Nick aus der Flasche
zwischen ihnen sein. Er war ein Dschinn, sie seine Herrin – mehr gab es dazu nicht zu sagen.
*
Der Unterricht lenkte Nick weiter ab, forderte ihn, machte ihm Spaß. Josh hielt sich im Hintergrund und Martin war in den Pausen nur an Evans Seite zu sehen. Die beiden schienen auf einer Wellenlänge zu sein, denn sie redeten ohne Unterbrechung und lachten ausgelassen.
Als sie in der Kantine ihr Mittagessen einnahmen, setzten sich die beiden Jungs zu ihnen.
»Hi«, sagte Martin. »Evan kennt ihr ja schon.«
Der braunhaarige Junge begrüßte sie ebenfalls und stellte sein Tablett auf den Tisch.
»Habt ihr Lust, am Nachmittag mit uns ans Meer zu fahren?« Martin schaute auf Julie. »Das haben wir ewig nicht mehr gemacht.«
»Erst vor zwei Wochen«, erinnerte sie ihn und rief: »Au!«
Nick hatte mitbekommen, wie Martin ihr unter dem Tisch gegen das Schienbein getreten hatte. Offensichtlich wollte er unbedingt, dass sie mitkam. Vielleicht, damit seine Eltern tatsächlich keinen Verdacht schöpften.
»Klar fahren wir mit, das wird bestimmt lustig.« Nick würde auch gerne das Meer sehen. Bei ihm war es tatsächlich ewig her.
Julie schaute ihn mit ihrem Ich-bin-hier-die-Herrin-und-bestimme-Blick an, sodass er sein vorlautes Mundwerk fast bereute, doch dann meinte sie lächelnd: »Heute soll es affenheiß werden, da kommt mir eine Abkühlung gerade recht.«
Nick war erleichtert und freute sich riesig. »Wir können ja mit einem Auto fahren. Soll ich euch abholen?«
Martin strahlte über das ganze Gesicht. »Das wäre spitze!«
***
Wenige Stunden später fuhren sie zu viert in Nicks Wagen rüber nach Oakwood auf eine vorgelagerte Insel, auf der sich hinter dem Great Kills Park ein langer Sandstrand befand. Normalerweise radelten Julie und Martin meistens zum Strand in Prince’s Bay, weil Great Kills zu weit weg lag, daher freute sie sich über die etwas andere Aussicht. Der Strand hier war kilometerlang und viel breiter, außerdem bildete das Grün des Parks, der hinter den Dünen lag, einen wunderschönen Kontrast zum hellen Sand. Sobald sie ihn betraten, zog Julie die Sandalen aus und genoss das warme, weiche Gefühl unter ihren Fußsohlen. Vom Meer wehte ein leichter Wind und brachte ein wenig Abkühlung. Ihr war aber nicht nur wegen der Sonne heiß, vor allem lag das an Nick. Seit ihren wilden Küssen konnte sie an nichts anderes mehr denken als an ihn.
Martin und Evan liefen gleich ins Wasser, während sie eine Decke ausbreitete und Nick den Sonnenschirm in den Sand rammte. Sie hatten lediglich zwei Stunden, bevor sie zurückfahren mussten, denn Julie hatte versprochen, am Abend zu Hause zu sein. Mom und Dad würden Freitagmorgen in aller Frühe abreisen, daher würden sie sich nur noch heute sehen. Connor kam bereits einen Tag eher heim, um den Wachhund zu spielen, da er am Freitag keine wichtigen Stunden mehr hatte. Als ob das nötig wäre. Nick behandelte sie zwar nicht gerade wie Luft und schielte ständig zu ihr, vor allem, als sie sich ihr Kleid auszog, unter dem sie einen Bikini trug, aber ansonsten fehlte die Leichtigkeit, die vorher zwischen ihnen geherrscht hatte.
Hatte er gestern wirklich einen Schwächeanfall gehabt? Sie zweifelte daran. Vielmehr stand diese Herrin-Dschinn-Sache zwischen ihnen, die sie bald wahnsinnig machte. Vielleicht sollten sie dieses Hindernis einfach vergessen und im Hier und Jetzt leben, Spaß haben. Wer wusste schon, was in ein paar Jahren war?
Während sie sich eine mögliche Zukunft mit Nick ausmalte, setzte sie sich auf die Decke unter den Schirm und schaute zwei Kindern zu, die am Ufer ihre Drachen steigen ließen. Einige Leute gingen am Strand entlang, andere genossen wie sie die Sonne auf Decken oder Liegen, doch durch die Weitläufigkeit verteilten sich die Besucher, sodass sie beinahe ungestört waren.
»Magst du auch einen haben?«, fragte Nick, der sich vor sie stellte und ihrem Blick folgte.
»Was?« Ihr Herz geriet ins Stolpern, als sie ihn dabei beobachtete, wie er sein T-Shirt über den Kopf zog. Dabei erinnerte sie sich, wie sie ihn zum ersten Mal nackt in der Dusche gesehen hatte. Er war einfach ein bildhübscher junger Mann. Groß und schlank. Am liebsten wollte sie ihre Hand ausstrecken, um über seinen flachen Bauch zu streichen.
»Na, einen Drachen. Möchtest du einen?«, fragte er, während er seine Jeans öffnete.
»Hm«, brummte sie und schluckte. Nick trug keine Badehose, nur einen Slip. Er verharrte in seinen Bewegungen und warf einen
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