Nick aus der Flasche
energischer.
»Silentium!«, rief der blonde Hüne und murmelte einen weiteren Spruch: »… immobilitas.« Still sackte sie neben Connor zu Boden. Nur ihre Augen bewegten sich und neue Tränen liefen über ihre Wangen.
»Ich werde den Schweigezauber von dir nehmen, damit du meine Frage beantworten kannst«, sagte der Mann bedrohlich leise. »Solltest du erneut schreien, folgst du deinem Bruder sofort hinterher.«
Sie starrte ihn nur an und wimmerte, als der Magier mit einer Handbewegung den Bann löste. Zitternd lag sie am Boden, ihr Blick huschte von dem Mann zu Nick und zurück.
»Wo ist die Flasche?«, wiederholte der Zauberer.
»Ich weiß es nicht.« Julie schluchzte auf. »Connor hatte sie.«
»Du lügst!« Er schleuderte ihr einen weiteren Spruch entgegen, woraufhin sich Julie am Boden krümmte, als ob sie Schmerzen hätte.
Hör auf, ich sag dir, wo die Flasche ist
, wollte Nick rufen, doch nicht ein Laut kam über seine Lippen. Stattdessen traten ihm selbst Tränen aus den Augen und verschleierten seine Sicht.
»Der Wahrheitszauber wird es ans Licht bringen«, knurrte der Mann. »Wo ist die Flasche?«
»Ich weiß es nicht«, wisperte Julie.
Nick konnte kaum mitansehen, was der Magier ihr antat. Wenn er doch ihn fragen würde. Die Flasche lag hinter der Couch!
Zitternd holte sie Luft. »Connor wollte sie mitbringen. Er hat sie wohl vergessen.«
»Verdammt«, zischte der Mann. »Keine Zeit, sie zu holen. Ich habe den Dschinn und seine Herrin, nur das zählt.«
Er sagte einen weiteren Zauber auf, und Nick und Julie richteten sich wie von unsichtbaren Fäden gezogen auf, ihre Beine setzten sich von selbst in Bewegung, und gemeinsam gingen sie auf die Haustür zu. Der Mann öffnete sie und Nick sah, dass ein kleiner Lieferwagen direkt vor dem Haus parkte. Er besaß hinten keine Fenster und die Hecktür stand offen. Nick und Julie krabbelten entgegen ihren Willen in den Wagen, und sofort fiel die Tür hinter ihnen zu.
Als der Magier hinter dem Steuer Platz nahm, blieben sie am Boden liegen und starrten sich hilflos an. Julie bewegte die Lippen, doch kein Laut war zu hören. Erneut konnten sie nicht sprechen.
Wo würde der Mann mit ihnen hinfahren? Was hatte er vor? Mit Sicherheit nichts Gutes. Der Kerl hatte Connor getötet!
Nick konnte die Tränen nicht zurückhalten. Julies Bruder war tot. Er wollte nicht wissen, wie sie sich fühlte, wollte sich nicht ausmalen, wie es Mrs. und Mr. Reynolds ergehen würde, wenn sie aus dem Urlaub kamen. Was für ein Albtraum. Könnte er es nur ungeschehen machen! Aber selbst, wenn er seine Kräfte zurück hätte, könnte er Connor nicht wieder lebendig machen.
Julie lag neben ihm und schluchzte geräuschlos, die Augen geschlossen, während sie bei jeder Kurve über die Ladefläche rutschten.
Wenn der Magier sie gehen ließ, würde er alles für ihn tun! Ob das einer von dieser Lavender-Organisation war? Nick hatte gewusst, dass man ihnen nicht trauen konnte!
Er wollte Julie in den Arm nehmen, ihr irgendwie Trost spenden. Nur seinetwegen war all das geschehen. Hätte er vor fünfzig Jahren New York doch niemals verlassen …
***
Connor riss die Lider auf und schnappte nach Luft. Sein Herz raste, vor seinen Augen drehte sich alles und es roch verbrannt. Er erinnerte sich, wie ihn ein elektrischer Schlag getroffen hatte – danach war alles schwarz geworden. Das Atmen fiel ihm schwer und er spürte, dass er langsam wieder wegdriftete. Mühsam hielt er die Lider offen.
Julie … Nick … Er sah sie nicht. Das bedeutete, sie lebten vielleicht noch.
Connor nahm all seinen Willen zusammen, drehte sich zur Seite, sodass er sein Handy und die Visitenkarte aus der hinteren Hosentasche ziehen konnte, und wählte mit zitternden Fingern Gingers Nummer.
»Hilf mir«, sagte er mit schwacher Stimme, als sie ans Telefon ging. Er schaffte es gerade noch, Straße und Hausnummer durchzugeben, bevor er erneut in Ohnmacht fiel.
Als er erwachte, hörte er Stimmen, aber er schaffte es nicht, die bleischweren Lider zu heben. Nur ein leises Stöhnen entwich seiner Kehle.
»Connor?« Das war Ginger. Spürte er ihre Finger auf seinem Gesicht? Und sein Kopf schien auf etwas Weiche m zu liegen. Einem Kissen? Hoffentlich lag er in seinem Bett und erwachte gerade aus einem Albtraum!
»Er ist bei Bewusstsein«, sagte sie.
»Julie … Nick …«, krächzte er. Hatte man ihn durch eine Mangel gedreht?
»Heißt der Dschinn so? Nick?«, fragte sie sanft.
»Hm.«
»Sie sind nicht
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