Nichts
weiß es wirklich zu schätzen dass du in diesem Fall an mich gedacht hast. Was auch immer daraus werden mag oder künftig geschehen wird. Und genauso bin ich dir dankbar dafür, dass du all diese Mühen auf dich nimmst. Du bist ein echter Freund, soviel kann ich dir bestätigen. Und trotz alledem… ,“ ich nehme einen Schluck Wasser, um das Essen runterzuspülen. „Trotz alledem glaube ich, dass hier etwas faul ist. Nimm’s mir nicht übel. Du kennst mich. Ich bin ein alter Skeptiker.“
„Oh nein! Ich nehme dir gar nichts übel. Denkst du etwa, mir ging es nicht genauso? Als ich diese Anlage das erste Mal gesehen hatte…“
In diesem Moment wird George von einem Mann unterbrochen, der bislang – vielleicht zufällig – an unserem Nebentisch saß und mehr oder weniger hastig, so erschien es mir jedenfalls aus den Augenwinkeln heraus, sein Abendessen verschlungen hatte. Nun steht er neben uns.
„Guten Abend die Herren! Ich konnte es nicht verhindern ihr Gespräch mitzuhören. Entschuldigen Sie…“, er streckt mir seine Hand entgegen. „Barkley mein Name. Lorenz Barkley, also sagen Sie ruhig Lorenz zu mir.“
Perplex und gegen meine eigentliche Überzeugung, nehme ich seine Aufforderung an und schüttle diese Hand. Dann wendet er sich an George, um auch ihm einen Handshake zu entlocken. Äußerst höflich und kultiviert, wie ich denken muss.
„Ich bin heute etwas früher dran. Mit dem Essen, meine ich. Ich liebe es, hier zu speisen. Hab’ nicht so oft die Gelegenheit dazu, leider. George und… wie war Ihr Name noch gleich?“
„Brian!“ antworte ich ebenso unüberlegt.
Keine Ahnung. Der Typ fasziniert mich irgendwie. Strahlt eine gewisse Souveränität aus, die ich das letzte Mal bei Harold Wegener, unserem Direktor im Fermilab erlebt hatte. Normalerweise hasse ich es, wenn sich Fremde in meine Gespräche einmischen, doch in diesem Fall…
„Darf ich mich einen Moment zu ihnen setzen?“
„Ja, natürlich!“ antworte ich, ohne Georges Zustimmung abzuwarten, und greife nach der Rückenlehne des freien Stuhls neben mir, um ihn etwas vorzuziehen und so die Einladung zu unterstreichen.
„Danke ,“ erwidert Lorenz und nimmt Platz.
„Sie beide sind neu hier?“ fragt er, während er den Stuhl unter sich peinlichst genau zurechtrückt.
„Nein! Oder besser Ja und Nein. Mein Freund ist vor wenigen Stunden angekommen, das ist richtig. Ich selbst bin schon seit längerem… seit sechs Monaten, um genau zu sein, bei EINAI. Komisch, dass wir uns nie über den Weg gelaufen sind.“
„Das ist wohl wahr. Aber die Anlage ist einfach zu groß, denke ich.“
Lorenz Barkley, etwa einsneunzig, vielleicht knapp zwei Meter groß, trägt einen dunklen Maßanzug, weißes Hemd und eine dunkelrote, säuberlichst gebundene Krawatte. Das rechte Handgelenk ziert eine teure, silberne TAG-Heuer Armbanduhr . Ich schätze ihn so um die mitte Fünfzig. Sein stark grau meliertes Haar lässt die ursprüngliche Farbe nur schwer erahnen. Möglicherweise Blond. Sehr schmächtig seine Figur, beinahe schon mager. Zu schlank, wie ich meine. Er sollte sich öfters in diesem Restaurant blicken lassen! Seine Hände sind geschmückt mit einem schweren Familienring, dessen Siegel ich trotz seiner Größe nicht deutlich erkennen kann - liegen völlig bewegungslos vor ihm auf dem Tisch, während er mit geradem Rücken, nahezu aufrecht in dem Stuhl sitzt. Erinnert mich ein wenig an meinen alten Herrn. Immer, wenn er mir die Leviten lesen wollte, rief er mich zu sich an unseren Esstisch und wartete mit ernster Miene. Nur das Lorenz keine ernste Miene aufgelegt hat. Ganz im Gegenteil. Er strahlt förmlich eine gewisse Zuversicht, ja Begeisterung aus. Nur seine Augen sind es, die mich ein wenig irritieren. Keine Ahnung warum. Es sind große, klare braune Augen. Vielleicht etwas zu braun. Ein Affe! Wieder einmal plagt mich meine alte Manie. Barkley’s allezeit begleitendes Tier muss der Affe sein. Von hoher Intelligenz, wie mir scheint, mit der er die Ereignisse in seiner Umwelt genauestens analysieren und dann schnell handeln kann. Selbst wenn er mit anderen im Gespräch ist, so wie mit uns im Moment, hat er ein Auge auf die Umgebung. Er merkt sich Ereignisse prompt und kann sich bei Bedarf sofort daran erinnern. Darüber hinaus ist er ein lebhafter Gesellschafter und, was den meisten Menschen abgeht, gleichfalls ein guter Zuhörer. Deshalb sucht man gerne
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