Nichts
wenig weitergeholfen zu haben.“
Demonstrativ schaut er erneut auf die Uhr.
„Muss jetzt aber wirklich los. Hab’ noch einiges vorzubereiten.“
Elegant erhebt er sich von seinem Stuhl, schiebt ihn ordentlich unter den Tisch zurück und klopft dann mit den Knöcheln seiner linken Hand auf die Tischplatte. „Noch mal, herzlich willkommen bei EINAI… Ach, übrigens. Sie kennen die Bedeutung von EINAI, Mister Barron?“
„ To ti ên einai! Das Wesen…“, entwaffne ich ihn.
„Sie lernen schnell.“, lacht er. „Hat mich gefreut, Sie beide kennen gelernt zu haben. Bis die Tage.“
„Wir sehen uns.“, verabschiede ich ihn.
„Bis die Tage.“, wiederholt George, schnappt sich sein Glas Tee, in dem mittlerweile nur noch einige Eiswürfel klirren und kippt sich das geschmolzene Wasser in den Mund.
„Lorenz Barkley!?“, flüstere ich ihm zu. „Braucht man vielleicht ‘ne Liste von all diesen Fellows die sich hier rumtreiben?“
„Nein!“, lacht er. „Na? Hab’ ich dir zu viel versprochen? Was denkst du?“
Was ich denke?
Dass ich mich noch auf einige Überraschungen gefasst machen sollte, dass denke ich! Alles smarte Burschen um mich herum, dass denke ich! Man erzählt viel, ohne was zu sagen, mit George angefangen, dass denke ich! Wie auch immer. Werde mich wohl selbst ein wenig umsehen müssen, wenn ich was nützliches herausfinden will. Aber nicht jetzt.
„Ich denke, dass ich mich erst einmal hinlegen werde. War ein aufregender Tag… mehr Eindrücke gesammelt, als die letzten vier Wochen zusammen. Ich hatte mich eigentlich schon damit abgefunden, nie wieder ein wissenschaftliches Gespräch führen zu dürfen. Wie man sich doch irren kann!“
Außerdem kann ich es kaum abwarten, die Minibar auf meinem Zimmer einer näheren Betrachtung zu unterziehen. Kann mich kaum noch an den Geschmack von Alkohol erinnern.
„Komm, lass uns gehen!“, fordere ich George auf, schnappe meinen Teller, das Glas und erhebe mich mit stöhnen.
So. 07. August 2016 20:14 Uhr
- 0000000:00:010:19:45:11
Minus 010 Tage : 19 Stunden : 45 Minuten : 11 Sekunden
B is morgen Schatz! Ich liebe euch.“
Etwas melancholisch lege ich auf und stecke das Handy zurück in sein Ladegerät. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Sollte vielleicht Licht anmachen. Doch vorher wird es endlich Zeit, mir einen Drink zu genehmigen. Ich öffne die Minibar, die neben dem Schreibtisch einen praktischen Platz gefunden hat und greife mir wahllos eine der zahlreichen Miniaturflaschen. Wodka, wie ich feststelle. Schraube den Deckel ab, werfe ihn in den Papierkorb und nehme vorsichtig einen Schluck. Brennt mir fast die Zunge weg. Nebenbei öffne ich die große Schiebetür und setze meinen Fuß auf den Balkon. Kühl hier draußen. Doch im Vergleich zu Arizona äußerst angenehm. Was habe ich gestern Nacht noch geschwitzt. Ein erwünschtes schwitzen, muss ich zugeben.
Laufe die zwei, drei Meter vor bis zur Brüstung und stütze mich auf. Schaue auf die zahlreichen Terrassen, die direkt unter und neben mir liegen. Bin im neunten Stockwerk. Viel Privatsphäre scheint man hier draußen nicht zu genießen, es sei denn, man wohnt im obersten Geschoss. Wie immer im Leben. Nehme noch ’nen Schluck und spüre bereits ein wohliges Gefühl, die betörende Wirkung von Alkohol. So lange schon hab ich keinen Drink mehr gehabt, dass bereits zwei Schluck genügen, um mich leicht zu benebeln. Gut so! Mein Blick wandert - über die beleuchtete Promenade mit den gepflegten Bäumen am Fuß des Gebäudes, auf der sich um diese Zeit nur Wenige zu verlaufen scheinen - hinaus in die Ferne. Man kann kaum was erkennen, bis auf einen hellen, strahlenden Lichtpunkt dort, wo ich in der Dunkelheit die mysteriöse Pyramide vermute. Sie wird nun von einem unüberschaubaren Sternenmeer bedeckt. Diesen umwerfend majestätischen Anblick kenne ich nur zu gut aus Arizona. Überall dort, wo die Nacht Nacht sein darf und die Lichter der Großstadt die Finsternis nicht zerstören, darf man an einem fast vergessenen Schauspiel teilnehmen - dem unendlichen Universum.
Unberührt von der Geschichte, den kranken Taten der Menschheit oder gar der Zeit, scheint es an uns mit seinen unendlich vielen Augen einfach vorbeizusehen. Manche sagen, es würde uns beobachten oder gar über uns wachen. Aber wieso sollte es? In jeder klaren Nacht können wir in dreidimensionaler Schärfe
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