Nick aus der Flasche
gelingt es uns, die Dschinns zurückzuverwandeln.«
»Wollen die das denn?« Er konnte sich vorstellen, dass einige nicht ihre Macht aufgeben wollten.
»Das ist keine Frage des Wollens. Dschinns sind sehr mächtige Wesen. Geraten sie in die falschen Hände, können sie schlimmes Unheil anrichten. Außerdem sind unsere Flaschengeister noch Kinder, die haben ihre Fähigkeiten zum Teil nicht unter Kontrolle und machen Unsinn. Daher leben sie zur Zeit in einer Hochsicherheitseinrichtung.«
»Sie sind gefährlich? Und das erfahre ich erst jetzt?« Connors Hitze wandelte sich in Eiseskälte, sodass er die Klimaanlage ausschaltete, ohne Ginger zu fragen. »Julie weiß doch gar nicht, wie man mit einem Dschinn umgehen muss, sie hat sogar mich um Hilfe gefragt, als er einmal schwer verletzt war.«
»Was ist passiert?« Sie legte eine Vollbremsung hin, die Connor durchs Fenster geschleudert hätte, wäre er nicht angeschnallt gewesen. Die Flasche flog in den Fußraum, und nachdem Ginger den Kriecher vor ihnen überholt hatte, hob er sie auf, um sie wieder aufs Tablett zu legen. Dann erzählte er Ginger die Kurzfassung von Nicks Unfall mit dem Ast und dass sie ihn retten konnten.
»Wenn das alles erfolgreich ausgeht, werden wir auch Nick zurückverwandeln und alles wird gut.« Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Nicken. »Aber ich kann nichts versprechen.«
»Ihr habt doch bestimmt mächtige Zauberer unter euch. Können die denn gar nichts tun?«
»Nein.« Sie warf ihm einen traurigen Blick zu. »Natürlich haben wir es versucht, doch ein Junge ist dabei gestorben.«
Gestorben … Das Wort hallte wie ein unheilbringendes Echo durch seinen Kopf. Seine Kehle fühlte sich zugeschnürt an, und das plötzliche Schweigen zwischen ihnen zerrte an seinen Nerven.
Atemlos starrte er aus dem Fenster, die Finger um das Tablett verkrampft.
Eben passierten sie die Verrazano Narrows Bridge, aber die anderen hatten mindestens eine Dreiviertelstunde Vorsprung. In der Zeit konnte viel passiert sein.
Als sich auf einmal die Flasche wie von Geisterhand nach rechts drehte, riss das Connor aus seiner Starre. »Sie fahren nach Süden!«
»Verdammt!« Ginger zog aus der Mittelkonsole ein Funkgerät. »Ich vermute, sie sind aufs Meer raus.« Sofort gab sie die neuen Informationen an ihr Team weiter. »Ich brauche die Altus, Paul. Liegt sie in der Nähe?«
»Marine Basin«, antwortete er nach einer halben Minute.
»Danke, Paul!«
Der Nerd war wirklich fit. »Was ist die Altus?«
Ginger lächelte beinahe teuflisch. »Ein ganz spezielles Boot. Unsere neuste Errungenschaft, ich hatte letzten Monat die Einweisung bekommen. Die Altus wird dir gefallen.«
Ein Boot … Connor war erleichtert. Er traute diesem Verein alles zu.
Zwanzig Minuten später parkten sie in einer Zufahrt, die zu einigen Piers führte, und liefen zum Hafen. Ein Boot reihte sich dort ans andere. Meistens waren es kleine Yachten oder Speedboote. Es schien sich um einen Privathafen zu handeln, doch sie passierten problemlos die Schranke. Ginger hatte gute Kontakte.
Connor hielt immer noch das Tablett in der Hand, und die Flasche zeigte weiterhin aufs offene Meer hinaus. Seine Hoffnung auf ein Happy End schwand.
»Hierher!« Von einem der hinteren Stege winkte ihnen ein grauhaariger Mann in einem dunkelblauen Overall.
»Das ist Phil, der Kapitän und auch ein Magier, bevor du fragst«, erklärte ihm Ginger und winkte zurück. »Er wird uns begleiten. Er ist zwar schon ein recht betagter Seebär, aber er kennt die Altus wie kein anderer.«
Als Connor jedoch sah, wer oder was die Altus wirklich war, verkrampfte sich sein Magen. »Nein, da steig ich unmöglich ein, das Ding ist ja nicht größer als eine Sardinenbüchse!« Das blauschimmernde U-Boot ragte halb aus dem Wasser heraus. »I-ich dachte an ein Speedboot.«
»Da können wir ja gleich mit Pauken und Trompeten vorfahren.« Mit hochgezogenen Brauen schaute sie ihn an. »Kommst du nun mit?«
Er hatte verdammte Platzangst!
Schulterzuckend nahm sie ihm die Flasche aus der Hand. »Wie du willst, dann warte hier. Du kannst über Funk alles mitverfolgen.«
***
Nick lag – immer noch bewegungsunfähig – neben Julie im Bauch einer Motoryacht, die vielleicht fünfzehn Meter in der Länge maß, soweit er das einschätzen konnte. Ihr Entführer hatte sie zu einer einsamen Anlegestelle gefahren und auf dieselbe Weise an Bord geschafft wie in das Auto.
Das Innere des kleinen Schiffes erinnerte ihn an Solomons Keller
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