Nichts
ich werde eins mit der Nacht. Nun drehe ich mich um und schreite ganz vorsichtig rückwärts. So kann ich beobachten, ob meine Aktion irgendjemandem aufgefallen ist.
Ist sie nicht!
Bewege mich noch eine Weile im Rückwärtsgang, um völlig sicher zu gehen. Okay. Der erste Teil ist geschafft.
Behutsam wende ich mich wieder in die Richtung meines Ziels. Die Augen benötigen einige Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. So bleibe ich erst mal stehen, um mich zu orientieren. Doch das fällt nicht wirklich schwer. Der helle Punkt, irgendwo da draußen in diesem gigantischen Tal, stellt eine tadellose Hilfe dar.
Die Pyramide - mein Ziel.
Hab’ noch knapp neun Stunden bis zum Treffen mit Barkley. Sollte genügen, muss mich aber beeilen. Fünf bis zehn Kilometer Fußmarsch, so schätze ich vage. Ein knappe Stunde hin und eine zurück. Bleiben zwei bis drei Stunden um mich umzusehen, bevor es wieder hell wird – mehr als genug. Sichte nach oben in den unglaublich majestätischen Sternenhimmel und hoffe, dass es dort bitte einen Gott geben mag und wir Elementarphysiker uns diesbezüglich getäuscht haben.
„Beschütze meine Lieben…, ich flehe dich an!“, spreche ich ein kurzes Gebet. Hab’ keine Erfahrung mit Wünschen ans Universum oder hilfesuchenden Bitten an einen Schöpfer – so muss ich darauf vertrauen, bei meiner kurzen Fürbitte keinen größeren Fauxpas begangen zu haben.
Eine gute viertel Stunde ist vorbei. Ab und zu schaue ich zurück, um einschätzen zu können, wie weit ich schon vorangekommen bin. Läuft recht gut, motivier ich mich. Hab’ bereits ein gutes Stück des Weges geschafft, als ich über etwas hartes stolpere und mir dabei fast den Knöchel verknackse.
Verdammt!
Das hat gerade noch gefehlt. Habe mich schon zu sehr an das weiche, kurz geschnittene Gras und das ebene Gelände gewöhnt. Drehe mich ärgerlich um, um herauszufinden, was das gewesen sein könnte. Das Licht ist leider zu schwach um wirklich etwas zu erkennen. Also taste ich mich zurück und stochere mit den Füßen vorsichtig im Gras rum. Da! Ein Stein? Ich laufe noch etwas vor und stelle fest, dass es sich um so was wie eine Platte handelt. Ja, ein Deckel, kein Stein! Vorsichtig ertaste ich die Sache mit den Füßen. Ein etwa zwei auf zwei Meter großer Stahldeckel. Von der Entfernung her könnte es passen denke ich und kontrolliere mit einem kurzen Blick nochmals die zurückgelegte Entfernung.
Ein Kontrollschacht!
Bei Anlagen wie dieser werden in regelmäßigen Abständen so genannte Revisions- oder eben Kontrollschächte angeordnet. Direkt über der Röhre des Beschleunigers. So kann man die einzelnen Abschnitte einfacher und schneller von außen erreichen – oder aber in einem Notfall – von innen nach draußen entfliehen, die Schächte also gleichsam als Rettungsweg nutzen - falls man genug Kraft hat, die schmale Leiter hundert Meter nach oben zu klettern.
Wie auch immer. Ich hab den Rand des Teilchenbeschleunigers erreicht, soviel ist sicher. Doch mein Ziel ist die Pyramide, die langsam aber beständig näher und näher rückt. Guido hatte vermutet, dass es irgendein Problem, oder eine Unstimmigkeit mit dem Energieprotokoll geben könnte. Wie ich dann herausfand, hat ein derartiges Protokoll etwas mit dem Betrieb des Beschleunigers an sich zu tun… und der angefahrenen Strommenge. Dabei ist mir dann der Schnellkurs unseres Chauffeurs eingefallen. Wie hieß der Kleine doch gleich? Danny De…Wie..? Keine Ahnung. Auf jeden Fall brachte er das ungewöhnliche Bauwerk in direkte Verbindung mit unserer Energieversorgung!
Deshalb bin ich hier!
Falls Guido nicht völlig verblödet ist – oder war, dann hat unser Problem etwas mit dieser ominösen Pyramide zu tun.
Also weiter…
Nach wenigen Schritten erneut eine Überraschung für meine Füße. Ich betrete eine harte Oberfläche. Bleib stehen und versuch meine Augen darauf einzustellen. Da erinnere ich mich an den Weg, oder die Straße, welche man vom Hügel aus sehen konnte. Lauf einige Schritte. Ja, das muss die asphaltierte Versorgungsstraße sein, die unmittelbar über dem Beschleuniger dessen Kreisbahn folgt. Ein schöner Fahrradweg, jedenfalls war sie es bei uns zuhause am Fermilab.
Nach zehn oder zwölf Metern stolpere ich schon wieder. Diesmal bleibe ich mit dem linken Fuß hängen und fluche gotterbärmlich.
„Fuck!“
Nochmals ertaste ich die
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