Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nichts

Nichts

Titel: Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Louis
Vom Netzwerk:
der Nähe anzusehen. Doch jetzt suche ich erst mal weiter nach dem Eingang. Dafür werde ich wohl, so wie’s aussieht, auch noch die letzte Seite der Pyramide prüfen müssen, denn auf dieser, der Dritten, ist leider nichts außer glatten Wänden.
       Es existiert kein Zugang, muss ich enttäuscht feststellen als ich die letzte Ecke erreiche und damit alle vier Seiten überprüft hab. Womöglich ist das Ding hier nur ein Schauobjekt, nichts was irgendeiner Funktion dient. Würde mich nicht wundern, um ehrlich zu sein. Größenwahn und Prahlerei haben hier vielleicht einfach ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden, so kommt’s mir vor. Wenn auch sehr imposant, dass muss ich zugeben.
       Auf jeden Fall erübrigt sich damit die Frage, ob ich mir die nächsten zehn Kilometer auch noch antun sollte. Nun bin ich schon mal hier…, also werde ich definitiv nicht unverrichteter Dinge umkehren.
       Viertel vor zwei.
       Um drei könnte ich die kleine Siedlung erreicht haben. Würde ich dann sofort umkehren, wäre ich gegen fünf vor dem Wohnkomplex. Kurz vor sechs wird’s hell. Also habe ich vielleicht gerade mal ’ne halbe Stunde um mich umzusehen. Nicht viel… Je länger ich drüber nachdenke, umso weniger Zeit wird’s sein. Also los, alter Junge.
       Das schaffst du mit links!

So. 14. August 2016  05:21 Uhr
    - 0000000:00:004:10:39:54
    Minus 004 Tage : 10 Stunden : 39 Minuten : 54 Sekunden
     
     
     
     
    I ch schiebe, zerre und reiße an dem Tisch so lang, bis er sich halbwegs unter dem Fenster befindet. Das dabei entstehende laute quietschen seiner Beine, welche scheinbar krampfhaft versuchen, halt auf dem hellen Fliesenboden zu finden, ignoriere ich.
       Sollen sie mich doch hören!
       Vermutlich überwacht man mich sowieso mit Kameras. Ich stütze mich also mit der Rechten ab und krabble einigermaßen unsportlich sowie mit Schmerzen in den Knien auf die harte Tischplatte. Nachdem ich mich endlich aufgerichtet hab, genieß ich einen recht guten Blick aus dem schmalen, vielleicht zwanzig Zentimeter hohem, Fenster. Allerdings kann ich nicht viel erkennen - außer einer gepflegten Wand oder Mauer, etwa vier Meter entfernt. Ich presse mein Gesicht noch näher an die Glasscheibe, in der Hoffnung, mein Sichtfeld nach oben oder unten etwas ausweiten zu können. Fehlanzeige. Mauer!
       Enttäuscht drehe ich mich um und starre bewegungslos in diesen Raum. Von oben sieht’s nicht unbedingt freundlicher aus. Knapp dreißig Quadratmeter Schlachthaus. Die Wände und der Boden sind weiß gefliest. Die Tür ist aus Stahlblech – hab ich zuvor schon ausgiebig getestet - und das einsame Fenster, na ja, immerhin ein wenig Tageslicht. In der Mitte - recht bestimmungslos - ein schlichter, glänzender Metallstuhl neben dem eine schwarze Kapuze verloren auf dem kalten Boden liegt. In der Mitte des Raums ein Bodengully. Das war’s.
       So sehen Verhörräume eben aus.
       Mühsam klettere ich, wo früher noch mit einem eleganten Satz gesprungen, vom Tisch und lehne mich rücklings an dessen Kannte. Ehrlich gesagt, ich bin todmüde. Klopfe mit den Knöcheln meiner linken Faust auf die glatte Platte und überlege, ob ich nicht doch ein Nickerchen machen sollte. Auch wenn ich mich im Moment unwohl fühle, Angst hab ich keine. Für dieses Gefühl waren die Jungs von der Security irgendwie zu höflich.
       Bin schließlich kein Verbrecher, nur Wissenschaftler…, vielleicht etwas zu vorwitzig.
       Wie konnte ich auch nur denken, dass das Areal meines nächtlichen Interesses nicht bestens überwacht wird. Kaum hatte ich mich einige Meter von der Pyramide in Richtung Sperrgebiet bewegt, waren sie da. Wie aus dem Nichts aufgetaucht. Zehn oder fünfzehn Männer in kakifarbenen Uniformen, jeder bis an die Zähne bewaffnet und finster dreinblickend – wie ich im flackernden Scheinwerferlicht zu erkennen glaubte . Blendeten mich äußerst geschickt mit ihren grellen Taschenlampen und agierten völlig geräuschlos. Ich versuchte mich irgendwie herauszureden, hätte mich verlaufen, würde mich freuen endlich jemanden nach dem Weg fragen zu können oder ähnliche Sinnlosigkeiten. Wollte nur mal eben austreten, war mein dümmstes Argument. Niemand ging auf mich ein. Wortlos griff man meine Arme und legte mir Handschellen an. Perplex und völlig konsterniert fehlte es mir irgendwie am Willen zur Gegenwehr. Hatte ich doch mit allem gerechnet, aber nicht damit. Überraschungseffekt, in diesem Fall war es das korrekte Wort.

Weitere Kostenlose Bücher