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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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Plötzlich erübrigt sich das geplante Verhör.
       „Muss noch mit der Familie telefonieren…, und es ist schon recht spät.“, erfinde ich.
       Nun, erfinden stimmt nicht ganz, aber mir ist da so ein Gedanke gekommen, dem ich unbedingt nachgehen muss – bevor ich mich in einigen Stunden hier unten mit Barkley treffe… 

Sa. 13. August 2016  23:41 Uhr
    - 0000000:00:004:23:41:00
    Minus 004 Tage : 23 Stunden : 41 Minuten : 00 Sekunden
     
     
     
     
    J ulie?“, rufe ich bestürzt in das Sat-Phone.
       „Brian?“
       „Mein Gott, Schatz! Ich probier seit ’ner geschlagenen Stunde dich zu erreichen. Ist alles okay bei euch?“
       Es vergeht eine kleine Ewigkeit, bis sie mit zittriger Stimme antwortet.
       „Ja, Liebling. Es ist alles okay soweit…“
       „Julie! Was ist passiert? Wieso meldest du dich nicht“
       Plötzlich bricht es aus ihr heraus. Sie weint. Sie weint und ich sitze tausende Kilometer entfernt und kann nichts dagegen machen. Nur irgendwie trösten, mit ihr reden, sie ablenken, ohne sie jedoch zu berühren, in die Arme nehmen und Schutz geben. Geborgenheit. All das schießt mir durch den Kopf, während die sonst so starke Frau zittert und schluchzt. Nachdem ich mehrmals nachfrage, beginnt sie mir den Grund ihrer Aufregung zu schildern.
      
    Es war nun schon der vierte Tag, an dem die schwarzen Gewitterwolken sich nicht bewegten – nur bedrohlich über unserem Tal hingen. Hier und da ein paar Wetterleuchten, mehr nicht. An diesem Punkt lag mir erneut die Frage nach den Batterien auf der Zunge, doch ich hielt mich zurück. War froh, dass sie redete, vor allem aber mit dem weinen aufgehört hatte.
       Allerdings würde dies nicht ganz stimmen, fuhr sie fort. In der Nacht zuvor schlug ein Blitz, oben in den Bergen, mit einem höllischen Donner ein und steckte einen der Joshuas oder sonst ’nen Busch in Brand, der daraufhin lichterloh brannte. Sie und Leann machten sich schon sorgen, dass sich die Sache in einen Flächenbrand ausweiten könnte. Hatten die ganze Nacht deshalb nicht geschlafen, nur das Feuer in der Ferne beobachtet. Doch es ging alles gut. Bei Morgengrauen konnte man nur noch ein paar Rauchschwaden aufsteigen sehen. Dies sei auch der Grund gewesen, warum sie mir am Telefon nichts davon erzählt hätte.
        Wäre nicht weiter von Bedeutung gewesen.
       Jedenfalls waren sie, wegen diesem nächtlichen Ereignis, den ganzen Vormittag sehr müde und beschlossen, sich zusammen mit den Kindern, nach dem Mittagessen ein wenig hinzulegen. Goldwater unternahm, wie üblich zu dieser Zeit, seine Runde und verschwand, um die Lage zu peilen, wie er es nannte. Sie oder Leann hatten sich bislang nicht getraut, ihn nach Sinn, Zweck oder Ziel seiner täglichen Exkursionen zu fragen. Spielte auch keine Rolle, denn so hatten sie immer etwas Zeit für sich selbst.
       Scheinbar sind die beiden Frauen dann doch tiefer versunken als eigentlich geplant. Das nächste, an was sie sich erinnern könne, wäre der stinkende, brennende Geruch dieses Mannes gewesen.
       Mir fällt beinahe der Hörer aus der Hand.
       „Was für ein Mann zum Teufel? Verdammt! Julie!? Was für ein Mann!?“, bin ich jetzt völlig außer mir.
       Bekomme einen Schweißausbruch und spüre, wie mein ganzer Körper anfängt zu zittern. Stehe wie in Trance auf und schnapp meine Reisetasche, welche noch immer, mehr oder weniger unausgepackt neben dem Bett steht, hebe sie hoch und werfe sie auf’s Sofa.
       „Ich wird’ so schnell es geht nach Hause kommen.“, und eile Richtung Bad, um die restlichen Sachen zusammen zu kramen.
       „Morgen! Morgen Mittag bin ich bei euch!“, schwöre ich.
       „Nein, ist Gut Schatz. Wirklich. Jetzt ist alles wieder gut.“, versucht mich das tapfere Mädchen zu beruhigen.
       Mich beruhigen? Muss ich beruhigt werden, verdammt noch mal? Da haben andere offensichtlich weit bessere Gründe. Menschen, die mir vertrauen und die ich ganz klar im Stich lasse.
       Es gäbe nichts, um das ich mir Sorgen machen müsste, lügt sie weiter. Es sei vorbei und niemandem wäre was passiert. Jedenfalls hätte dieser Mann ihr seine schmutzige Hand auf den Mund gepresst, so dass sie nicht schreien konnte. In der anderen hielt er ein großes, blitzendes Messer, das er dem kleinen Stephen, der noch immer seelenruhig neben ihr schlief, an den Hals hielt. Augenblicklich sei ihr das stillschweigende Dekret klar gewesen, sich nicht zu rühren und so kämpfte sie gehorsam

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