Nichts
Allerdings macht seine Haltung auch ohne viele Worte deutlich, dass ich nicht so einfach an ihm vorbeimarschieren kann. In seinem Rücken erkenne ich schemenhaft so was wie ein Büro, höre einige Geräusche, Stimmen und das Rauschen eines Funkgerätes.
„Aber eines muss ich Ihnen lassen, Brian. Sie sind äußerst pünktlich! Nur den Ort unseres Treffens scheinen Sie verwechselt zu haben.“
Über diesen Scherz kann er nicht mal selbst lachen.
„Spaß beiseite. Oh…, wie unhöflich von mir!“, fällt ihm ein.
Er dreht sich um und wendet sich nun an den Kerl im Türrahmen.
„Können Sie Mister Barron vielleicht einen Kaffee bringen?“, fordert er ihn auf.
Bevor dieser reagiert, platzt es aus mir so beleidigt wie ich nur sein kann heraus.
„Scheißen Sie auf Ihren Kaffee! Sie bringen mich jetzt sofort auf mein Zimmer und organisieren dann eine Maschine die mich noch heute nach Hause fliegt… Mister Barkley!“, wobei ich Mister Barkley sehr deutlich, bewusst abfällig betone.
Ich hab die Nase voll! Endgültig. Marschiere selbstbewusst an ihm Richtung Tür vorbei, nach wie vor, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Wenn ich erst mal beleidigt bin, bin ich beleidigt. Julie kann das bestätigen! Ich werde allerdings recht schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, denn der Typ in der Tür reagiert schnell und macht sich noch breiter als er eh schon ist. Völlig relaxt nimmt er seinen rechten Arm vom Rücken und legt die Hand ausdrucksvoll auf den schweren Revolver, der an seiner Hüfte locker im Holster steckt. Ich schalte zurück und bleib stehen. Dann wende ich mich zurück an Barkley, der meinen kleinen Vorstoß gelassen beobachtet.
„Was ist?“, schaue ich ihn an. „Bin ich etwa verhaftet oder so was in der Art?“
„So was in der Art.“, antwortet er zu meinem Erstaunen. Allerdings rechtfertigt er sich umgehend.
„Aber das liegt nicht an mir oder sonst jemandem hier. Sie hätten sich die ganze Mühe und alle Unannehmlichkeiten sparen können, Brian. Nach unserem gestrigen Telefonat hätten Sie sich einfach etwas ausruhen, duschen, in aller Ruhe frühstücken können und sich dann, wie vereinbart, mit mir zu treffen brauchen.“
„Und dann?“, bleibe ich patzig.
„Dann wären wir genauso weit wie jetzt.“, erklärt er gelassen. „Nur das Sie nicht so grauenvoll aussehen würden.“
Barkley geht an mir vorbei zur Tür.
„Gehen wir!“, fordert er die Wache - und so wie’s aussieht auch mich – auf.
„Wir haben einen Termin!“
„Einen was? Ich habe keine Termine mehr. Ich verlange, dass Sie mich auf der Stelle zurück bringen.“
„Hören Sie auf den starken Mann zu spielen und kommen Sie.“, lässt er mich unbeeindruckt stehen.
„Wenn Sie danach noch immer nach Hause möchten, dann werde ich das für Sie organisieren.“
Er dreht sich zu mir um und schaut mich mit offenen Augen an. „Kommen Sie! Oder wollen Sie hier drin Eier legen?“
Der Wachmann macht Platz und Barkley schreitet durch den Ausgang. Widerspenstig folge ich ihm in das, wie ich nun feststelle… Polizeirevier?
Ein großer, freundlicher Raum, der aufgrund des durchgehenden Fensterbandes, von Tageslicht durchflutet wird und in dem sich einige Arbeitsplätze befinden. Zumindest sieht es so aus, als ob die Beamten, drei Männer und eine Frau, einer Arbeit nachgingen - welcher auch immer. Verstohlen werfen sie mir den einen oder anderen neugierigen Blick zu. Jeder von ihnen trägt Uniform. Jedoch keine in der Art des Türstehers oder der Soldaten von gestern Nacht. Vielmehr eine gefällige Montur, bestehend aus schwarzen Hosen – auch die Frau – und weißen, kurzärmlichen Hemden mit scharfen Bügelfalten und einem goldenen Emblem über der Brusttasche. Daher auch meine Annahme, mich in einem Polizeirevier zu befinden.
Barkley öffnet eine weitere Tür und wir kommen in die große Garage. Tatsächlich! Da stehen zwei blank polierte, schwarz weiß lackierte Dodge Chargers mit der Aufschrift EINAI-POLICE, was mich stark an unsere Cops in Chicago erinnert, sowie ein nicht weniger gepflegtes, brandneu strahlendes Harley Davidson FLHTPI Electra Glide Polizeimotorrad mit blauen Signallichtern.
Komisch. Diese Fahrzeuge sind mir bislang auf dem EINAI-Gelände noch nicht aufgefallen. Genau genommen wusste ich noch nicht mal was von einer organisierten Polizeitruppe. Es scheint
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