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Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
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Erst als man mir eine Kappe über den Kopf stülpte, wurde ich unruhig und begann mich zur Wehr zu setzen. Erfolglos. Ein kräftiger Mann packte mich einfach an der linken Hand, verdrehte und bog sie blitzschnell in eine Richtung die anatomisch nicht vorgesehen ist und schon gab Brian Barron seinen gut gemeinten Widerstand schlagartig auf. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich mir auch nur zu gut vorstellen konnte, was mit dem Gelenk geschehen wäre, hätte ich nicht stillgehalten. Dann führten mich diese Leute ab, noch immer ohne nur ein einziges Wort zu verlieren.
       Nun bin ich hier!
       Es ist gleich halb sechs und meine nächtliche Geheimaktion hat ein jähes Ende erfahren. Hab’ mir die ganze Sache etwas anders vorgestellt. Aber wie? Genau genommen war meine Aktion völlig planlos, oder nicht?
       Schuster bleib bei deinen Leisten .
       Laufe zum zigsten mal zur Tür und unterziehe sie einem Härtetest.
       „Hallo!“, brülle ich längst heiser. „Hört mich denn keiner!? Verdammt noch mal, ich muss auf die Toilette, Ihr Idioten.“ 
       Diesmal bin ich nicht mehr ganz so ausdauernd. Bin mir nämlich sicher, dass sie mich hören. Irgendjemand wird Wache haben und mich beobachten. Das kenne ich aus dem Kino. Vermute vielmehr, dass man auf einen Vorgesetzten oder Entscheidungsträger wartet. Und um halb sechs liegen solche Leute in aller Regel noch im Bett und fummeln an irgendeiner Frau rum, spotte ich kleinlaut.
       „Kann ich vielleicht mal telefonieren?“, denke ich eher laut, als klar und deutlich zu sprechen.
       Dann verharre ich mucksmäuschenstill, um zu lauschen. Irgendein Geräusch zu vernehmen. Nichts! Dumm nur, dass sie mich durchsucht und mir dabei mein Taschenmesser konfisziert haben.
       So bleibt mir keine Möglichkeit zur Verteidigung.
       Bei diesem Gedanken muss ich schmunzeln. Immerhin hab ich noch einen Funken Humor behalten. Was soll’s! Laufe zurück an den Tisch, setze mich drauf, ziehe die Knie nach und lege ein Bein nach dem anderen auf die verdammt harte Platte. Dann schichte ich mich auf die Seite und versuch irgendwie einzuschlafen. Nur für einen Momentchen. Bin erschöpft und müde. Man wird mich schon nicht vergessen.
       Muss Julie anrufen.
       Scheiß hart, das Ding. Hab’ ich mein Sat-Phone in das Ladegerät gesteckt? Wieso zwei Kontrollschächte? Was wohl Barkley von der Sache halten wird? Hoffentlich lösen sich die Wolken heute auf... brauchen Strom…

So. 14. August 2016  09:05 Uhr
    - 0000000:00:004:06:55:11
    Minus 004 Tage : 06 Stunden : 55 Minuten : 11 Sekunden
     
     
     
     
    E in hartes, metallisches Geräusch zerrt mich aus meinen Träumen. Ich reiße die Augen auf. Benötige einige Sekunden um zu begreifen, wo ich bin. Mein Rücken schmerzt, meine Schulter und Hüfte ebenso. Versuche mich zu bewegen, was das Ganze noch schlimmer macht. Bis ich voll bei mir bin und die Lage wieder halbwegs erinnere steht auch schon dieser Hüne vor mir. Buchstäblich zerknittert, jedenfalls aber leicht irritiert, schaue ich ihn mit zugekniffenen Augen an. Polierte Schuhe, frischer Anzug, sauberes Hemd und schnieke Krawatte. Ich muss stutzen.
       Barkley?
       Der Mann duftet nach Rasierwasser. Mein Gott! Was würde ich jetzt für eine dampfend heiße Dusche geben. Wie so oft komme ich mir unterlegen vor. Nun, diesmal hab ich wohl auch allen Grund dafür.
       Erneut kommt mir bei seinem Anblick mein Vater in den Sinn und so erwarte ich jetzt die obligatorische Standpauke. Aber Moment mal . Was hat Barkley eigentlich hier zu suchen?
       „Guten Morgen Brian!“, begrüßt er mich mit ausgestreckter Hand, so dass mich sein protziger Siegelring förmlich anstrahlt.
       Mühsam richte ich mich auf und versuche meine verbleibenden Knochen zu sortieren - ohne diesem Affen einen weiteren Blick zu schenken. Ich strafe ihn mit Verachtung. Er nimmt seine Hand unbeeindruckt zurück und steckt sie leger in die Hosentasche.
       „Es tut mir Leid, wenn Sie einige Unannehmlichkeiten hatten. Unsere Security nimmt ihre Aufgabe manchmal ein wenig zu ernst, wie mir scheint.“, versucht er die Situation herunterzuspielen.
       Ich spähe an ihm vorbei und schaue auf die offen stehende Tür. Sie ist mit einem dieser angesprochenen Securities ausgefüllt. Breitbeinig, die Arme auf dem Rücken verschränkt, steht der untersetzte Mann in seiner Uniform aufrecht da und grinst. Fühlt sich von Barkleys Bemerkung nicht angesprochen, so scheint’s.

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