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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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Fingernägel, glatt rasiert. Die anderen tragen schicke, dunkle Anzüge - was eindeutig darauf hinweist, dass sie nicht aus Arizona kommen - weiße Hemden und dunkle Krawatten. Die Schuhe! Hochglanzpoliert, so dass sich die Sonne darin spiegelt und ich befürchte, die Reflektion könnte ein Loch in unsre Hauswand brennen.
       Wir dagegen erscheinen eher wie verwahrloste Landstreicher.
       A dirty heat pulled low across my face.
      Jedenfalls im direkten Vergleich. Schließlich sind unsere Outfits nicht gerade geeignet, in der momentanen Gesellschaft irgendwie zu punkten. Kleider machen Leute, erinnere ich mich dunkel. Selbst in schlechten Zeiten. Oder besonders in schlechten Zeiten?
       „Wie geht’s Rosie?“, fragt Julie interessiert.
       Sie und Rosemarie sind eigentlich immer recht gut miteinander klar gekommen, früher, als wir hier und da gemeinsam ausgegangen oder im Garten gegrillt hatten. Erinnerungen blitzen auf, um in der Bruthitze gleich wieder zu verdampfen.
       Sichtlich konsterniert sucht George nach Worten. Er braucht einen Moment, um dann mit gerunzelter Stirn tonlos zu antworten.
       „Tja…, sie ist im Februar von uns gegangen.“
       „Oh je!“, reagiert Julie betroffen. „Das ist nicht wahr!“
       Ich schaue George sprachlos an. Bin überfordert,  finde keine angemessenen Worte. Scheinbar erkennt er unsere Ohnmacht und erklärt.
       „Nun…, sie ist mal gerade Dreiundsechzig geworden. Ihr wisst doch, dass sie immer mit ihrem Herzen zu tun hatte. Die ganzen Umstände haben sie zum Schluss nicht mehr schlafen lassen, was der Sache nicht gerade geholfen hat. Ich war fast jeden Tag mir ihr beim Arzt oder im Krankenhaus.“
       Was soll man darauf antworten? Mir fällt noch immer nichts ein. Die Hitze wird jetzt noch drückender. Brauche einen Schluck Wasser. Ja, ich erinnere mich an ihr Leiden. Hab’s immer für übertriebene Allüren oder Affentheater gehalten.
       „Als sie dann noch die Sache vom Fermilab gehört hat, ich konnte es ihr nicht einfach verschweigen, wisst ihr…“
       Über das Stichwort bin ich froh.
       „Was ist damit?“
       „Brian! Lass ihn doch erzählen!“, schimpft Julie.
       „Nein, ist schon gut. War ja schließlich der Auslöser. Mitte November letzten Jahres wurde auch noch das Grid runtergefahren. Das ANL hatte die Suche nach dem Super-Alpha Synuclein aufgegeben. Weitere Mittel wurden nicht bewilligt und somit war auch der Rest von uns ohne Job. Da hat sie durchgedreht. Schlaganfall!“
       „Mein Gott!“
       Julie sackt ein Stückweit zusammen. 
       „Nach zwei Wochen in der Klinik war’s dann vorbei… Ich kann nicht sagen, dass das alles wie aus heiterem Himmel kam… aber irgendwie…“
       Schweigen. Wir sitzen da und können es nicht fassen.
       „Das Leben geht weiter Leute. Macht nicht solche Gesichter. Kann ich noch ein Glas von der köstlichen Limonade haben?“
       Diesen Moment nutzt Leann um aufzuspringen und sich mit Natürlich, ich hole Ihnen noch was! der Situation zu entziehen.
       Cleveres Mädel.
       „Möchte sonst noch jemand was, sonst räume ich den Tisch mal auf?!“
       Niemand reagiert. Sie wirft noch schnell einen prüfenden Blick zu den Man in Black , erhält dort aber nur synchrones Kopfschütteln als Antwort.
       „Komm Stephan! Du kannst Mama helfen.“, rettet sie gleich noch den gelangweilten Buben, der artig und verlegen folgt.
       „Im Moment läuft aber auch alles schief!“, fällt mir endlich was ein. Oder wechsle ich das Thema damit vielleicht zu ungalant, zu plump? Vermutlich.
       „Von schlechten Nachrichten hat man so langsam die Nase voll, oder nicht?“
       „Ja, wirklich war…“, seufzt George. „Aber genau darum bin ich ja hier!“
     
    Nach der unerwarteten Landung von George, vor ’ner knappen Stunde, waren unsere ersten Fragen natürlich, was er hier wolle und wie er uns gefunden hätte. Immerhin waren wir auf alles vorbereitet, nur nicht auf eine Invasion aus der Luft. Obendrein hatte ich nicht mehr damit gerechnet, George irgendwann in meinem Leben noch mal zu begegnen. Unsere erste Frage wollte er später noch ausführlich erklären, da die Antwort anscheinend etwas mehr Muße benötigen würde. Die Antwort auf die zweite Frage sei jedoch weniger kompliziert. Schließlich wüsste er von unserem Urlaubsdomizil schon seit längerer Zeit, beinahe hätten er und Rosie uns vor Jahren über ein verlängertes Wochenende ja fast

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