Nick aus der Flasche
ihm:
Ich kann dich leider nicht hören. Aber ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, um dich zu beschützen. Hab keine Angst, alles wird gut.
Alles konnte nicht mehr gut werden. Connor war tot. Dennoch schöpfte sie neue Hoffnung.
Ich habe mir ganz fest gewünscht, mit dir in Verbindung zu treten. Vielleicht schaffe ich es auch, den Zauber zu lösen.
Tief schaute er sie an.
Wozu bin ich ein Dschinn?
***
Connor balancierte auf seinem Schoß ein rundes Tablett mit der Flasche, die ihnen wie ein Kompass den Weg zeigte. Da Ginger wie der Henker fuhr – ihr Team klebte ihnen am Heck –, drohte die schwere Flasche in jeder Kurve herunterzufallen und er musste sie zwischenzeitlich festhalten. Offensichtlich war der Zauberer mit Julie und Nick nach Brooklyn unterwegs, denn der Hals zeigte in diese Richtung. Ginger raste durch kleine Ortschaften und gab noch einmal Extragas, wenn sie durch weniger belebte Gebiete kamen.
Connors Magen hob sich, seine Hand krallte sich in den Sitz. Mit der anderen umklammerte er das Tablett, während er versuchte, ein Gespräch mit der lebensmüden Raserin neben ihm zu beginnen. »Und du heißt wirklich Ginger?«
»Eigentlich Virginia«, erwiderte sie und warf ihm ein flüchtiges Lächeln zu. »Warum?«
»Ist ein schöner Name.«
»Danke.« Ihr Lächeln wurde breiter.
Connor nutzte die Gunst der Stunde, da er sie endlich für sich hatte und sie ihm nicht entwischen konnte. »Du hast gesagt, ich hätte eine seltene Gabe von meiner Mutter geerbt. Warum habe ich nie etwas davon bemerkt? Ich hätte es doch fühlen müssen, wenn ich irgendwelche magischen Fähigkeiten besitze.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es ist eine passive Fähigkeit. Es leben unzählige magiebegabte Menschen unter uns, die nur passive Kräfte besitzen, daher erfahren die meisten niemals etwas davon.«
»Das muss ich erst mal verarbeiten«, murmelte er.
Offen lächelte sie ihn an. »Ich helfe dir gerne dabei.«
Sein Herz machte einen Satz, genau wie ihr Auto, das über eine Bodenwelle donnerte. »Das wäre toll.« Er wollte mehr über sich und seine Mutter wissen. Aber auch Ginger interessierte ihn brennend. »Was hast du für Fähigkeiten?«
»Ich kann allein mit Blicken oder Berührungen andere so manipulieren, dass ich bekomme, was ich möchte.«
»Bei mir klappte das nicht.« Das erfüllte ihn mit Stolz.
»Nein.« Sie grinste. »Da müsste ich wohl schärfere Geschütze auffahren, um deinen magischen Schutzschild zu durchbrechen.«
Connor schmunzelte. »Du meinst, mit den Waffen einer Frau kämpfen?«
»Genau. Außerdem habe ich noch ein nützliches Repertoire an Zaubersprüchen in petto.«
Es tat gut, sich locker mit ihr zu unterhalten. Das lenkte ihn von den Sorgen ab und seine Anspannung ließ ein wenig nach. Da ihm von dem Gespräch warm wurde, richtete er den Luftstrahl der Klimaanlage auf sich. »Und was ist deine Aufgabe im Team?«
»Ich werde zur Aufklärung vorausgeschickt, checke die Lage. Außerdem bin ich der Boss der kleinen Untergruppe.«
»Beeindruckend«, sagte er und meinte das ehrlich. »Kannst du mir beibringen, wie ich meine Gabe einsetze? Wenn das alles vorbei ist?«
»Du kannst dich auch gerne uns anschließen. Wir suchen immer Leute mit deiner Fähigkeit.«
Connor dachte kurz über ihre Worte nach. »Ich müsste mein Medizinstudium aufgeben.«
»Keineswegs. Du kannst dein Leben weiterleben. Und noch ein zweites führen.«
»Undercover, sozusagen.«
Sie lachte. »Sozusagen.«
Wenn sie lächelte, war sie betörend schön. Connor hätte es wohl umgehauen, wenn er nicht sitzen würde. Ob sie vergeben war?
Mann, was hatte er für Gedanken?
Schnell suchte er nach einem unverfänglicheren Thema. »Als es Nick heute so schlecht ging, habe ich versucht, meine Gabe einzusetzen, doch es wurde nur schlimmer. Wahrscheinlich, weil ich keine Ahnung habe, wie ich sie anwenden soll.«
Plötzlich verschwand ihr Lächeln. »Es ging ihm schlecht?«
»Er ist krank.«
»Aber Dschinns werden niemals krank!« Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Nicht im herkömmlichen Sinne.«
»Liebeskrank vielleicht«, sagte er grinsend, doch Ginger starrte ihn schockiert an.
»Was hast du gesagt?«
»Julie und Nick lieben sich, das ist nicht zu übersehen.«
»Verdammt!«
Erneut schmunzelte er. »Ja, ich war auch erst ziemlich wütend darüber. Julie ist zwar schon siebzehn, aber du weißt ja, wie man in dem Alter ist, manchmal macht man etwas Unüberlegtes und
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