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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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hindurch die hektische Situation beobachten.
       „Ein Herzanfall!“, informiert uns eine der Damen, die in der gaffenden Gruppe neben uns steht.
       Eigentlich wollte ich mit George über Barkley sprechen und diesen seltsamen Neustart des AT’s. Kann nicht glauben, dass er oder seine Abteilung darüber nicht informiert worden sind… und wenn, warum er mir nicht davon erzählt hatte. George ist von Natur aus geschwätzig, also müsste er sich sehr geändert haben, derartige Geheimnisse für sich behalten zu können. Andererseits ist er auch recht eigensinnig. Womöglich hat er triftige Gründe. Und genau die muss ich rausfinden.
     
    Ich erkenne die Person auf der Ambulanztrage nicht richtig. Man schiebt sie gerade in den Krankenwagen, der mit blinkenden Lichtern mitten auf dem Sonnen-Boulevard steht und in dichtem Abstand von einer drängelnden Menschentraube umlagert wird. Die Szenerie gleicht beinahe einem Kliniknotfall, da die Zuschauer fast ausnahmslos knielange Arbeitskittel tragen. Sie alle dürften auf dem Weg von oder zur Arbeit wohl eher zufällig an dieser Stelle vorbeigekommen, so wie George und ich. Ecke '36', wie ich dem Schild an der Kreuzung entnehme. Zwei Notärzte schließen routiniert die beiden Hecktüren des weißen Fahrzeugs mit der großen Aufschrift EINAI-Hospital . Hätte mich auch gewundert, wenn es so was hier nicht gegeben hätte.
       „Hast du was erkannt?“, frage ich George wissbegierig.
       „Glaube fast das war der Verrückte von heute Mittag. Die kurzen, blonden Haare…“    
       In diesem Moment ertönt ein kurzes, sich drei-, viermal wiederholendes, Signal. Der Krankenwagen setzt sich langsam in Bewegung, doch tut sich ob den Schaulustigen schwer, voranzukommen.
       „Leute, bitte macht den Weg frei! Stellt euch nicht so an.“, schimpft einer, den ich erst jetzt bemerke. Ein großer, schwerer Mann, so um die einsneunzig, mit breiten Schultern und kräftigen Armen. Er trägt ebenfalls einen dieser Kittel. Jetzt kann ich die Aufschrift über seiner Brusttasche lesen: EINAI-SECURITY
       Sehr diskret, denke ich noch, als mich auch schon eine Hand schroff am Arm berührt. Ich drehe mich überrascht um und sehe in die eng liegenden Augen eines weiteren Security Mitarbeiters.
       „Weitergehen. Bitte gehen Sie weiter. Hier gibt’s nichts zu sehen Leute!“, fordert er mich und die anderen höflich aber bestimmt auf.
       Die Ambulanz hat ihren Weg gefunden und fährt nun, mit überraschend gemäßigtem Tempo, den Boulevard hoch, etwa hundert Meter, um dann auf Höhe der 25.ten links abzubiegen und aus unserem Sichtfeld zu verschwinden. Für einen Moment noch, kann man das von den Wänden zurückgeworfene, rotblaue Blinklicht erkennen, bevor dann alles so ist, wie noch vor einigen Minuten. Leise. Die Menge löst sich langsam und dibbernd auf. Ich beobachte die beiden Männer der Security, wie sie ruhig aber zügig in die entgegengesetzte Richtung marschieren, um dann ebenfalls in einer Seitenstraße zu versinken.
       „Bist du sicher, dass es dieser Kerl war?“, frage ich George.
       „Weiß nicht…, die kurzen blonden Haare sind mir aufgefallen, ansonsten hab’ ich im Restaurant ja nicht lange das Vergnügen gehabt.“
       Je länger ich darüber nachdenke, umso sicherer werde ich mir. Er war es! Ein Herzanfall würde ganz hervorragend zu Guido passen. Andererseits war er zu jung für so was. Genau genommen sah er sogar recht Fit aus. Was soll’s.
       „Irgendwann werde ich wohl auch so enden.“, bemitleidet George sich selbst und stöhnt. „Muss unbedingt mal wieder zum Arzt und mich untersuchen lassen.“  
       Bis vor einer viertel Stunde hätte ich ihn noch gefragt, zu welchem Arzt er denn gehen möchte? Hatte mir bis dahin absolut keine Gedanken gemacht, dass EINAI für tatsächlich alles gesorgt haben könnte. Nun gut…, bei mehreren tausend Mitarbeitern macht eine Krankenstation ja auch Sinn. Wenn die in der Lage sind, Krabben ranzukarren…
       Wenn die in der Lage sind, Krabben ranzukarren?
       Plötzlich durchfährt mich ein kalter Schauer. Im Zeitraffer fliegen die vergangenen sechs Tage an mir vorbei. Werfe einen Blick an den mit Bodenstrahlern beleuchteten Allee-Bäumen vorbei auf das freie Feld. Kann in der Dunkelheit so gut wie nichts erkennen. Bis auf den in der Ferne strahlenden, kleinen hellen Punkt: die EINAI-Pyramide.
       „George, es tut mir Leid!“, schaue ich zuerst auf ihn und dann auf meine Uhr.
      

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