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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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gegen diesen Drang an. Was schwer fiel, da der Typ ihr die Luft zum atmen nahm. Mit seinem Knie auf ihrem Brustkorb, um sie vermutlich zu sichern, drückte er sein ganzes Gewicht auf sie. Und dann noch dieses grauenhafte Grinsen. Den Typ selbst, könne sie nur schwer beschreiben. Vielleicht Mitte Dreißig. Braunes, langes Haar, das wild auf seinem Kopf wuchs. Bartstoppeln und seltsame, helle Linien auf seinem Gesicht - beinahe wie die ausgetrockneten Bachläufe dieser Gegend, würde man sie aus der Luft betrachten - seien ihr aufgefallen. Vermutlich Schweißtropfen, die schon vor Tagen sein Gesicht herunter liefen und auf ihrer Bahn den angetrockneten Dreck weggespült hätten. Seine faltigen Augen waren strahlend Blau und glänzten wie die eines kleinen Kindes an Heiligabend. Die zerrissene Kleidung stand vor Dreck und roch, als ob er eben aus der Kanalisation gekrochen wäre. Lange könnte es nicht dauern, bis Stephan von diesem Pesthauch geweckt würde, dachte sie und warf so gut es ging einen Blick auf den Jungen. Dabei fiel ihr die linke Hand des Mannes auf, in welcher er dieses Messer hielt. Sie war blutig und mit einem dreckigen Tuch notdürftig verbunden. Es konnte nicht allzu lang her sein, dass er sich verletzt hatte.
       Es war still. Nur den Wind konnte man hören, wie er sich in den stacheligen Blättern des großen Joshuas vor dem Haus verfing, um sein tägliches Lied zu spielen.
       Diese Stille wurde plötzlich vom knacken des Holzbodens unterbrochen. Um Gottes willen, dachte Julie. Leann! Bleib wo du bist Kleines, schoss es ihr durch den schmerzenden Kopf. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen, und so konnte sie im Esszimmer eine Bewegung wahrnehmen. Jedoch nicht genau erkennen, da ihr Kopf nach wie vor auf die Matratze gedrückt wurde. Alles ging rasend schnell. Da sah sie, wie der Mann über ihr, seinen Kopf dreht, um hinter sich zu schauen. Plötzlich tauchte ein großer, hellbrauner Hund auf, und lief fahrig witternd am Bett vorbei, direkt ins Badezimmer, wo sie nur noch den wedelnden Schwanz erahnen konnte.
       Im selben Moment erfasste sie aus den Augenwinkeln heraus Leann. Wie gebannt, mit aufgerissenen, ängstlichen Augen stand sie im Türrahmen und zitterte am ganzen Leib. Julie benötigte einen Moment um zu verstehen, als der Mann auf ihr auch schon gemächlich den Druck löst und sich langsam, ohne die geringste Eile oder Anspannung, von ihr erhebt.
       Augenblicklich drehte sie sich auf die Seite, um sich schützend über den schlafenden Jungen zu werfen, wobei Stephan natürlich aufgewacht ist. Erst jetzt, aus der Kette gelöst und freies Sichtfeld besitzend, erkennt sie den zweiten Mann, der mit einem Gewehr hinter unserer Tochter stand.
       Na Ladies, graulte dieser. Wo habt ihr eure Männer gelassen? Mit einem Stoß des Gewehrlaufs schubst er Leann vor sich her, ins Schlafzimmer hinein. Jetzt erkennt Julie das Ruger 77 in seinen kräftigen Händen. Leanns Gewehr! So unauffällig wie möglich schaut Julie in Richtung Nachttisch, auf ihre eigene Waffe. Denk nicht mal dran, du Schlampe !, hätte der Typ mit dem Messer gefaucht und sich die dort lehnende Ramington geschnappt. Während er die Pumpgun gekonnt mit nur einer Hand scharf macht, schaut er auf den braunen Köter, der es sich mittlerweile hechelnd und teilnahmslos in der offensichtlich kühlen Badewanne gemütlich gemacht hatte.
       Wo ist Ben ?, richtete er sich an seinen Kumpel, welcher nicht weniger zerlumpt und schmierig dastand. Der schaut sich beiläufig um und antwortet entspannt: Muss wohl noch draußen sein! Dann spuckt er salopp auf den Teppich, als sei dies das normalste auf der Welt. Ben?! hustet er laut. Als er keine Antwort erhält, wendet er sich wieder seinem Kumpel zu. Hast du die Sache hier im Griff ?, wollte er wissen und dreht sich um, nachdem er ein bestätigendes Nicken vernommen hat. Sehen konnte Julie nicht, wohin der Typ ging. Sie wusste auch nicht, wer dieser Ben war. Vermutlich der dritte im Bunde. Doch sie konnte am knacken des Holzbodens seinen Weg halbwegs nachvollziehen. Er ging definitiv Richtung Eingangstür und dann, als die Fliegentür zuknallte, war es klar, dass er draußen auf dem Porch nach diesem Ben Ausschau hielt. Für einige Sekunden war es dann still. Julie, noch immer auf dem Bett kauernd, nahm Stephan noch fester in den Arm und versuchte sich unauffällig irgendwie vor ihn zu drehen, um ihn so gut es eben geht zu schützen, ohne auch nur für einen Moment den Augenkontakt

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