Nick aus der Flasche
eingefallen.«
»Und so wie Con dich angesehen hat, weiß er, dass du seine Sachen anhast. Was soll ich ihm denn dazu sagen? Er wird sicher darauf zurückkommen.«
»Dir fällt schon was ein. Bist doch ein schlaues Mädchen.«
»Ach, auf einmal.« Sie grinste. »Nee, das überlasse ich lieber meinem Flaschengeist, denn der ist um keine Antwort verlegen. Die Hammerstory war wirklich ungeheuerlich! New York, Autounfall …«
»Das war nicht gelogen«, sagte er leise und senkte den Blick. »Ich erinnere mich nach und nach an mein altes Leben. Ich bin im Heim aufgewachsen.«
»Echt jetzt?« Sie griff nach seiner Hand und zog ihn näher. »Was weißt du alles?« Doch dann ließ sie ihn so hastig los, als hätte sie sich an ihm verbrannt. »Warte, ich hole dir erst mal einen Stuhl.« Sie ging zu der Wand, an der auch das Puppenhaus stand, und räumte weitere Stofftiere zur Seite. Ein Holzstuhl kam zum Vorschein, den Julie neben ihren Drehstuhl stellte.
Nachdem Nick sich gesetzt hatte, erzählte er ihr die Kurzfassung, doch den Part mit Emma ließ er aus.
»Mr. Solomon hat die Flaschengeister also nicht nur verkauft, sondern auch … gemacht?«
Nick seufzte. »Leider ja. Er war ein mächtiger Zauberer. Er hat Straßenkids aufgegabelt und sie in Geister verwandelt – was nur sehr wenige Zauberer beherrschen –, in Flaschen gesperrt und über das Magiernet verkauft.«
Julie beugte sich zu ihm. »Was ist das Magiernet?«
»Das war etwas in seinem Computer, ein Programm. Alle Magier sind miteinander vernetzt.«
»Dann ist das wie unser Internet?« Ihre Augen glänzten vor Aufregung.
Als er darauf nichts sagte, weil er fasziniert ihre wunderschönen braunen Iriden bewunderte, sagte sie: »Verschiedene Netzwerke sind miteinander verbunden. Über das Internet kann man fast jeden weltweit kontaktieren und hat Zugriff auf alle möglichen Daten. Es ist wie eine Bibliothek, ein gigantisches Lexikon.«
»Ich denke, das ist so etwas Ähnliches.«
»Wow, lass uns gleich mal nachschauen!« Sie zog den Computer näher und legte die Finger auf die Tastatur. »Wie lautet die Adresse?«
Nick rieb sich über die Stirn, die Augen geschlossen. Er sah einige Buchstaben, konnte sich aber nicht an die genaue Folge erinnern. Frustriert schüttelte er den Kopf. »Das ist alles noch verschwommen.«
»Dir fällt es bestimmt wieder ein.« Ihr aufmunterndes Lächeln tat gut. »Du hattest erwähnt, dass du Mr. Solomon helfen musstest, sie zu verkaufen?«
»Hm. Er hat sich schwergetan, den Computer zu bedienen. Solomon war schon älter, als er aussah, und hatte Probleme mit den Gelenken. Er konnte seine Finger kaum noch bewegen. Da halfen selbst seine Zauberkünste nichts. Ich glaube, daher hat er mich auch nicht hergegeben. Ich war so was wie sein persönlicher Haussklave, Mädchen für alles, musste das Haus sauberhalten und so.« Er atmete tief durch, da es ihm schwerfiel, Julie alles zu erzählen. Als wäre seine Zunge gelähmt. »Zuerst wollte mich niemand haben, da ich schon zu alt war. Kinder waren bei den Käufern begehrter, denn die sind leichter zu beeinflussen. Später wurde ich Solomons rechte Hand, weil es ihm gesundheitlich immer schlechter ging. Ich musste die Kleidung, alle Habseligkeiten und sämtliche Beweise verschwinden lassen.« Solomon hatte dazu den Kamin angeheizt und ein magisches, alles vernichtendes Feuer entzündet, was Nick plötzlich an das Märchen von Hänsel und Gretel erinnerte. Er erschauderte. »Da ich gut rechnen und den Computer bedienen konnte, habe ich die Buchführung gemacht und die Bestellungen verwaltet, doch er hatte mich immer nur so lange aus der Flasche gelassen, wie er mich brauchte.«
»Wohl, damit er dich nicht auch noch durchfüttern musste«, sagte Julie sarkastisch.
»Kann sein. Er war wahnsinnig geizig, obwohl er ein Vermögen verdient hat.«
»Das ist doch meistens so.« Schnaubend schüttelte sie den Kopf. »Was hat er denn mit dem ganzen Geld gemacht? Sein Haus sah ja nicht aus wie eine Luxusvilla.«
»Solomon hatte eine Faible für antike Artefakte. Die sind schweineteuer.«
»Mrs. Warren hat erwähnt, dass sein Haus voll kurioser Dinge gewesen war.«
»Er hat zwar einen Vergessenszauber über mich gelegt, aber der ist wohl zu brechen. Ich erinnere mich ja jetzt auch wieder an vieles. Wahrscheinlich wurde der Zauber aufgelöst, als Solomon starb.« So, nun wusste Julie so ziemlich alles.
Sie starrte ihn an, wobei sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte. »Das ist
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