Nick aus der Flasche
erkennen, ob sie jetzt gehen oder ihn trösten sollte. Ihre Gefühle für diesen Casanova waren wohl doch noch nicht erloschen.
Zu seiner Erleichterung drehte sie sich um und ging weiter. »Was hab ich dir gesagt?!« Sie klang ungehalten, weil er gezaubert hatte, und zog ihn hastig weiter, vorbei an Lehrern und Schülern, die durch den Gang eilten.
Martin blieb dicht bei ihnen. »Was hatte Josh denn? Hast du das gemacht, Nick?« Triumphierend grinste er ihn an. »Das hat der Kerl schon lange verdient. Endlich reicht ihm mal jemand das Wasser. Du bist ja ein richtiges Alphatier!«
Nun grinste Julie ihn ebenfalls an. »Ja, so kenne ich dich gar nicht, Old-School-Boy.«
Hatte sie ihn für einen Versager oder Feigling gehalten? Nick hatte sich nie vor einer Konfrontation gedrückt. Es freute ihn, dass sie ihm seine kleine Zauberei verzieh.
»Wie ich Josh kenne, wirst du bald Bekanntschaft mit seinen Kumpels machen«, sagte Martin und verabschiedete sich, da er in einen anderen Kurs musste.
Nick zuckte lediglich mit den Schultern. Sollten sie ruhig kommen. Er war bereit.
*
Bevor sie in ein Klassenzimmer traten, erklärte ihm Julie, dass Handys in der Schule verboten waren. Egal – er brauchte so ein Ding eh nicht. Außerdem gab es eine Kleiderordnung: ordentliche und sittsame Klamotten waren vorgeschrieben. Ah, daher zog sich Julie so brav an. Das war ihm ebenfalls recht, denn er konnte sich zu gut daran erinnern, wie Josh ihr auf der Party in den Ausschnitt gestiert hatte. Außer Martin würde er keinen anderen Jungen in ihre Nähe lassen … Verdammt, das war kindisch. Er war zwar ihr Dschinn, aber deshalb brauchte er sich nicht wie ihr Dad aufführen. Julie war eine junge, vernünftige Frau. Solange ihr die Liebe nicht zu Kopf stieg … oder ein paar Pillen.
Nick wollte, dass sie glücklich war, daher hatte sie auch einen Freund verdient, der zu ihr passte, der sie respektierte und auf Händen trug. Da er nicht mit ihr zusammen sein konnte, da es ja irgendwelche Komplikationen mit sich brachte, die er nicht herbeiführen wollte, musste er wenigstens jemanden finden, der sie verdient hatte.
»Können wir nun rein, Frau Lehrerin?«, fragte er sie lächelnd, als sie geendet hatte.
»Nach dir.« Breit grinsend ließ sie ihn vorbei. »Willkommen in der Hölle.«
***
Seine erste Schulstunde und dann gleich sein Lieblingsfach: Mathematik!
Der Lehrer Mr. Haystings, zu Nicks Überraschung ein sehr junger Mann – er hätte eher den Typ: grauhaariger Professor erwartet – begrüßte ihn mit Namen und setzte ihn an einen leeren Tisch am Fenster. Julie hockte neben ihm im Mittelgang und wirkte aufgeregter als er. Beim Auspacken fiel ihr das Buch auf den Boden und ihren Stift hätte sie auch beinahe vom Tisch gefegt. Hatte sie Angst, er würde noch mal zaubern? Oder es würde auffliegen, dass er eigentlich gar nicht hier sein dürfte? Er würde sich jetzt wirklich benehmen!
Mr. Haystings erzählte den Schülern kurz wer Nick war, woher er kam, dass er umgezogen war und wegen Krankheit ein Jahr verloren hatte – weshalb er auch der Älteste im Kurs war –, bevor er alle aufforderte, die Bücher herauszuholen.
Nick warf einen kurzen Blick aus dem Fenster und betrachtete wehmütig die grünen Bäume am Rand des Pausenhofes. Es war Mai, und schon Ende Juni würde das Schuljahr vorbei sein. Er hatte nur noch wenige Wochen, um das Leben an der Highschool zu genießen.
Eigentlich hatte er den Abschluss längst in der Tasche, schon seit beinahe einem halben Jahrhundert, doch es hatte sich bestimmt eine Menge geändert. Zum Glück schrieben sie keine großen Arbeiten mehr, wie Julie ihm versichert hatte, denn da würde er bestimmt versagen, aber eigentlich brauchte er sich darüber und um sein Abschlusszeugnis keine Sorgen machen. Ein wenig Zauberei … und er könnte an jedes College gehen, auf das er wollte.
So weit wollte er noch nicht denken. Falls Julie ihn auf eine weiterführende Schule ließ, würde er ganz sicher dorthin gehen, wo sie lernte.
Der Unterricht war großartig, obwohl Nick nicht alles verstand. Was auch daran lag, dass ihm ständig Zettelchen zugesteckt wurden. Das Mädchen hinter ihm – es war Lisa, Julies ehemalige beste Freundin – tippte ihn an der Schulter an und überreichte ihm ein zusammengefaltetes Blatt. Sie wollte wissen, ob er wirklich ein Heimkind war und ob er mit Julie ging.
Mit brennenden Wangen sah er zu Julie. Sie starrte mit zusammengezogenen Brauen zu Lisa.
Nick würde
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