindel…
       „B-r-i-a-n…“, höre ich lang gezogen aus weiter Ferne.

Mi. 28. Oktober 2015  12:05 Uhr
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    Minus 08 Monate : 021 Tage : 03  Stunden : 54  Minuten : 01  Sekunden
     
     
     
     
    W ieso musst du immer wegen jeder Kleinigkeit umkippen?“, lächelt Julie mit zittriger Stimme und Wasser in den Augen.
       „Mensch, du hast uns zu Tode erschreckt!“
       Ich schau sie ungläubig an. Wundere mich, nicht mit Schmerzen oder schweißgebadet, mit hohem Fieber zu kämpfen. Liege im Kaminzimmer rücklings auf unserer großen Couch, fühle mich erstaunlich wohl und spüre Stephans warmen Atem im Gesicht. Er kauert dicht an mich gedrängt neben dem Sofa und drückt mit besorgtem Blick meine Hand. Hase, denke ich. Nicht der Junge, nein!
       Jackrabbit  ist mein eigener Sozius.
      Von ruhiger Natur und einem sensiblen Charakter. Wenn ich mich selbst beschreiben müsste, dann nur so. Ich mag weder Konkurrenzkämpfe noch Risiken. Mein Gemüt ist, falls sich unvorhergesehene Ereignisse ergeben, leicht durcheinander zu bringen. Alles, wirklich alles schlägt mir auf den Magen, vor allem aber Schlangenbisse.
      
    „War ein Dry-Shot !“, antwortet sie auf meinen Blick, auf die Frage die ich nicht ausspreche.
       „Was ist Dryshot Oma?“, fragt Stephan aufgelöst.
       „Oft sind Bisse von Schlangen trocken mein Schatz. Trocken heißt, dass das Gift nicht injiziert wird…, einspritzt. Weißt du, die Schlangen gehen sparsam damit um und benutzen es meistens nur, um echte Beute zu fangen.“
       „Und die Schlange hat sich gedacht, dass Opa ein wenig zu groß ist…“, füge ich mit einem erlösenden Schnaufen hinzu, „und wollte ihn nur bisschen erschrecken!“ 
       „Bist du dir sicher?“, wende ich mich erneut an Julie.
       „Schau dich an! Der Biss ist sauber, noch nicht mal geschwollen. Du hast mal wieder erstaunliches Glück gehabt.“
       Ebenso wie wir beide erlöst, springt Stephan nun auf und hüpft mir mit einem jugendlichen Satz auf den Bauch.
       „Will dich auch beißen!“, grölt er völlig aufgelöst. Obwohl mir dabei die Luft wegbleibt schnappe ich ihn mir mit beiden Armen um ihn zu knuddeln. Nicht auszumalen, was hätte passieren können.
       Muss mir unbedingt was einfallen lassen!
       „Aua!“, stoße ich aus, als er mich unabsichtlich mit dem Fuß in die angebissene Seite boxt.
       „Stephan!“, ertönt umgehend Leann’s Stimme, die leicht verlegen nun ebenfalls das Kaminzimmer betritt. „Lass Opa in Ruhe.

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