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Nick aus der Flasche

Nick aus der Flasche

Titel: Nick aus der Flasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Davis
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keinen unkontrollierten Magieentladungen führen. Im Moment fühlte er sich vor lauter Nervosität wie eine Zeitbombe.

    *

    Nachdem Julie ihn aus dem Haus geschmuggelt und er sich samt Rucksack hinter einem Auto groß gemacht hatte, gingen sie zur Bushaltestelle. Er spürte das Gewicht der Tasche auf seiner Schulter, genoss das Prickeln der Sonnenstrahlen auf dem Gesicht, erfreute sich am Gezwitscher der Vögel, die in den Baumkronen saßen, und nahm einen tiefen Atemzug der Morgenluft. Am liebsten hätte er Julies Hand gehalten, dann wäre der Start in den ersten Schultag perfekt gewesen. Sie ging so dicht neben ihm, dass sie sich ab und zu berührten. Heute trug sie wieder den Rock, in dem er sie kennengelernt hatte, und eine helle Bluse. Richtig dufte sah sie darin aus, aber es war wohl egal, was sie anhatte, sie würde so oder so ein steiler Zahn bleiben. Er war stolz, eine so hübsche Herrin zu haben.
    Die letzten Meter mussten sie laufen, weil der Bus bereits die Straße heraufgefahren kam. Ein wenig steckte Nick der Blutverlust in den Knochen, dennoch fühlte er sich großartig. Ständig kontrollierte er, ob seine Füße wirklich den Boden berührten und er nicht aus Versehen vor Freude in der Luft schwebte.
    Beim Einsteigen grinste er den Busfahrer so dämlich an, dass der den Kopf schüttelte. Nick war das egal, nichts konnte seine Laune trüben. Der Tag versprach perfekt zu werden.
    Martin hatte ihnen ganz hinten zwei Plätze freigehalten und winkte grinsend. Sie marschierten an zankenden Kindern vorbei, andere glotzten ihn an und ein paar Ältere musterten ihn neugierig. Julie hatte übertrieben, es fuhren noch mehrere Größere mit: unverkennbar die Loser und Einzelgänger. Weil sie sich nicht anpassen konnten oder wollten, keine besonderen Klamotten trugen oder aus anderen Gründen nicht ins Gesamtbild passten. Das Leben war oft grausam und Kinder konnten wahre Monster sein, das hatte Nick im Heim auch mitbekommen.
    Vielleicht hätte er diese Jugendlichen früher auch ignoriert, doch jetzt sah er alles mit anderen Augen und sie taten ihm ein bisschen leid. Er ging viel wachsamer durchs Leben, daher bemerkte er auch das blasse Mädchen, das auf einem leeren Platz hockte – nein, fünf Zentimeter über dem Sitzpolster schwebte – und ihn traurig anschaute, die dürren Fingerchen in das weiße Kleid gekrallt. Mit den eingefallenen Wangen und den rot umrahmten Augen wirkte sie krank. Mittlerweile war sich Nick sicher, dass das Tote waren, Geister, die noch in dieser Welt verweilten. Ob er mit ihnen sprechen konnte? Das musste er unbedingt probieren, wenn er allein war, sonst würden ihn gleich alle für verrückt halten. Da mal wieder nur er das seltsame Mädchen zu bemerken schien, sagte er nichts.
    »Hi, Nick!«, begrüßte Martin ihn mit einem breiten Grinsen und klopfte auf den leeren Platz neben sich. »Ich finde das ja so geil, einen echten …« Sein Wortschwall endete abrupt, als Julie ihm auf den Arm schlug und sich auf seiner anderen Seite niederließ.
    »Halt bloß die Klappe!«, zischte sie. »Ich hoffe, du hast niemandem erzählt was passiert ist.«
    Empört schaute er sie an. »Hey, für wie dumm hältst du mich? Ich sag doch keinem, dass Nick ein Punkt Punkt Punkt ist. Außerdem wollte ich gerade sagen: Ich finde es toll, einen echten
Waisenjungen
zu kennen.«
    »Wer’s glaubt«, murmelte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Martin beugte sich zu ihm. »Sie ist immer mürrisch, wenn sie mit dem Bus fahren muss.«
    Er nickte zustimmend und schmunzelte. Julie würde ihr Auto bekommen, vielleicht schon heute.
    Plötzlich zog Martin Nicks Shirt nach oben, woraufhin er die Luft anhielt. Nick wollte nicht, dass Martin ihn berührte, aber das war nur ein neugieriger Junge, nicht Solomon, der ihn schlagen wollte. Daher entspannte er sich.
    »Wow«, hauchte Martin, »fast nichts mehr zu sehen. Ist das eine Narbe?« Als er auf seinen Bauch fassen wollte, riss Julie seine Hand weg. »Hör auf, Nick anzutatschen. Er steht nicht auf Jungs.«
    Schulterzuckend ließ Martin sich zurücksinken und murmelte: »Für mich fällt nie einer ab.«
    »Ja, das wundert mich allerdings, denn du verhältst dich immer mehr als auffällig.«
    »Tschuldigung, ich bin halt wie ich bin.«
    Die weitere Fahrt verlief ohne Zwischenfälle, durch Wohnsiedlungen und vorbei an Grünanlagen, bis der Bus zwanzig Minuten später auf einen großen Parkplatz einbog. Dort wimmelte es von Schülern, die mit Fahrrädern

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