Nick aus der Flasche
jetzt probieren?«
Nick löste sich von Julie und ließ sich wieder auf die Couch zurücksinken. Entschlossen nickte er. »Ich bin bereit.« Für Julie würde er sein Leben als Flaschengeist aufgeben, auf seine Fähigkeiten verzichten und allen Schmerz auf sich nehmen, um normal zu sein.
»Okay.« Connor drückte die Handfläche auf seine Brust. Selbst durch das T-Shirt fühlte Nick, wie kalt seine Finger waren.
»Merkst du schon was?«
Er schüttelte den Kopf.
»Okay«, murmelte Connor und schloss die Lider.
Plötzlich spürte Nick, wie sich Connors Hand erwärmte. Der Schwindel und die pochenden Kopfschmerzen nahmen zu, und es fühlte sich an, als würde Connor mit einem Messer in seiner Brust herumschneiden. So lange er konnte, hielt er den Schmerz aus, immer den Wunsch vor Augen, ein Mensch zu werden, doch die Qualen wurden übermächtig.
»Hör auf!« Keuchend sackte Nick zurück, wobei ihm ein Schweißtropfen ins Auge lief und sich mit seinen Tränen vermischte. »Das ist mir zu heftig.«
Connor seufzte. »Du brauchst professionelle Hilfe. Vielleicht sollte ich doch Ginger anrufen.«
Sanft strich ihm Julie eine Strähne aus der feuchten Stirn. Sie sah sehr unglücklich aus und weinte beinahe. »Er hat recht. Womöglich können sie dir helfen.«
»Nein! Lieber geh ich in die Flasche!«
Plötzlich krachte es im hinteren Teil des Hauses, als ob die Tür, die in den Garten führte, aufgeflogen wäre. Keine Sekunde später stand ein großer schlanker Mann im Wohnzimmer. Er trug eine knielange weiße Hose, helle Stoffschuhe und ein T-Shirt; in sein blondes Haar hatte er eine Sonnenbrille geschoben. Als er lächelte, blitzten seine Zähne in dem gebräunten Gesicht auf. Es wäre attraktiv gewesen, wenn dieses diabolische Grinsen nicht gewesen wäre.
Nick blieb beinahe das Herz stehen.
Connor sprang von der Couch auf und stellte sich vor Julie, die wie erstarrt neben Nick auf der Lehne hockte. »Sie kenne ich doch! Was suchen Sie hier?«
Der Fremde richtete den Zeigefinger auf Connor und murmelte Worte in einer Sprache, die Nick das Blut in den Adern gefrieren ließ, so sehr erinnerten sie ihn an Solomon. Am meisten schockierte ihn das Wort »mortuus – tot«. Sofort schoss ein Blitz aus der Fingerspitze des Fremden und traf Connor an der Brust.
Mit aufgerissenen Augen drehte er sich zu Julie, dann starrte er auf seinen Oberkörper, schnappte nach Luft und presste die Hände darauf. Auf dem T-Shirt hatte sich ein rauchender Brandfleck gebildet.
»Con!«, schrie sie und streckte die Hand nach ihm aus, doch er sackte auf die Knie und fiel schließlich um. Reglos blieb er auf dem Bauch liegen.
»Connor!« Schluchzend fiel sie neben ihm auf den Boden und versuchte, ihn herumzudrehen. Er hatte die Lider geschlossen und reagierte nicht auf Julies Rufe.
Oh Gott, was hatte der Magier getan? Und … Connor kannte ihn?
Schlagartig fühlte sich Nick besser, richtete all seine verbliebene Kraft auf den Eindringling und wollte ihn vor Wut in tausend Stücke zerfetzen, während der Mann zeitgleich erneut etwas murmelte und sich eine gigantische Seifenblase um den Kerl aufbaute.
Die Blase zerplatzte und der Mann wurde nach hinten geschleudert.
War Nicks Wunsch daran abgeprallt?
»Nicht schlecht, Flaschengeist«, knurrte der Magier und kam auf die Beine, wobei er schon den nächsten Spruch aufsagte.
Nick erstarrte. Er konnte atmen und seine Augen bewegen, ansonsten gehorchten ihm seine Muskeln nicht mehr. Auch seine verzweifelten Wünsche erzielten keine Wirkung. Er konnte nicht zaubern!
»Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass es so einfach werden würde!« Lachend zog der Mann Julie an den Haaren nach oben. »Du kannst deinem Bruder nicht mehr helfen, du hilflose Sterbliche.«
Eiseskälte kroch durch Nicks Adern. Nein, das durfte nicht wahr sein, nicht Connor! Nick versuchte, sich zu bewegen, doch er regte sich keinen Millimeter, dafür raste sein Puls.
Julie! Was war, wenn der Magier auch ihr etwas antat, sie verletzte oder sie … Nick mochte nicht daran denken.
»Sie haben ihn … umgebracht?« Ihre Stimme klang leise und erstickt. Dicke Tränen liefen über ihr Gesicht. »Sie haben meinen Bruder getötet?«
»Wo ist die Flasche?«, fragte er kühl.
»Sie haben Connor umgebracht!« Schreiend begann sie, mit den Fäusten auf den Magier einzuschlagen, sodass sogar die Sonnenbrille aus seinem Haar flog.
Nick wollte ihr zurufen, sie solle damit aufhören, doch sie wurde immer
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