Nick aus der Flasche
zurückgekommen.«
»Ich war nie weg.« Er schluchzte auf und umarmte Emma erneut. Auch Julie weinte. Sie saß auf der anderen Seite des Bettes und schnäuzte sich in ein Papiertuch.
»Aber wie kann das sein? Warum siehst du keinen Tag älter aus als damals, als du verschwunden bist?« Sanft fuhr sie ihm über den Kopf. »Nur deine Haare sind ein wenig länger.«
Froh, dass sie so gefasst blieb, löste er sich von ihr. »Das ist kompliziert.«
»Erkläre es mir.«
Mit dem Handrücken wischte er sich über die Augen und zog ebenfalls einen Stuhl heran, mit dem er sich so dicht ans Bett setzte, dass er Emmas Hand halten konnte. »Ich bin …« Sollte er es wirklich aussprechen?
Aufmunternd nickte sie ihm zu.
»Ich bin ein Flaschengeist.«
»Was?« Tiefe Falten erschienen auf ihrer Stirn.
»Es stimmt«, meldete sich Julie zu Wort. »Nick war in der Flasche, die Sie mir geschenkt haben. Als ob Sie gespürt haben, dass er dort drin ist.«
»In der Flasche?«
Julie nickte. »Solomon war ein Zauberer.«
Schweigen senkte sich wie Blei auf ihn herab. Er starrte Emma an, beobachtete jede ihrer Reaktionen. Er war so erleichtert, dass er sich ihr gezeigt hatte, doch jetzt hatte er Angst, sie würde ihm nicht glauben.
Vorsichtig schüttelte sie den Kopf. »Solomon war ein Zauberer?«
»Ein böser Magier«, sagte Nick. »Er hat Kinder gefangen und sie in Dschinns verwandelt. Damit hat er sein Geld verdient. Außerdem hat er einen Vergessenszauber auf mich gelegt. Ich konnte mich erst wieder an dich und mein Leben erinnern, als Julie mich aus der Flasche geholt hat.«
»Erzähl mir bitte alles.« Emma schien äußerlich gefasst, doch ihre Stimme zitterte.
Nick begann mit seiner Geschichte an dem Tag, als er sich von ihr verabschiedet hatte, um mit dem Bus nach Prince’s Bay zu fahren. Sie hörte ihm zu und sagte nichts. Einige grausame Details sparte er jedoch aus, um ihr nicht noch mehr Kummer zu bereiten.
Julie übernahm an der Stelle, als Emma ihr die Flasche geschenkt hatte.
»Daher haben Sie vielleicht gespürt, dass diese Flasche etwas ganz Besonderes ist«, sagte sie.
Emma nickte. »Schon möglich.«
Er atmete auf. »Dann glaubst du, was wir dir erzählen?«
»Was gäbe es sonst für eine Lösung? Sofern ich akzeptiere, dass es Magie gibt, klingt alles logisch und ich habe endlich eine Erklärung dafür, warum Bill so verändert wirkte, nachdem er Mr. Solomon besucht hatte. Er muss auch ihn verzaubert haben, damit er nicht mehr weiter nachforscht.« Sie senkte den Blick. »Bill war mein Mann.«
»Ich weiß«, antwortete er leise. »Ich war am Samstag dabei, als Julie dich besucht hat.«
»Wo hattest du dich versteckt?«
»In ihrer Tasche.«
Emmas Brauen hoben sich.
»Ich kann mich klein machen.« Er lächelte. »Und ich habe mich so gefreut, dass du noch meine Gitarre hattest.«
»Ich hab immer gehofft, du kommst zurück.« Erneut fuhr sie ihm über das Gesicht und seufzte. »Ich kann es noch gar nicht glauben. Auch nicht, dass du dich klein machen kannst. Das musst du mir zeigen.«
Nick schaute zur Tür. Er hörte Stimmen im Gang. »Das werde ich, aber gerade ist es zu riskant. Vielleicht kann ich etwas anderes versuchen.« Er ließ sich von Julie die Sonnenblume geben.
Hoffentlich klappte es, denn er war so aufgeregt!
Für Emma
, dachte er und stellte sich vor, die Blütenblätter der Sonnenblume wären nicht länger gelb, sondern jede Blüte hätte eine andere Farbe. Wie ein Regenbogen. Er schloss die Lider, konzentrierte sich scharf und schnippte.
Als er ein »Oh« hörte, wusste er, dass es geklappt hatte.
»Nick!« Emmas Augen strahlten, während er ihr die bunte Blume überreichte. »Sie ist wunderschön! Und sieht aus wie die Skulptur …«
»… in deinem Garten.« Erleichtert atmete er auf. »Ich bin aber noch nicht so gut im Zaubern, weil Solomon es mir verboten hatte.«
Emmas Gesicht wurde ernst. »Irgendwie habe ich immer gespürt, dass Mr. Solomon etwas mit deinem Verschwinden zu tun hatte. Wenn du nicht der Einzige bist …« Ihre Augen wurden groß. »Die anderen Flaschen, die diese seltsame Organisation abgeholt hat …«
Er nickte. »Ja, da sind auch überall verschwundene Kinder drin.«
»Oh mein Gott. Man muss doch was tun können? Ich könnte Frank informieren. Er war ein Kollege meines Mannes und arbeitet noch im Polizeidienst.«
»Niemand würde dir glauben. Außerdem wissen wir nicht, wer die Flaschen jetzt hat.« Die Adresse vom Magiernet, wie hatte sie noch mal
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