Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
Vom Netzwerk:
werfe einen Blick auf die beiden Kinder, wie sie im Planschbecken sorglos johlen. Planschbecken! Was für ein Luxus. Unser Brunnen liefert glücklicherweise immer noch glasklares Wasser. Tief genug um das stetig rinnende Schichtwasser in den Felsen, tief unter uns, aufzufangen. So ist das größte Problem der Menschen da draußen nicht unseres. Trinken, waschen, kochen, bewässern… Solange uns niemand entdeckt. Wir hatten uns darauf geeinigt - oder besser - unsere Gesundheits-, Familien-, und Innenministerin hatte ein Gesetz verabschiedet welches besagt, dass die Kinder zwischen Mai und Oktober niemals alleine, heißt ohne die Begleitung eines Erwachsenen den Porch verlassen dürfen. In jenen Monaten herrscht reges Schlangentreiben. Auf eine Überraschung, wie im vergangenen Herbst, können wir alle gut verzichten. Ganz besonders ich. So nutzen die Kids im Wesentlichen unsere große, erhabene Terrasse für ihre kindlichen Aktivitäten. Im Moment scheinen sie eine Menge Spaß zu haben. Kichern und feixen. Werde mich nachher wohl auch mal in das kleine Gummibecken zwängen…
       Julie kommt mir entgegen. Der Korb voller Gemüse und Salat steht ihr ganz hervorragend. Rassig. Ich stelle mir vor, wie sie jetzt wohl nackt ausschauen würde. Dreckige Hände vom Arbeiten im Gemüsebeet, Schweißperlen tropfen von ihren angeschwollenen Brüsten und rinnen am eingeölten, braunen Körper vorsichtig, jeden Zoll genießend herab. Die Haare kleben verzaust am Nacken, nur bekleidet mit diesem geflochtenen Behältnis voller Grün. Wiegend lasziv kommt sie auf mich zu. Anzüglich, ruchlos.
       Bin entflammt!
       „Alles in Ordnung Schatz?“ 
       „Die verdammte Hitze!“, antworte ich.
       Sie gibt mir, ohne dabei anzuhalten, einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und marschiert weiter. Ich drehe mich um und schaue ihr nach. Für den Bruchteil einer Sekunde schwingt sie keck mit der Hüfte. Ertappt? Kaum!
       Ich gehe rüber zum Wagen, werfe einen flüchtigen Blick drunter, nur um sicher zu gehen das sich dort, im schattigen Unterboden, keine Squirrels eingenistet haben, was diese kleinen, frechen Streifenhörnchen mit Vorliebe immer wieder versuchen. Alles okay. Nun noch runter zum Tor. Die von uns mit viel Mühe von Bewuchs freigehaltene Sandpiste, unsere Grundstückszufahrt, schlängelt sich gute sechshundert Meter durchs Gelände. Bis zur Einfahrt sind’s etwa fünf Minuten Fußmarsch.
       Heute vielleicht zehn.
       Noch ein kurzer Blick rüber zur Terrasse. Gut! Leann ist bei den Kindern. Sie sitzt am Tisch und schneidet Bohnen. Alles in Ordnung.
       Die Luft flimmert.
       Den staubigen Grund unentwegt im Auge, gehe ich meine Aufgabe an. Man muss aufpassen, nicht auf eine Schlange zu treten. Sie sind in dem eintönigen Sand kaum auszumachen. Zu dieser Jahreszeit liegen sie gerne in der Sonne und wärmen sich auf. Kaltblüter! Kaltes Blut, was für ein Segen in der Hitze.
       Auf dem Sand kann ich viele Fußspuren ausmachen. Alles was hier nachts so kreucht und fleucht hinterlässt eine deutliche Spur. Wir haben im Laufe der Zeit gelernt, dass Tiere genauso wie wir Menschen, mit vorliebe gepflegte, übersichtliche Wege benutzen. Die Kojoten zum Beispiel, die uns auf dem Weg durch ihr Jagdrevier einmal die Woche früh morgens besuchen kommen um den Hühnerstall auf etwaige Nachlässigkeiten von Leann zu untersuchen. Sie schlendern Grundsätzlich die Zufahrt hoch. Auch wenn es einen Umweg darstellt, bevorzugen sie doch die Annehmlichkeiten einer gepflegten Straße.
       Dort der Beweis! Kojotespuren. Ganz deutlich.
       Die Spuren direkt daneben wären von Schlangen, dachten wir Anfangs immer. Nein, Schlangen hinterlassen so gut wie keine Spur, haben wir dann gelernt. Keine, die man auf Anhieb erkennen könnte. Das hier, was aussieht als ob jemand mit einem feinen Ast einen wackeligen Strich in den Sand gezeichnet hätte, war eine gewöhnliche Eidechse. Der Ast, der sie verrät, ist ihr langer Schwanz.
       Am Tor angekommen bleib ich stehen und schaue ausschweifend in die Ferne. Rasten. Verschnaufen.
       Was für eine herrliche Gegend!
       Weit hinten, die nun zur Mittagszeit nervös flimmernden Bergketten. Hintereinander aufgereiht und doch irgendwie ineinander verschmolzen. Wie eines dieser blauen, historischen japanischen Gemälde. Davor das unendlich große Tal, zurückhaltend aber wenn überhaupt, dann umso imposanter bewachsen. Jedes Mal frage ich mich, wie es Lebewesen, wozu ich Pflanzen

Weitere Kostenlose Bücher