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Nick aus der Flasche

Nick aus der Flasche

Titel: Nick aus der Flasche
Autoren: Monica Davis
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Amen.«
    »Amen«, murmelten alle, und Julie vergaß beinahe, Nicks Hand loszulassen. Im Heim hatten sie wohl gebetet? Die Worte waren ihm leicht über die Lippen gekommen.
    »Mögen Sie Sauerbraten?«, fragte Mom, die sich leicht vorbeugte, um Nick besser sehen zu können.
    »Habe ich noch nie probiert, aber er riecht köstlich.«
    »Dann greifen Sie zu«, sagte sie lächelnd. »Es ist genug da.«
    Connor hingegen lächelte nicht, sondern schaute skeptisch auf Nicks T-Shirt. Woher wusste er nur, dass das sein Shirt war? Hoffentlich sagte ihr Bruder nichts deswegen! Wenn Mom auf die Kleidung aufmerksam wurde, würde sie ebenfalls wissen, woher die Sachen waren.
    Während alle aßen, kaute Julie auf einem Stück Fleisch herum und betete, dass niemand unangenehme Fragen stellte. Connor hatte ihnen bestimmt Nicks ganze Lebensgeschichte erzählt, so mitleiderregend wie Mom ihn musterte.
    »Was wollen Sie einmal beruflich machen, Nicolas?«, fragte Dad plötzlich.
    Oh je, die Fragerunde ging los.
    Nick zuckte mit den Schultern und sprach erst, als er seinen Bissen runtergeschluckt hatte – wieder ein Pluspunkt! »Nach der High School würde ich gerne aufs College, aber genau habe ich mich noch nicht festgelegt. Die Naturwissenschaften interessieren mich brennend.«
    »Daher helfen Sie auch Julie«, warf Mom ein.
    »Hm«, machte er. »Ich liebe Chemie und Physik. Vielleicht gehe ich mal in die Forschung.«
    »Immerhin haben Sie schon eine Richtung, in die Sie wollen«, sagte Dad. »Julie hat noch überhaupt keinen Plan. Wenigstens hat sie sich an drei Colleges beworben. Jetzt warten wir gespannt auf Antwort.«
    Sie rollte mit den Augen und sagte nichts, sondern versuchte, an den Salzstreuer zu gelangen, der ziemlich nah bei Connor stand. Doch ihr Bruder schien ihre Hand absichtlich zu ignorieren, und ihn fragen konnte sie gerade nicht, da sie noch immer auf dem Fleisch herumkaute. Dad war heute nicht bei bester Laune, wahrscheinlich, weil er gleich weg musste. Er ließ sich zwar nichts anmerken, aber sie wusste, was die beiden Falten zwischen seinen Brauen bedeuteten.
    Als sich der Salzstreuer auf einmal zwei Zentimeter in die Luft hob und direkt in ihre Hand schwebte, schnappte sie ihn sich schnell und warf Nick einen warnenden Blick zu.
    Er riss die Augen auf und zuckte mit den Schultern, während die Gabel vor seinem Mund verharrte.
    Julies Hand zitterte, ihr Herz raste. Verdammt, er sollte doch nicht zaubern!
    Zu allem Unglück starrte Connor auf den Salzstreuer in ihrer Hand. Sein Mund öffnete sich, als wollte er etwas sagen, aber dann schüttelte er den Kopf und aß weiter.
    »Schmeckt Ihnen der Braten nicht, Nick?« Mom löste Julies Anspannung. Es schien niemand sonst bemerkt zu haben, dass der Salzstreuer durch die Luft geschwebt war. Sie wollte ihn gar nicht mehr loslassen, so verkrampft war ihre Hand.
    »Doch, schmeckt dufte, Mrs. Reynolds.« Schnell verschwand der Bissen in seinem Mund.
    Dufte? Oh weh, Nick musste endlich in ihrer Zeit ankommen. Bei Mr. Solomon war er wohl auf dem Stand der Siebzigerjahre stehen geblieben.
    »Julie, zu viel Salz ist ungesund.« Mom nahm ihr den Streuer aus der Hand, obwohl sie die Kartoffeln noch gar nicht nachgesalzen hatte.
    Zum ganz normalen Familienwahnsinn hatte sich ein Flaschengeist gesellt, der ihre Nerven noch mehr beanspruchte. Tief atmete sie durch. Das konnte ja heiter werden.
    Zum Glück riss sich Nick zusammen und es kam zu keinem weiteren Zwischenfall. Auch die Fragen seiner Eltern meisterte er fabelhaft, sodass Julie tatsächlich ihren Braten runterbrachte und sogar richtig stolz auf ihren neuen Mitbewohner war.
     
    *
     
    Als sich Nick eine halbe Stunde später von ihrer Familie verabschiedete, begleitete sie ihn nach draußen, um ihn als Mini-Nick auf der Schulter wieder ins Haus zu schmuggeln. Dad war gerade mit dem Auto weggefahren und Mom stand an der Tür, daher nutzte Julie die Gunst der Stunde, solange ihr Vater nicht da war, und sagte: »Ich möchte später Mrs. Warren besuchen. Darf ich mir dein Fahrrad ausleihen?« Ihres hatte einen Platten und niemand fühlte sich zuständig, es in die Werkstatt zu bringen oder den Reifen zu reparieren, und Julie hatte weder Ahnung noch Lust, das selbst zu erledigen.
    Mom nickte zustimmend. »Das ist aber nett von dir, da wird sich Mrs. Warren bestimmt freuen. Richte ihr liebe Grüße aus.«
    Sie begleitete ihre Mutter in die Küche und half ihr gemeinsam mit Connor, das restliche Geschirr vom Tisch zu räumen.
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